The Lord of the Rings HeroClix Game

Es ist schon fast kurios: Während der „Hobbit“ mit großen Schritten in greifbare Nähe rückt, bringt Wizkids/NECA das „The Lord of the Rings HeroClix Game“ auf den Markt und greift damit nochmal auf das Design der „alten“ Filmtrilogie zurück. Fast möchte man meinen, dass „Der Herr der Ringe“ wohl jetzt endgültig im Ausverkauf gelandet ist. Oder ist das Ganze vielleicht doch einfach nur ein geschickter Schachzug, um durch das Aufwärmen der ersten Trilogie die Fans so langsam wieder in die richtige Stimmung zu bringen?

von Dominik Cenia

 

 

Um es kurz zu machen: Im Grunde genommen ist das „The Lord of the Rings HeroClix Game“ auch wieder nur eine weitere Inkarnation des bereits bekannten „HeroClix“-Spielprinzips, wie wir es schon so oft mit diversen Superhelden hatten. Die Figuren und Spielpläne sind diesmal eben thematisch aus dem „Der Herr der Ringe“-Universum entnommen. Aber ansonsten spielt sich das Ganze wie so ziemlich jedes andere „HeroClix“-Spiel auch. Man bewegt seine Figuren über den Spielplan, man würfelt die Angriffe, man dreht die Clix-Scheiben und man prüft regelmäßig, welche Spezialfähigkeiten sich am Besten miteinander kombinieren lassen. Und ob da jetzt ein Aragorn, ein Ironman oder gar das Raumschiff Enterprise auf dem Spielfeld stehen, ist letztendlich nur noch eine Frage der Optik oder des persönlichen Geschmacks. Natürlich sind die „Der Herr der Ringe“-Figuren auch wieder voll kompatibel zu allen anderen Clix-Spielen. Saruman gegen Batman? Hulk gegen Sauron? Frodo gegen den Masterchief aus Halo? Alles wie immer kein Problem. Wizkids hat in den letzten Jahren die „HeroClix“-Regeln mehr und mehr geglättet, um die verschiedenen Spiele aneinander anzupassen. Das macht es auf der einen Seite natürlich recht einfach, sich schnell in das Spiel einzufinden, egal mit welchen Figuren gespielt wird. Doch auf der anderen Seite fehlt es auch ein wenig an Abwechslung und der Individualität der unterschiedlichen Clix-Spiele.

Das „Epic Campaign 8 Figures Starter Set“

Das „The Lord of the Rings Heroclix Game“ kommt in zwei verschiedenen Produkten daher. Zum einen gibt es ein recht opulent ausgefallenes Starter Set und zum anderen die Booster Packs, die man natürlich auch wieder als Display erwerben kann.

Mit seinen acht Figuren, den insgesamt sechs Spielplänen, zahlreichen Spielmarkern, einem Regelbuch, Würfeln und den sogenannten „Epic Campaign Rules“ kann sich das Starter Set in der Tat sehen lassen. Vor allem, weil etwa die Figuren von Sauron und dem Hexenkönig optisch als auch punktemäßig wirklich was her machen. Auch die verschiedenen Spielpläne (wenn auch leider etwas zu dunkel geraten) stellen eine beeindruckend vielfältige Auswahl an verschiedenen Schauplätzen in Mittelerde dar. So gibt es eine Art Wetterspitze, die Pelennor-Felder, Helms Klamm sowie die Tiefen von Moria. Teilweise sind auf dem Spielfeldern auch ein paar Besonderheiten, wie Katapulte, die betätigt werden können, vorhanden. So etwas ist durchaus eine willkommene Abwechslung zu den normalen Spielplänen.

Neu sind auch die „Horde Tokens“ sowie der komplett damit in Verbindung stehende Mechanismus. Diese stellen Orks, Uruk-hai, Wargreiter oder Krieger aus Rohan, Gondor oder den Elbenreichen dar. Auch wenn diese Tokens sich auf den ersten Blick wie „Minions“ spielen, bieten sie doch einige Besonderheiten. Ein einzelner „Horde Token“ kostet nur 10 bis 15 Punkte. Mehrere „Horde Tokens“ können auf einem Feld gestapelt werden und bewegen sich dann als Horde gemeinsam über den Spielplan. Und egal wie viele Schadenspunkte eine Figur gegen einen Stapel „Horde Tokens“ anrichtet, es wird immer nur ein Token entfernt. Des Weiteren haben die „Horde Tokens“ verschiedene Spezialeffekte, die meist umso stärker werden, je mehr von ihnen sich auf einem Stapel befinden. Ein netter Mechanismus, um die Heerscharen an namenlosen Orks, Goblins und anderen Kriegern darzustellen. Bei Spielen mit einer etwas höheren Punktezahl können die „Horde Tokens“ sogar jederzeit auf das Schlachtfeld zurückkehren, nachdem sie einmal ausgeschaltet wurden. Erst dann macht sich ihr Nutzen während des Spiels wirklich bemerkbar. Denn wenn eine Figur bereits geschwächt ist, können es ausgerechnet ein paar (ansonsten relativ schwache) Orks sein, die den finalen Schlag versetzen. Bei Partien mit geringer oder normaler Punktezahl machen sich die „Horde Tokens“ aber eher weniger bemerkbar.

Das Starter Set bietet außerdem eine kurz gefasste Erweiterung mit sogenannten „Epic Campaign Rules“. Diese beinhalten Regeln für Spiele mit 600, 1000, 1500 oder sogar noch mehr Punkten auf jeder Seite. Zum einen kommen hier natürlich noch mehr „Horde Tokens“ zum Einsatz. Zum anderen haben verschiedene Figuren aus dem „Herr der Ringe“-Universum „epische“ Fähigkeiten, die bei großen Spielen nur ein einziges mal während einer Partie eingesetzt werden können.

Zu guter Letzt gibt es noch eine kleine mehrteilige Kampagne, in der man verschiedene Schlüsselszenarien aus dem Ringkrieg nachspielen kann. Dabei sammeln beide Spieler während der Kampagne Siegpunkte und können je nach Szenario bei Sieg oder Niederlage gewisse Vorteile für das nachfolgende Szenario freispielen.

Die „Booster Packs“

Neben den 8 Figuren aus dem Starter Set, gibt es insgesamt 24 weitere Figuren in den Booster Packs zu sammeln. In jedem Booster befindet sich genau eine Figur + Karte. Außerdem beinhaltet die komplette Kollektion nur namhafte und aus den Filmen bekannte Figuren. Namenlose Orks und ähnliches sind ja bereits über die „Horde Tokens“ abgedeckt. Neben den üblichen Gefährten (Gandalf, Aragon, Frodo, usw.) und Schergen (Saruman, Lurtz, Ringgeister, usw.) gibt es auch eine Reihe von seltenen „Chase“-Figuren wie „Mr. Underhill“ oder Merry und Pippin gemeinsam auf einem Base, quasi als „Doppelfigur“.

Die Modelle sind von üblicher Clix-Qualität. Die Bemalung ist sauber, aber auch entsprechend einfach gehalten. Es gibt ein paar überraschend schöne Posen, wie die von Gandalf dem Grauen, Eowyn oder den verschiedenen Ringgeistern. Ein paar Ausrutscher gibt es allerdings auch. So ist die Figur von Legolas zwar gut gemeint, aber weder die Bemalung noch die Pose vermag zu überzeugen. Saruman hat eine sehr passende (einer Filmszene entnommene) Pose, aber eine furchtbare Bemalung, was das Gesicht angeht. Dass es keine normalen Orks, Uruks, Elben oder Krieger von Gondor und Rohan gibt ist natürlich schade. Zumindest eine Figur, quasi als Aufsteller für die „Horde Tokens“ (die man dann einfach unter der Figur hätte stapeln können) wäre doch ganz nett gewesen.

Fazit: Auch wenn meine einleitende Kritik vielleicht ein wenig hart geklungen haben muss, so bekommt man hier doch ein wirklich gutes Starter Set und eine solide Auswahl an Figuren geboten. Es ist und bleibt natürlich ein „HeroClix“-Spiel und auch die „Horde Tokens“ oder die „Epic Campaign Rules“ erfinden das Rad jetzt nicht neu. Aber sie streuen zumindest ein wenig Abwechslung ins Spiel und bringen sogar etwas vom „Heer der Ringe“-Zauber rüber. Ich bin auf jeden Fall schon jetzt gespannt, ob es im Dezember mit dem „Hobbit“ nicht vielleicht sogar noch eine weitere Boosterreihe für diesen Ableger geben wird.


The Lord of the Rings (HeroClix)
Sammelbares Figurenspiel
Wizkids / NECA 2011
Starter-Set mit 8 Figuren + Stat Cards, 2 Würfeln, Anleitung, 6 Spielplänen, 36 Tokens
Booster mit 1 Figur + Stat Card
Sprache: Englisch
Preis: EUR 34,99 (Starter-Set) / EUR 71,00 (Display mit 24 Boostern)

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