Arkham Horror – Das Kartenspiel: Das Vermächtnis von Dunwich – Kampagnen-Erweiterung

„Das Vermächtnis von Dunwich“ war im Jahr 2017 die erste große Kampgane für das Living Card Game „Arkham Horror – Das Kartenspiel“. An der Seite von Dr. Henry Armitage, der an der Miscatonic-Universität in Arkham arbeitet, gingen die Ermittler unheimlichen Ereignisse und mysteriösen Entführungen nach, die zu einem Grauen führten, das eigentlich schon besiegt geglaubt war. Nun kann eine neue Spielergeneration die Kampagne komplett in einer Box gesammelt erleben.

von Frank Stein

Im Jahr 1928 schrieb der Vater des Cthulhu-Mythos (auf dem das komplette „Arkham Horror“-Franchise basiert) H. P. Lovecraft die Kurzgeschichte „Das Grauen von Dunwich“. Diese handelt von der unheimlichen Whateley-Familie, deren Sproß Wilbur Whateley ein ungesunders Interesse an dem verbotenen Zauberbuch namens Necronomicon hegt, das im Giftschrank der Orne-Bibliothek der Miscatonic-Universität aufbewahrt wird. Dr. Henry Armitage und seine zwei Kollegen, Dr. Francis Morgan und Professor Warren Rice, schieben dem einen Riegel vor und sie gehen sogar noch weiter, indem sie den Spuren Wilburs nach Dunwich folgen und dort ein noch größeres Übel bannen.

Die Kampagne „Das Vermächtnis von Dunwich“ schließt an diese Ereignisse elegant an. In acht Szenarien und vier Erzählsequenzen werden die Spieler – beziehungsweise deren Ermittler – einige Monate nach den Ereignissen der Kurzgeschichte in den Fall verwickelt und müssen sich dabei Bedrohungen und Erkenntnissen stellen, die Körper und Geist zu zerrütten drohen. Die ganze Sache beginnt, als die Ermittler von ihrem Freund und ehemaligen Mentor Dr. Armitage gerufen werden, der sich Sorgen um seine zwei Kollegen Morgan und Rice macht. Beide scheinen verschwunden zu sein. Er gibt den Ermittlern Hinweise, wo man suchen könnte, dann muss man sich direkt entscheiden, welcher Person man zuerst nachspüren will, eine Entscheidung, die durchaus Konsequenzen hat, was einen in eine nette Zwangslage bringt. Schon der Einstieg kann also als sehr gelungen betrachtet werden.



Ich will nicht zu viel spoilern, daher sei nur gesagt, dass die folgenden Szenarien die Ermittler nicht nur in die Ereignisse um „Das Grauen von Dunwich“ verwickeln, sondern sie auch zurück in jenen Ort führen, in dem erneut schreckliche Dinge passieren. Dabei wird man als Spieler mit einer stimmungsvollen Geschichte erfreut, die sich im „Kampagnen-Leitfaden“ (einem DIN-A4-Ringbuch-Heft) entwickelt und auf den Karten der Szenarien forterzählt wird. Obendrein bekommt man wirklich schöne Abwechslung in den Szenarien geboten. So gilt es, den nächtlichen Campus der Miscatonic-Universität zu erforschen, es gibt Ärger in einem Nachtclub, ein Gegenstand muss gefunden werden, dann folgt eine Zugfahrt nach Dunwich (ein echt tolles Szenario!), wo schließlich der Schrecken immer heftiger wird und an einem völlig bizarren Ort kulminiert.



Das ist teilweise echt knackig vom Schwierigkeitsgrad her, und so ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Ermittler nicht alle Szenarien der Kampagne erfolgreich beenden können. Schön dabei aber: Man stirbt deswegen nicht direkt. Es passieren „bloß“ unschöne Dinge, die sich auch auf Folgeszenarien auswirken können. Erst im vorletzten Szenario – so viel spoiler ich dann doch, denn wir sind daran gescheitert – sollte man wirklich alles geben, denn sonst erlebt man das letzte Szenario nicht mehr. Eigentlich sollte man schon von Szenario 1 an alles geben, denn jedes Versagen macht das Spiel danach noch schwerer. „Arkham Horror – Das Kartenspiel“ ist definitiv was für Kenner und Experten, die wissen, wie man Kartendecks optimiert und nutzt, um Herausforderungen zu überstehen. Wer eher naiv losspielt, wird gnadenlos untergehen. Das nur als Warnung.



Der Inhalt der vorliegenden Box entspricht allen Kampagnen-Teilen, die zuvor einzeln – also in der Grundbox „Das Vermächtnis von Dunwich“ sowie den sechs sogenannten Mythos-Packs (im Plastik-Blister) – erschienen sind. Alle Ermittler-Karten wurden in das Geschwisterprodukt, die „Ermittler-Erweiterung“, ausgegliedert. Es gibt keinerlei neue Inhalte, die zwei genannten Boxen sind schlichtweg eine andere und in meinen Augen elegantere Präsentationsform als damals. Eleganter vor allem, weil man mit der „Kampagnen-Erweiterung“ eine robuste Pappbox samt Plastik-Inlay erhält, in der man alle Karten der Kampagne (inklusive der Ermittler-Karten) gut unterbringen kann – sogar in Kartenhüllen. Das einzige, was mir fehlt, sind passende Kartentrenner, die für Ordnung sorgen. Die kann man separat in der Erweiterung „Rückkehr zu: Das Vermächtnis von Dunwich“ bekommen, die 2018 erschienen ist und damals neben einem neuen Dreh für die Kampagne die Lagerbox der Wahl war. Angesichts der vorliegende Box ist diese nun ein wenig obsolet, und man hätte sich gewünscht, dass die „Rückkehr“-Karten und die Trenner schlicht hier als Bonus mit enthalten gewesen wären.

Fazit: Die „Das Vermächtnis von Dunwich – Kampagnen-Erweiterung“ bietet ein atmosphärisch dichtes und spielerisch abwechslungsreiches Abenteuer in acht Kapiteln für „Arkham Horror – Das Kartenspiel“. Wer die alte Ausgabe von 2017 schon hat, kann die neue getrost ignorieren. Es gibt keine besonderen Inhalte (von ein paar Errata auf den Karten vielleicht abgesehen). Fans, die mit der Grundbox von 2022 das Spiel für sich entdeckt haben, können dagegen bedenkenlos zugreifen. Die Kampagne wird für ein paar spannende Spieleabende sorgen, etwas Glück und entweder Erfahrung im Umgang mit „Deckbau“-Kartenspielen oder aber Frustrationstoleranz vorausgesetzt!

Arkham Horror – Das Kartenspiel: Das Vermächtnis von Dunwich – Kampagnen-Erweiterung

Kartenspiel-Erweiterung für 1 bis 4 Spielende ab 14 Jahren
MJ Newman, Nate French
Fantasy Flight Games/Asmodee 2022
EAN: 4015566603424
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 59,99

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