Unsere Freunde, die Maschinen

„Tales from the Loop“, basierend auf den fantastischen Bildern Simon Stalenhags, war nicht nur im schwedischen Original ein großer Erfolg. Auch hierzulande gab es ein erfolgreiches Crowdfunding für die deutsche Lokalisation. Kein Wunder, dass auch bald die ersten Zusatzbände erscheinen.

von Jens Krohnen

Mit „Unsere Freunde, die Maschinen“ legt Ulisses dann auch gleich den ersten Abenteuerband auf Deutsch vor. Wobei, genauer muss es natürlich Mysterien-Band heißen, denn die Abenteuer für „Tales from the Loop“ werden als „Mysterien“ bezeichnet. Von diesen finden sich drei vollständig ausgearbeitete in vorliegendem Band wieder sowie ein Haufen Ideen und Vorschläge für Spielleiter, die ein wenig mehr Eigenarbeit in ihre Szenarien stecken möchten. Aber der Reihe nach.

Eröffnet wird der Band mit dem titelgebenden Mysterium „Unsere Freunde, die Maschinen“. Hierin geht es um eine neue Serie Spielzeugroboter, die auf den Markt geworfen werden – eine Ähnlichkeit mit den bekannten „Transformers“ ist hier nicht unabsichtlich gewählt. Doch die kleinen Roboter sind nicht so harmlos, wie sie auf den ersten Blick scheinen, und zwischen den beiden verfeindeten Fraktionen tobt tatsächlich ein Krieg – ein Krieg, den nur die Kinder werden entscheiden können. Das zweite Mysterium ist „Das Horror-Film-Chaos“. War im ersten Szenario typisches Spielzeug der 1980er Jahre das Thema, so ist es hier die moralische Panik, die die Verbreitung von Horrorfilmen, Rollenspielen und anderem „satanistischen“ Material unter den Erwachsenen auslöste. In „Das Horror-Film-Chaos“ ist es eine Eltern-Vereinigung, die unter dem Vorwand eines Kulturfestivals alles ungeliebte Material zu beschlagnahmen droht. Doch wie immer bei „Tales from the Loop“ steckt mehr hinter den Vorgängen als menschlicher Irrglaube.

Das dritte, vollwertige Szenario ist „Die Mumie im Nebel“. Im Vergleich zu den beiden anderen Mysterien ist es von geringerer Tragweite und vielleicht daher so charmant. Die Geschichte handelt von einem Wissenschaftler, der sich bei einem Experiment selbst verunstaltet, und von geheimen Forschungen auf den Inseln im Mälaren-See. Diese beiden Handlungsstränge laufen zusammen, wenn die Kinder den Spuren der Mumie folgen. Der hierauf folgende Artikel, „Mixtape der Mysterien“, enthält gleich acht kurze Szenarien-Skizzen, die von Musiktiteln aus den 1980ern inspiriert wurden. Die Ideenfundgrube ist wirklich gut gelungen, auch wenn naturgemäß mehr Arbeit für den Spielleiter übrigbleibt. Immerhin: Wer hier nicht die passende Inspiration findet, ist selbst schuld. Abgerundet wird der Band mit einigen Blaupausen von Robotern und Luftschiffen – ebenfalls versehen mit Ideen für Mysterien – sowie einem kurzen Artikel, der dabei helfen soll, die eigene Heimatstadt zum Zentrum von Mysterien für einige „Tales from the Loop“-Szenarien zu machen.

Wie auch schon das Grundregelwerk ist der Abenteuerband liebevoll und umfänglich aufbereitet. Die Qualität der Texte ist hoch, durch einfache Hinweisketten, Übersichtsgrafiken und eine klare Struktur findet man sich als Spielleiter schnell zurecht. Ein wenig schade ist, dass gerade die ersten beiden Szenarien Ereignisse von großer Tragweite beschreiben. Handeln die Kinder nicht schnell genug, so wird sich ihr Scheitern möglicherweise auf die ganze Stadt und darüber hinaus auswirken. Das passt nicht so recht zu dem Gefühl, dass das Grundregelwerk vermittelte, in dem es hauptsächlich darum ging, die Welt der Kinder zu bewahren. Doch das ändert nichts daran, dass die Szenarien vor Charme und Witz sprühen und allesamt gespielt werden wollen.

Die Illustrationen, eines der Markenzeichen des „Loop“-Universums, sind wieder absolut großartig gelungen. Dabei fügt sich die Zeichenkunst von Reine Rosenberg, neben Simon Stalenhag für die Illustrationen verantwortlich, nahezu nahtlos in das gewohnte Bild ein. Das Layout wurde vom Grundregelwerk übernommen und ist mit seinen klar abgesetzten Textkästen, den schlichten, aber gut lesbaren Karten und den gelungen Übersichtsskizzen gut gelungen. Technisch ist damit alles einwandfrei.

Fazit: Wer auf der Suche nach neuen Mysterien für seine „Tales from the Loop“-Runde ist, kann hier bedenkenlos zugreifen. Manches Mysterium wird zwar ein wenig „epischer“ als die im Grundregelwerk enthaltenen, doch das tut der Qualität der Geschichten keinen Abbruch. Absolut empfehlenswert.

Unsere Freunde, die Maschinen

Abenteuerband
Mikael Bergström, Nils Hintze, Thomas Michalski u.a.
Ulisses Spiele 2020
104 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 29,95

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