Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel

Nach dem Putsch im Co-Herzogtum Solier sinnt der 14-jährige Sprössling des Herzogs auf Rache. Anstatt sich lange Jahre bei einem Ritter zu verdingen, ist Trix Solier das Glück hold, und er wird Zauberlehrling bei Meister Sauerampfer. Bis er jedoch die Möglichkeit für seine Rache hat, verstrickt er sich mitunter unfreiwillig in weitere Abenteuer, die ihm neue Freundschaften bescheren und ihn sogar eine Intrige gegen den König aufdecken lassen.

von Lars Jeske

Sergej Lukianenko, der Autor von „Trix Solier“, ist der bedeutendste russische Belletristikautor der Gegenwart. Auch über die Grenzen seines Landes hinaus sorgte vor allem die Romanreihe der „Wächter“ nehmst Verfilmungen für Furore und weltweites Aufsehen. Herausstellendes Merkmal dieser ist der Weltentwurf einer düsteren parallelen Gegenwart, in welcher es um nichts Geringeres als den ewigen Kampf von Gut und Böse geht, welcher sich zumeist in Russland abspielt.

Dass Lukianenko auch ganz anders schreiben kann, beweist er mit den Fantasy-Roman „Trix Solier“. Wir befinden uns zu einer unbekannten Zeit im Herzogtum Solier. Eigentlich sogar ein Co-Herzogtum und damit fängt der ganze Schlamassel an. Während einer Audienz seines Vater, des Herzogs von Solier, wird dieser Opfer eins Anschlages. Seine Mutter nimmt sich daraufhin auf dreifache Weise das Leben, wodurch der Initiator dieses Unterfangens, der Co-Herzog Sator Gris, sein Ziel der alleinigen Regentschaft über das nun geeinte Herzogtum erreicht hat, ist doch der 14-jährige Trix keine sonderliche Gefahr für Gris – vor allem da er schnell und Hals über Kopf flüchtet, um nicht doch noch beseitigt zu werden. Trübsinnig sinnt er auf Rache, doch ohne Mittel und Beistand sind ihm die Hände gebunden. Da bleibt ihm eigentlich nur noch der langjährige Plan, sich bei einem Ritter als Knappe hochzudienen und so protegiert eines Tages als ernstzunehmender Gegner seine Widersacher mit dem Schwert herauszufordern. Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Beinahe wirkt es schon so, als wäre es ein Kinder- beziehungsweise Märchenbuch mit all den Rittern, Zauberern, Untoten, Schauspielern und klaren Helden & Schurken. Auf alle Fälle ist die Geschichte kindgerecht verfasst, und dass das Gute gewinnt, steht sowieso außer Frage. Locker beschwingt begleitet man Trix bei seinen Abenteuern, in welchen er viele interessante Personen trifft, die mitunter auch unerwartete Wendungen der Handlung herbeiführen. Selbst das Ende des Romans bleibt dadurch bis zum Schluss unvorhersagbar. Die Geschichte an sich ist kurzweilig und spannend, da es nach dem Einstieg keine längeren Passagen gibt, in denen nichts passiert. Angefangen von der Flucht, über das Treffen mit Rittern und dem Zauberer Radion Sauerampfer, bis hin zum Kampf gegen die Vitamanten beim Befreiungsversuch von Fürstin Tiara. Dadurch vergeht die Zeit für den Rezipienten wie im Fluge.

Obwohl die überaus sympathische Story in sich abgeschlossen ist, bleibt sogar noch genügend Spielraum für Fortsetzungen. Diese wären aufgrund der Ausführungen und Gerüchte am Ende nicht minder interessant mitzuerleben.

Die Beschreibung auf der Rückseite des sehr stimmungsvollen Covers des Hörbuches ist leider etwas zu reißerisch-optimistisch. Dieses kann im Nachhinein zu einer Enttäuschung trotz guter Geschichte führen. Es wir alles etwas lustiger, fantastischer und außergewöhnlicher angepriesen, als es ist. Natürlich sind Story und Erzählweise lustiger als bei bisherigen Werken von Sergej Lukianenko, doch Lachanfälle sucht man, selbst in den Armen einer greisen Bardame von dreißig Jahren, größtenteils vergebens. Die schlichte Eleganz, mit der in dieser Welt gezaubert wird, ist jedoch ein toller, unerwähnter Kniff des Autors.

Das Highlight bei dieser auf 6 CDs gekürzten Lesung ist der Sprecher Stefan Kaminski. Ihm gelingt es, die vielen, sehr unterschiedlichen Charaktere, die Trix auf seinem Weg trifft, wohl differenziert und einzigartig zu intonieren. Zuweilen kann man sich nur sehr schwer vorzustellen, dass alle Rollen von nur einer Person gesprochen werden, was einfach sagenhaft ist. Dadurch bekommen selbst Nebencharaktere wie Minotauren oder der Zauberer Evykait eine unerwartete Tiefe und gestalten diese Lesung überaus hörenswert. Die Darstellung der Fee Annette, des überdrehten Familiars von Trix, sucht dabei ihresgleichen.

Fazit: „Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel“ ist eine aus der Feder von Sergej Lukianenko unerwartete Erzählung. Diese wird vor allem junge oder jung gebliebene Hörer faszinieren, welche ein Faible für klassische Fantasy-Geschichten haben und dadurch die Seitenhiebe auf Genreklassiker, geliebte stereotype Vorurteile und Plotvorhersagbarkeiten mit einem Schmunzeln wohlwollend zur Kenntnis nehmen werden können. Der Bonus für jeden älteren Hörer sind vereinzelt Spitzen zur Gesellschaftskritik und dezente Anspielungen auf unsere Gesellschaft. Eine rundum gelungene Geschichte, welche exzellent vorgelesen wurde. Für mich bis jetzt das Hörbuchhighlight 2010.


Trix Solier – Zauberlehrling voller Fehl und Adel
Gekürzte Lesung nach dem Roman von Sergej Lukianenko
Stefan Kaminski (Erzähler)
Der Hörverlag 2010
ISBN: 978-3-86717-638-5
6 CDs, ca. 425 min., deutsch
Preis: EUR 19,95

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