Thunderstone: Drachenturm

Das Doomgate – das Tor zum Verhängnis – wurde geöffnet und ein uraltes Übel in die Welt gelassen! Die Horden des Grauens können ungehindert in das Land strömen und alles zerstören, was sie berühren. Es gibt nur einen kleinen Schimmer Hoffnung: die seit Beginn der Zeit verschollenen Donnersteine. Zwei davon liegen verborgen in den Tiefen des Drachenturms. Werden eure Helden die Donnersteine als Erste finden?

von Frank Stein

 

Dramatisch klingt es, was man da auf der Rückseite der großformatigen Spielbox von „Thunderstone: Drachenturm“ zu lesen bekommt, der neusten Erweiterung des Deckbauspiels „Thunderstone“. Doch „Drachenturm“ ist mehr als nur eine Erweiterung. Es ist im Grunde „Thunderstone Deluxe“, denn es kann nicht nur als eigenständiges Spiel gespielt werden, es macht auch einiges noch besser als die ursprüngliche Basisbox.

Da wäre zum einen die Boxenhöhe. Endlich ist der Pappkarton hoch genug, um die Karten und Kartentrenner ohne Probleme darin aufstellen zu können. Dazu kommt wieder die bewährte geriffelte Plastikeinlage, die ein Verrutschen der sortierten Karten verhindert. Zum zweiten wird als „Service“ für die Spieler – und sicher auch als optisches Goodie – das Dungeon, in das die Spieler mit ihren Helden eindringen müssen, durch einen schicken Dungeonspielplan aus Pappe aufgewertet. Auf diesem sind nicht nur die einzelnen Positionen des Dungeons abgedruckt, sondern erfreulicherweise auch gleich die Standard-Lichtabzüge dazu, sodass man immer im Blick hat, wie viel Malus ein Angriff erhält, wenn man ohne genug Lichtausrüstung ins Dunkel zieht. Schließlich wurden die alten Erfahrungspunktekarten durch kleine Plastikmarker ersetzt, die zwar nicht wirklich zum Spielen nötig gewesen wären (genauso wenig wie der Dungeonspielplan), aber die (genau wie der Dungeonspielplan) das Spielerleben einfach noch etwas komfortabler und übersichtlicher gestalten. Für diese ganze Aufmachung der „Drachenturm“-Box gibt es schon mal einen begeisterten Daumen hoch!

Kommen wir zu den 688 Karten, die in dem Set enthalten sind. Darunter finden sich natürlich erstmal die zum Spiel nötigen 84 Basiskarten (Dolch, Fackel, Proviant, Miliz und Krankheiten). Ihnen allen wurden neue Illustrationen spendiert, die mir allerdings nicht ganz so gut gefallen, wie die auch dem Basisspiel, weil sie etwas weniger klar im Motiv sind (das zeigt sich vor allem bei der „Fackel“ und dem „Proviant“). Darüber hinaus enthält das Spiel 2 neue Donnersteine, 6 Dungeon-Merkmale, 96 Monsterkarten, 141 Heldenkarten, 144 Dorfkarten, 2 Wächter und 7 Szenariokarten sowie die zum Spiel und Sortieren nötigen 40 Zufallskarten du 53 Kartentrenner. Da den Zufallskarten und den Dungeon-Merkmalen zum besseren Sortieren farblich abweichende Kartenrücken spendiert wurden, hat Pegasus Spiele dem Set freundlicherweise gleich 94 aktualisierte Zufallskarten und 9 Dungeon-Merkmal-Karten für die bisherigen „Thunderstone“-Sets beigelegt. Zu guter Letzt sind noch 5x2 Übersichtskarten in der Box, die in Kürze den Spielablauf und die verschiedenen Kartensymbole erklären – eine praktische Soforthilfe im Spiel.

Ein Blick auf die Karten selbst enthüllt einiges Erfreuliches. Dorfkarten wie der „Torische Panzerhandschuh“, der für kleines Geld +2 Magischen Angriff, +2 Stärke und eine zweite Waffe erlaubt, der „Stadtführer“, der das Einkaufen einer zweiten Karte im Dorf ermöglicht oder der „Silbersturm“, der stärker wird, je mehr Gold aufgedeckt ist, werden sicher ihren Weg in viele Spielerdecks finden. Unter den elf neuen Helden finden sich unter anderem die „Phalanx“, die in der Masse richtig stark wird, die „Veteranen“, die bis Level 4 aufsteigen können (und die +10 (!) Angriff bekommen, wenn neben ihnen nur noch Helden ab Stufe 3 ausliegen), und der Beschwörer, der dicke Boni erhält, wenn man im Dungeon einen Erfahrungspunkt opfert. Jede der Heldengruppen hat ihren Reiz, sodass es einem schwer fällt, sich auf eine Strategie festzulegen. An Monstern stellen sich den Helden beispielsweise „Dunkle Zauberwesen“, die gerne Dinge zerstören, „Humanoide Räuber“, die nur von Heldengruppen besiegt werden können, und „Riesen“, die absolut tödlich sind, den Spielern entgegen.

Die Regeln des Spiels an sich sind unverändert. Neben den Mechanismen der Basisbox kommen auch die Regeln für Fallen, Wächter und Schätze aus den bisherigen Erweiterungen zur Anwendung. Spezielle Krankheiten gibt es allerdings keine. Auch ein Schwarm ist bei den Monstern diesmal nicht dabei. Neu hinzu kommen die Szenariokarten, die durch einen gewissen globalen Effekt das Spielerleben verändern. Alle Szenariokarten sind dabei einem Ort zugeordnet. In „Doomgate“ beispielsweise wird eine weitere Monsterklasse in Monsterdeck gemischt. In „Barrowdale“ geben Monsterkarten Spielern kein Gold. Und im Feaynischen Sumpf gibt es zwar keine Lichtabzüge, dafür muss ein Spieler nach einem Dungeonbesuch eine Karte zerstören. Darüber hinaus wird noch die Variante eines schnelleren, kooperativen Spiels erläutert – eine schöne Idee, denn manche Spieler zocken einfach lieber mit- als gegeneinander.

Fazit: Sowohl als Erweiterung als auch als eigenständiges Grundspiel weiß „Thunderstone: Drachenturm“ zu überzeugen. Viele Fehler der ursprünglichen Basisbox wurden ausgebügelt, das Spielmaterial ist noch ein wenig hübscher und übersichtlicher als bisher und die Vielfalt der Helden, Monster und Dorfkarten bieten Wiederspielwert satt. Für mich der bisher gelungenste Teil der „Thunderstone“-Reihe, und definitiv eine Empfehlung für alle, die in das Spiel hineinschnuppern wollen.


Thunderstone: Drachenturm
Kartenspiel-Erweiterung
Mike Elliot, Jim Pinto, Jason Engle u.a.
AEG / Pegasus Spiele 2011
EAN: 4250231773112
644 Karten, Dungeonplan, Erfahrungsmarker, Regeln / deutsch
Preis: EUR 34,95

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