Star Wars Marvel Comics-Kollektion 58: Doktor Aphra – Die unglaubliche Rebellensuperwaffe

Der Todesstern, die Starkiller-Basis, die Weltenvernichter (aus dem alten Expanded Universe): Superwaffen gehören zu „Star Wars“ wie Sturmtruppen, Jedi-Ritter und die Cantina-Band. Nun scheinen auch die Rebellen darauf gekommen zu sein, dass sie eine gute Methode der Kriegsführung sind. Oder? Und was hat Doktor Aphra, Chaos-Archäologin und Überlebenskünstlerin, wie sie im Buche steht, damit zu tun? Dieser Band der „Star Wars Marvel Comics-Kollektion“ hat Antworten.

von Frank Stein

Der vorliegende, 114 Seiten umfassende Hardcoverband versammelt die US-Comic-Hefte „Star Wars: Doctor Aphra #32-36“, die zwischen Mai und September 2019 erschienen sind und den mehr oder weniger in sich abgeschlossenen Fünfteiler mit dem englischen Titel „Unspeakable Rebel Superweapon“ erzählen. Auf Deutsch ist die Sammlung bei Panini bereits im August 2020 als Softcover- und limitierter Hardcover-Sonderband herausgekommen. Autor der Story ist erneut Simon Spurrier, gezeichnet wurde das Ganze von einer ganzen Riege Illustratoren und Koloristen, darunter Caspar Wijngaard, Wilton Santos und Andrea Broccardo – insgesamt acht an der Zahl.

Das mag chaotisch klingen, und ist es auch. Der neue „Doktor Aphra“-Band ist ein wilder Ritt von Chaos zu Chaos, mit eingestreuten Sprüngen in die Vergangenheit und ständigem Wechsel der Optik. In jedem anderen Comic würde mich das verrückt machen, hier passt es irgendwie, so als hätte der Charakter der Figur Doktor Aphra auf der Metaebene visuelle Gestalt angenommen.

Doch worum geht’s eigentlich. Mütter und Töchter, könnte man wohl sagen. In der Gegenwart zieht Chelli Lona Aphra mittlerweile mit einem jungen Mündel namens Vulaada Klam herum, das sie im letzten Comic kennengelernt hatte. Um Geld zu machen, jagen beide einem mythischen Mantel hinterher, wobei die Sequenz mehr als nur eine unzweideutige Anspielung an „Indiana Jones“ enthält. Dabei findet Aphra zufällig eine uralte, legendäre Waffe, eine Art Lichtschwert-Scharfschützengewehr, das sie natürlich mitnimmt und das ihr fürderhin eine Menge Schwierigkeiten einbringt, sowohl mit dem Imperium als auch der Rebellion.

Im Vergangenheitsteil lernen wir Aphra als kleines Mädchen kennen, deren Mutter sich vom Vater trennt, weil der nur an seine Arbeit denken kann. Zu zweit versuchen die Frauen sich ein neues Leben aufzubauen, geraten dabei jedoch immer wieder aneinander – und dann wird es noch schlimmer. Dabei sind die Parallelen und Gegensätze zum Gegenwartsteil unübersehbar. Wir erleben zwei Frauen, die irgendwie klarzukommen versuchen, allerdings lebt Aphras Mutter praktisch für ihre Tochter, während Aphra mitunter so abweisend gegenüber Vulaada auftritt, dass man sich ernsthaft fragt, warum sie sie überhaupt an Bord genommen hat – bis dann doch wieder widerwillige Momente der Fürsorge erkennbar werden.

Doch es geht nicht nur um Persönliches diesmal. Tatsächlich steht das Scharfschützengewehr Farkiller, die Waffe von Oo’ob dem Abtrünnigen, im Fokus und wird zum Dreh- und Angelpunkt einer komplizierten Intrige, in der Aphra zur Schachfigur gleich mehrerer Spieler wird – oder? So kurzweilig dieser Part auch sein mag, solch ausgetüftelte Intrigen, die am Ende dann in Blofeld-Manier ausgebreitet werden, wecken bei mir immer Vorbehalte. Allzu oft funktionieren sie nämlich nur, weil im Nachhinein alles genau so passiert sollte, wie es im Roman zuvor passiert ist. Als wären Figurenentscheidungen und zeitliche Abläufe vorprogrammiert. Es ist schon eine tolle Intrige, die da gesponnen wurde, aber wie sagt Vulaada in einem Panel so schön: „Das ist der komplizierteste Plan, den ich je gehört habe.“

Das Drumherum entspricht der „Star Wars Marvel Comics Kollektion“. Das Vorwort lässt bisher Geschehenes Revue passieren, um den Einstieg in diesen hier zu erleichtern. Begleitet wird der Text von einem Cover von „Doctor Aphra #34“. Die Cover-Galerie am Ende bietet die fünf Cover von Ashley Witter ganzseitig, was sie auch voll und ganz verdient haben, weil sie einfach toll aussehen.

Fazit: Das Chaos in Aphras Leben geht auch im neuen Sammelband weiter. Diesmal wird tatsächlich etwas Archäologie geboten, außerdem erhalten wir vielsagende Einblicke in Aphras Kindheit. Die geschilderte Intrige ist etwas zu ausgeklügelt, um glaubwürdig funktionieren zu können, aber davon abgesehen beweist Aphra einmal mehr überzeugend, welche unfassbare Überlebenskünstlerin sie ist.

Star Wars Marvel Comics-Kollektion 58: Doktor Aphra – Die unglaubliche Rebellensuperwaffe
Comic
Simon Spurrier, Wilton Santos u. a.
Panini Comics 2023
ISBN: 978-3-7416-3257-0
114 S., Hardcover, deutsch
Preis: 16,99 EUR

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