Das Cover ist ein fiktives Titelbild des Fußballmagazins „Elfer“, auf dem ein Fuchs mit Fußball abgebildet ist, den offensichtlich jemand nicht mag, denn es wurden diverse Mordinstrumente (Galgen, Pistole, …) auf die Seite gekritzelt. Die Rückseite ist ein farbiges Handout für das mitgelieferte Abenteuer.

Der Sichtschutz selbst ist stabil und optisch ungewöhnlich. Die Außenseite zeigt eine Art Pinwand, auf der unter anderem eine CD und diverse Notizen zu finden sind. Die Notizen erzählen kurze Gerüchte, die ja auch schon im Grundbuch überall eingestreut wurden. Die Optik ist nicht nur anders, sondern auch durchaus ansehnlich. Die vier Seiten auf der Innenseite geben mit kleiner Schrift – etwas zu kleiner Schrift für eine Benutzung in diffusem Licht – die wichtigsten Zusammenfassungen wieder, die man so brauchen kann: Waffen, Effekte von Zaubern, Auswirkungen von Wahnsinn, etc.

Doch das ist nicht alles. Das mitgelieferte Heft sorgt für die Erweiterbarkeit des Sichtschutzes. Unter der Überschrift „Du bist der SL-Schirm“ wird uns erklärt, dass weitere Tabellen, wie zum Beispiel eine Zusammenfassung der Charaktererschaffung oder eine ausfüllbare Tabelle, in der wichtige Charaktere beschrieben werden können, im Heft zu finden sind, die kopiert und am Sichtschutz befestigt werden dürfen. Da die innere Optik ohnehin mit Büroklammern arbeitet, bieten sich diese auch gleich zur Befestigung an. Im „Unknown-Armies“-Forum gibt es die Zusatzseiten und Templates zum Erstellen von eigenen Seiten auch bereits als kostenlosen Download.

Nach dieser netten Idee folgen einige Beispiele für Fertigkeiten (man erinnere sich: Bei „Unknown Armies“ sucht sich jeder Spieler seine Fertigkeiten selbst aus), Obsessionen und magische Gegenstände. Die Auswahl ist nicht groß, aber das liegt hauptsächlich an dem sehr langen Abenteuer, dass 38 der 48 Seiten des Heftes füllt. Für mehr Beispiele war einfach kein Platz.

Das Abenteuer stammt von Christoph Maser und nennt sich „Tally Ho!“, was so viel wie „Die Jagd ist eröffnet“ bedeutet und ein Begriff aus britischen Fuchsjagdgewohnheiten ist. Der Name passt. Die Charaktere bekommen den Auftrag, zur Zeit des Eröffnungsspiels der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 auf eine Person aufzupassen, die sie später am Treffpunkt nicht antreffen. Versuchen sie ihren Verbleib zu ermitteln, geraten sie mitten in eine Hetzjagd nach verschiedenen Personen, einem Koffer und Foxtrott II, dem Weltmeisterschaftsmaskottchen. Damit wäre dann auch der Zusammenhang mit dem Cover des „Elfer“ hergestellt.

Foxtrott II ist ein aus rechtlichen Gründen eingesetzter Ersatz für das richtige Maskottchen und trägt wie dieses keine Hose. Der Fuchs ist mit einem amüsanten fiktiven Lebenslauf ausgestattet und spielt besonders gegen Ende die zentrale Rolle des Abenteuers. Galgen und Pistole vom Cover deuten schon an, in welche Richtung das gehen wird, geben aber ein nur sehr unvollständiges Bild – die Wirklichkeit ist viel komplizierter.

Das Abenteuer strotzt nur so vor abgefahrenen Ideen. Da sitzen weise Männer in Toilettenhäuschen, Müllkippen für Menschen befinden sich mitten in München und die Charaktere können in einer Foto-Lovestory mehr über die Zukunft ihres eigenen Liebeslebens erfahren. Es spielt zur Zeit des Eröffnungsspiels der WM in München und die Stadt ist ein einziges Chaos. Und mittendrin sind die Charaktere, die es gleich mit mehreren gegnerischen Gruppen zu tun bekommen und es nicht leicht haben werden, das Chaos zu ordnen.

Der Aufbau des Abenteuers ist der einer klassischen Detektivgeschichte, bei der die Charaktere von Hinweis zu Hinweis geschickt werden und auf dem Weg so manche spannende Situation erleben können. Zum Glück gibt es jederzeit mehrere Hinweise, denen nachgegangen werden kann, sodass die Gefahr für die Spieler, in der Mitte nicht weiterzuwissen, relativ gering ist. Die Umgebung und das herrlich chaotische Showdown sorgen für den Rest.

Obwohl als anfängertauglich angekündigt, halte ich das Abenteuer nicht für Anfänger geeignet, dazu sind die Informationsmassen zu groß und die Geschichte ist zu verworren. Es wird dem Spielleiter so manches Instrument in die Hand gegeben, das ihm die Arbeit erleichtert, aber man sollte schon ein wenig Detektiv-Abenteuer-Erfahrung mitbringen, wenn man es leiten will. Auch die Spieler sollten sich nicht das erste Mal aus dem Dungeon wagen. Für „Unknown-Armies“-Anfänger, die schon andere Rollenspiele gespielt haben, ist es aber wegen des klassischen Aufbaus dafür sehr gut geeignet.

Schade ist nur, dass das Lektorat nicht so gut ist wie der Rest. Da werden zufällig Buchstaben verteilt, die an anderer Stelle weggenommen wurden und gleich zwei Textkästen enden mitten im Satz.

Fazit: Ein gelungenes Paket aus einem langen Abenteuer, einem gut aussehenden Sichtschutz und einigen Zusatzmaterialien – auf jeden Fall sein Geld wert.