The Drakh

Mit dem Verschwinden der Schatten aus dem uns bekannten Universum dürften viele gehofft haben, dass es nun bald Frieden im All geben würde. Doch leider hatten sie sich getäuscht. Die Schatten waren nicht allein. Sie hatten Schergen, die zurückgeblieben sind. Und die wollen sich nun rächen... Wir präsentieren aus dem "Babylon 5"-Universum: Die Drakh.

von Sebastian Thies

Im Gegensatz zu den Rassen-Quellenbüchern der ersten Edition, fällt das Buch über die Drakh etwas kürzer aus. Mit 96 Seiten ist es sogar kürzer als die Bände über die Ranger oder die Technomages, aber dennoch im Hardcover. Dass sich das Layout in der zweiten Edition verändert hat, konnte man ja schon in der Rezension von Bernd Perplies über das Grundregelwerk lesen. Deswegen möchte ich hier darauf nicht weiter eingehen.

Mit den Drakh-Buch gibt es nun auch zum ersten Mal ein Werk, das sich mit einer Rasse beschäftigt, die im "Babylon 5"-Universum nur als die Bösewichter vorkommen. Nach dem "Rückzug" der Schatten haben sie die Position der Antagonisten (wenn man die Erdregierung vor dem Aufstand der Raumstation beiseite lässt) eingenommen. Doch ungeachtet der Tatsache, das es einige Probleme mit sich bringen dürfte, wenn man ein Mitglied dieser Rasse spielen will, gibt es auch in diesem Band wieder alle Regeln, die man hierzu benötigt.

Ähnlich wie die Gaim und die Vree, haben auch die Drakh ein kollektives Bewusstsein, über welches sie sich telepathisch verständigen. Dieses ist nicht permanent aktiv, wird aber dennoch häufig eingesetzt, da die Drakh hierüber ihre Aufgaben zugeteilt bekommen und Zugriff auf ein kollektives Wissen haben. Zwar gibt es zum Ende des Buches ein Kapitel mit Tipps, wie man die Drakh spielen kann, doch inwiefern dies nun wirklich hilft, den Charakter spielbar zu machen, besonders wenn die anderen Gruppenmitglieder nicht der Rasse angehören, sei mal dahingestellt. Am Ende muss doch jeder Meister selbst schauen, wie er das handhaben will – wenn überhaupt.

Um das Verhalten der Drakh besser verstehen zu können, muss man auf ihre lange Geschichte (viel älter als die der Menschen und sogar älter als die der Minbari) zurückblicken. Diese gehört nicht zu den schönsten und angenehmsten und hat dank der Schatten die Drakh zu dem gemacht, was sie heute sind. Genaueres findet sich natürlich in der sehr ausführlich beschrieben frühen und auch aktuellen Geschichte des Volkes in diesem Band.

Die Drakh organisieren sich nach einem Clansystem. Jeder Clan unterscheidet sich ein wenig von den anderen. Innerhalb dieses Clans werden die Mitglieder in einzelne Kasten aufgeteilt, je nachdem für was sie prädestiniert sind. Ruhmreiche Drahk können sich darüber hinaus einen eigenen Namen verdienen, es gibt jedoch nur wenige Drakhs, die einen solchen besitzen. Der Rest bezeichnet sich einfach als Drakh.

Genauso wie die Rasse selbst, ist auch ihre Flotte organisiert. Jeder Clan besitzt seine eigene Flotte, in dessen Zentrum das mächtige Tempelschiff steht. Dies ist die einzige Möglichkeit für die Drakh, sich zu reproduzieren, da sie sich auf die Fortpflanzung mittels Klonen konzentriert haben. Daneben gibt es das Clanschiff, welches die "Heimat" des jeweiligen Clans ist. Diese mächtigen Schiffe sind über 60 km lang. Dazu gehören jeweils hunderte kleiner Unterstützungschiffe.

All diese Schiffe werden natürlich im Kapitel über die Drakh-Technologie näher beschrieben. Einziges Manko hierbei sind leider die Bilder. Zwar gibt es nun zu jedem der zahllosen Schiffe eins, doch leider nur noch als eine kleine Zeichnung, die im Hintergrund des Textes angedeutet ist.

Neben den Raumschiffen, die den Drakh als Heimat dienen, haben sie noch die Besonderheit der Biopods. Diese neue Ausrüstungskategorie befähigt die Drakh, sich mit Biotech zu verbessern. Hierunter fallen auch die Symbionten, die sich an dem Nacken eines Opfers festsetzen und ihn so für die Befehle des Drakhs gefügig machen (siehe Londo Molinari in der TV-Serie "Babylon 5"). Außer den Symbionten fallen auch Implantate und Verbesserungen der schon vorhandenen Organe darunter. So kann ein Drakh sich zum Beispiel eine Art Blaster in den Arm verpflanzen lassen. Natürlich haben die Drakh auch noch die Möglichkeit, auf herkömmliche Ausrüstung zurückzugreifen, die nicht mit ihren Körpern verschmolzen ist. Doch auch hier haben sie einen Vorteil gegenüber den anderen Völkern, da sie auf Schattentechnologie zurückgreifen können, welche die Schatten zurückgelassen haben, als sie mit den Vorlonen verschwanden.

Das Sternenreich der Drakh ist – im Gegensatz zu ihrem Einfluss – verschwindend klein, da die Drakh keinen Heimatplaneten im eigentlichen Sinne haben, sondern auf ihren Raumschiffen innerhalb des Flottenverbandes in den Tiefen des Alls leben. Nur wenige Außenposten sind von ihnen besetzt von denen aus sie die Feinde ausspionieren. Aus diesem Grund fällt die Beschreibung von Drakh-Planeten auch etwas kürzer in diesem Band aus. Es gibt nur wenige Planeten, die von Interesse sind.

Neben den schon erwähnten Tipps, wie man einen Drakh spielt, wird das Buch mit Hilfen für den Spielleiter abgerundet.

Fazit: In der Kürze liegt zwar nicht immer die Würze, aber die Serien des "Babylon 5"-Universums dürften auch nicht allzu viel über die Drakh hergegeben haben. Anstatt sich also nun irgendwelche Fakten aus den Fingern zu saugen, hat man das Buch lieber etwas kürzer gestaltet. Für einen Spielercharakter ist diese Rasse ohnehin nicht wirklich geeignet, um aber eine Rasse als großen Feind in der Galaxie zu haben, lohnt sich dieses Buch als Referenz für den Spielleiter allemal. Die einzige Frage, die für mich offen bleibt, ist nur: Was ist eigentlich aus unserem Lieblings-Detailfanatiker August Hahn geworden?

The Drakh
Quellenbuch
Gareth Hanrahan
Mongoose Publishing 2006
ISBN: 1-905471-64-5
96 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 24,95

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