Die Harland-Chroniken 1: Das Gift der Schlange

Unter dem Obertitel „Die Harland-Chroniken“ erschien mit „Das Gift der Schlange“ das erste Abenteuer für das Science-Fiction-Rollenspiel „Ultima Ratio“. Das Setting bietet Platz für alle möglichen Arten von Abenteuern – schauen wir doch mal, welchen Aspekt des Settings der erste, offizielle Abenteuerband bedient.

von André Frenzer

Wer den Obertitel „Die Harland-Chroniken“ dabei mit Bedacht liest, der wird gleich auf zwei Dinge aufmerksam. Zum einen, dass mit Harlands Loch wohl eines der spezielleren Bestandteile des Settings als Handlungsschauplatz gewählt wurde; zum anderen, dass „Das Gift der Schlange“ wohl den ersten Teil einer längeren Kampagne darstellen soll. Gerade der zweite Aspekt ist bislang aber noch nicht weiterverfolgt worden – interessierte Spielende warten immerhin seit 2018 auf eine Fortsetzung. Lohnt sich dieser erste Teil vielleicht dennoch?

Harlands Loch ist eine der ungewöhnlichsten Kolonien des Lukeanischen Reiches. Vor kurzem besprachen wir auf diesen Seiten den zugehörigen Quellenband. Als ehemalige Bergbaukolonie gegründet, ist Harlands Loch mittlerweile ein Schmelztiegel unterschiedlichster Ethnien und Interessen. Darüber hinaus verfügt es über eine ganze Reihe interessanter Lokale und Etablissements, was zu einem regen Nachtleben führt und Harlands Loch für das ganze Reich interessant macht. Und da die kolonie-eigene KI HARLAND gerne über kleinere Gaunereien hinwegsieht, haben sich auch reichlich zwielichtige Gestalten hier versammelt.

Vor diesem brodelnden Hintergrund spielt nun also „Das Gift der Schlange“. Die Protagonisten – so werden bei „Ultima Ratio“ die Spielercharaktere genannt – geraten zwischen die Fronten zweier Unterweltgrößen. So plant der Bandenboss Jafal Anthony Knox, besser bekannt als „die Schlange“, einen wertvollen Datenkristall an sich zu bringen. Dieser wiederum ist im Besitz des anamarianischen Diplomaten Khedras Daraskh, der wegen eines Kartenspiel-Turniers – dem berühmten „Restapalooza“ – auf Harlands Loch verweilt. Aus dieser Grundlage spinnt sich eine interessante, wenn auch von den Zutaten her recht bekannte, Heist-Story. So müssen die Protagonisten nicht nur an Daraskhs Ausweis und seine Fingerabdrücke gelangen, sondern auch noch den Datenkristall von seiner Yacht stehlen.

„Das Gift der Schlange“ ist ebenso kompakt geschrieben, wie die meisten Quellenbände von „Ultima Ratio“. So passt die eigentliche Abenteuerhandlung auf knapp 10 Seiten. Autor Nikolas Tsamourtzis hat aber noch einige weitere Informationen beigefügt, um dem Spielleiter dabei zu helfen, den eigentlich sehr geradlinigen Diebstahl-Plot mit einigen Ausschweifungen zu versehen. So gibt es optionale Szenen und zusätzliche Nebencharaktere, um die Handlung weiter aufzulockern. Eine kurze Settingbeschreibung – die jedoch in ihrer Dichte natürlich nicht an den Quellenband heranreichen kann – und eine genauere Beschreibung des als „Restabbatser“ bekannten Kartenspiels runden den Band ab.

Damit ist eigentlich alles Wichtige zusammengetragen, um ein paar spannende Stunden zu erleben – als Kritikpunkt mag aber bestehen bleiben, dass die Story wenig innovativ ist und die einzelnen Versatzstücke recht bekannt vorkommen. Dafür ist das Abenteuer aber auf verschiedene Schwierigkeitsgrade anpassbar und so sowohl für Einsteiger als auch erfahrenere Spielende vor und hinter dem Spielleiterschirm durchaus machbar. Im Hinblick auf ein mögliches Kampagnenspiel bleibt zu sagen, dass „Das Gift der Schlange“ in sich abgeschlossen funktioniert – weder ein offenes Ende noch zu viele lose Fäden bleiben nach Beendigung des Auftrags übrig.

Optisch entspricht „Das Gift der Schlange“ dem hohen Standard der restlichen Reihe. Auch wird wie immer keinerlei Platz verschwendet und das professionelle Layout hilft dabei, Informationen schnell wiederzufinden. Die Illustrationen kennt man teilweise bereits aus dem Quellenband „Harlands Loch“, das mindert jedoch nicht ihre generell hohe Qualität. Optisch und technisch gibt es damit nichts zu meckern.

Fazit: „Das Gift der Schlange“ ist ein nettes, wenn auch wenig innovatives Heist-Abenteuer, welches den Hintergrund um Harlands Loch geschickt ausnutzt und einige Stunden Spielspaß verspricht. Für „Ultima Ratio“-Fans definitiv empfehlenswert, aber auch Spielende anderer Science-Fiction-Systeme dürfen – gerade für den geringen Preis – gerne einen Blick riskieren.

Die Harland-Chroniken: Das Gift der Schlange
Abenteuerband
Nikolas Tsamourtzis
Verlag Heinrich Tüffers 2018
ISBN: 978-3-941340-18-3
24 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 7,95

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