Star Wars Legion – Grundbox

Es herrschte Bürgerkrieg. Mit erbarmungsloser Gewalt und militärischer Übermacht schließt das Imperium seine eiserne Faust um die Galaxis. Nur die tapferen Soldaten der Rebellenallianz, die von einem geheimen Stützpunkt aus angreifen, wehren sich gegen die Unterdrückung und wagen verzweifelte Schläge gegen die imperiale Kriegsmaschinerie. Jede Schlacht in diesem epischen Konflikt könnte über Sieg und Niederlage entscheiden … (aus dem Regelbuch)

von Dennis Bisenius

2018 brachte Fantasy Flight Games das Spiel „Star Wars Legion“ heraus. Die Spieler können sich für die helle oder die Dunkle Seite der Macht entscheiden und kleinere wie auch größere Bodengefechte taktisch gegeneinander austragen. Hierbei ging Fantasy Flight Games wieder einen Schritt weiter weg von den klassischen Brettspielen und brachte ein weiteres Miniaturenspiel heraus. Durch die Erfahrungen mit dem vorangegangenen Spiel „Runewars“ wusste Fantasy Flight Games relativ genau, was sie wollten und wohin die Reise gehen sollte.

Wie bei dem Vorgänger „Runewars“ bestehen die Miniaturen in der Grundbox noch aus dem sogenannten Brettspielplastik. Dies änderte sich allerdings schnell und spätere Erweiterungen wurden zur Freude der meisten Spieler in Hartplastik gegossen. Leider bestehen die Modelle der ersten Grundbox bis heute aus dem Brettspielplastik.

Die Grundbox von 2018 behandelt den Konflikt zwischen dem Imperium und den Rebellen und führt sogleich die zwei ikonischsten Charaktere im „Star Wars“-Universum ein: Darth Vader und Luke Skywalker. Beide führen jeweils ihre Armee, für die Dunkle beziehungsweise helle Seite, in die Schlacht. Die helle Seite und damit Luke Skywalker werden von zwei Einheiten Rebellentruppen und einem AT-RT (einem kleinen Aufklärungskampfläufer) unterstützt. Darth Vader auf der Dunklen Seite wird von zwei Einheiten Sturmtruppen und einer Einheit Speeder Bikes verstärkt. Inklusive Aufwertungskarten kommen so beide Seiten auf 500 Punkte (die Guten haarscharf, die Bösen problemlos), was zu wenig für ein 800-Punkte Standardspiel wäre (das auch verpflichtend drei Korps-Einheiten braucht, in der Box sind jeweils nur zwei enthalten), aber für ein 500-Punkte-Skirmish-Format (mit je zwei verpflichtenden Korps-Einheiten) reicht. Dazu unten mehr.



Die Box beinhaltet aber nicht nur die 33 Figuren. Man bekommt zudem alles, was benötigt wird, um in das Spiel einzutauchen. Neben Barrikaden finden die Spieler auch die Karten für die jeweiligen Truppen und eine große Auswahl an Aufwertungskarten, die die Truppen verbessern. Und natürlich bekommt man auch noch die speziell für „Star Wars Legion“ entwickelten Würfel, Mess- und Bewegungsschablonen sowie eine Menge Tokens, die für das Spiel unerlässlich sind. Da die Einheiten mit allen verfügbaren Optionen mitgeliefert werden, sind die ersten Spiele auch recht abwechslungsreich. So werden etwas mehrere ansteckbare Waffen für den AT-RT mitgeliefert, außerdem verschiedenen Machtfertigkeiten für Vader und Luke. Zudem lassen sich die Basis-Einheiten der Rebellentruppen und Sturmtruppen um je zwei Spezialisten mit schweren Waffen ergänzen. Die kosten extra, sind aber erfreulicherweise auch als separates Modell enthalten, sodass man sie auch wirklich auf dem Spielfeld erkennen kann. (Zugegeben, bei einem 500-Punkte-Spiel muss der Rebellenspieler alle Optionen ausschöpfen, um genug Punkte zusammenzubekommen. Der Imperiale hat etwas mehr Spielraum zur Auswahl.)
 
Aber es gibt auch ein paar fehlende oder nicht ausreichende Inhalte. Die speziellen Würfel, die man für „Star Wars Legion“ benötigt, sind eindeutig nicht in ausreichender Stückzahl vorhanden. Man muss sich bei fast jedem Angriff das Zwischenergebnisse merken und gewürfelte Würfel erneut würfeln, um die benötigte Anzahl an Angriffs- und/oder Verteidigungswürfel werfen zu können. Dies kann auf Dauer etwas anstrengend werden und man bekommt schnell den Wunsch, sich noch ein Extraset Würfel zuzulegen. Diese werde auch einzeln verkauft.

Das Gelände besteht in der Grundbox aus acht Barrikaden. Das wird auf Dauer etwas wenig sein und man möchte schnell noch weiteres Gelände haben. Häuser, Bunker, Wälder, Seen und Flüsse sind nur ein paar Möglichkeiten, die Spielfläche zu verschönern und auch mehr Spannung ins Spiel zu bringen, da Gelände maßgeblich in das Spielgeschehen eingreift, indem es zum Beispiel Einheiten verlangsamt oder Deckung bietet.
Zu Guter Letzt fehlt auch eine Spielunterlage. Auf dem nackten Tisch oder Boden macht das Spiel bei Weitem nicht so einen guten Eindruck, wie es mit einer stimmigen Unterlage sein könnte. Um also das volle Genusserlebnis beim Spielen zu haben, braucht man entweder einige Bastlerfähigkeiten oder muss zusätzliches Geld in die Hand nehmen, um etwa eine bedruckte Neopren-Spielmatte und/oder fertiges Gelände zu kaufen.



Die Spielvorbereitung

Aber bevor man das erste Spiel bestreiten kann, steht sowieso eine ganz andere Hürde im Raum. Denn erst eimal müssen die Modelle zusammengebaut werden. Die Modelle müssen an einigen Stellen etwas entgratet werden, damit diese passgenau zusammengefügt werden können. Aber auch wenn man die Teile noch etwas zurechtschneiden und mit einem Sekundenkleber zusammenkleben muss, sind die Bausätze recht einfach und schnell zusammengebaut und auch für Einsteiger gut zu bewerkstelligen. Danach könnte man im Prinzip losspielen, doch so richtig Laune machen die Figuren auf dem Tisch erst, wenn sie bemalt sind. Auch hierzu ist wieder etwas Geschick gefragt (ganz zu schweigen von Farben und Pinseln). Alternativ existieren professionelle Bemalservices, die allerdings nicht auf Taschengeld-Niveau operieren. Da fallen schnell mehrere hundert Euro an. So gut das dann aussieht, die Figuren selbst zu bemalen, ist definitiv preiswerter.

Stehen die Modelle dann (bemalt oder unbemalt), können die Spieler anfangen, ihre Armee nach einem Punktesystem aufzustellen. Dabei hat jeder Trupp, jedes Fahrzeug und jedes Charaktermodell einen festen Punktewert. Über Aufwertungskarten können die Truppen und Einzelmodelle noch etwas individualisiert werden (in der Grundbox etwas eingeschränkt, siehe oben). Die Masse an Karten kann die Spieler zu Beginn etwas überfordern, aber wenn man sich ein wenig mit den Karten beschäftigt und die ersten Spiele mit nicht optimierten Armeen gespielt hat, findet man sich da ganz gut rein.

Das Spiel

Haben beide Spieler ihre Armeen zusammengestellt, kann das Spiel endlich beginnen. Die Grundbox hält drei Kartensets aus je vier Karten parat, die bestimmen, welche Ziele zu erreichen sind, wie die Aufstellungszonen aussehen und welche Sondereffekte das Spiel beeinflussen. Jeweils eine der Karten ist im Spiel aktiv, was eine große Abwechslung bietet. Sollte einem das zu wenig werden, können diese Kartensets über Szenario-Packs erweitert werden.



Das Spiel wird über 6 Runden im Standardformat und 5 Runden im kleineren Skirmish-Format gespielt. Die Spielfläche beträgt bei 180x90 cm im Standardformat (was einen recht großen Tisch erfordert) oder 90x90 cm im Skirmish-Format. Erneut: Die Grundbox allein erlaubt nur das Skirmish-Format.

In der Hauptphase des Spiels werden die Einheiten abwechselnd aktiviert. Ein Alleinstellungsmerkmal für dieses Spiel ist die Art der Aktivierungen. Jede Einheit kommt mit einem Befehlsmarker ins Spiel. Vor der Hauptphase wählen die Spieler eine von sieben Kommandokarten. Diese entscheiden nicht nur, wer als erstes aktivieren darf, sondern auch, wie viele Einheiten einen offenen Befehlsmarker bekommen dürfen. Die restlichen Befehlsmarker werden in einen eigenen Beutel geworfen und gemischt.

Der aktive Spieler darf sich dann entscheiden, eine Einheit mit einem offenem Befehlsmarker gezielt zu aktivieren oder einen zufälligen Befehlsmarker aus seinem Beutel zu ziehen. Zieht er einen Befehlsmarker, muss er eine Einheit aktivieren, die den gleichen Rang hat, den der gezogene Marker angibt. Zudem darf die ausgewählte Einheit nicht bereits einen offenen oder verdeckten Befehlsmarker besitzt.



Eine aktivierte Einheit darf zwei Aktionen (etwa Bewegen, Zielen, Angreifen) durchführen, danach wird der Befehlsmarker verdeckt an die Einheit gelegt und der Gegenspieler ist an der Reihe, eine Einheit zu aktivieren.  
So wechseln sich die Spieler nach und nach ab bis alle Einheiten aktiviert wurden und das Rundenende eingeleitet wird. In der Endphase jeder Runde werden die Marker aufgeräumt, gegebenenfalls ein neuer Commander ernannte (sofern der oder die Commander in dieser Runde eliminiert wurde) und der Rundenzähler wird vorwärts gedreht und an den anderen Spieler weitergereicht, der ihn in der abgelaufenen Runde nicht hatte. Im Spielverlauf gibt es Fälle, wo der Spieler, welcher den Rundenzähler hat, aktiv werden muss.

Natürlich kennt das Spiel viele taktischen Feinheiten, wie man sie von einem Figurenkampfspiel erwartet. Deckung ist nie unwichtig, man muss Entfernungen und die Sichtlinie beim Schießen beachten, außerdem erhalten beschossene Figuren Niederhaltenmarker, die sie im schlimmsten Fall eine Aktion kosten oder sogar in Panik flüchten lassen können. Das alles ist nicht übermäßig kompliziert, aber „Star Wars Legion“ braucht schon eine gewisse Einarbeitungszeit – am Besten begleitet von jemandem, der es schon kennt. Es gibt übrigens auf der Website von Asmodee ein PDF-Referenzhandbuch, das – anders als das beiliegende Grundbox-Regelwerk – nochmal alle Regeln in allen Einzelheiten aufführt. Das hat mittlerweile in der Version 2.0 ganze 91 Seiten! Davon sollte man sich nicht abschrecken lassen. Zum einen sind darin wirklich alle Regeln aller existierenden Erweiterungen aufgeführt, zum anderen soll man das Werk auch nicht lesen, sondern nur im Fall einer Frage darin nachschlagen.

Am Ende der Runde 6 beziehungsweise 5 gewinnt der Spieler, der die meisten Siegpunkte bekommen hat. Diese werden je nach Szenario mehrfach während des Spiels und/oder am Spielende verteilt.



Wie geht es weiter?

Die Grundbox bietet, wie gesagt, ca. 500 Punkte pro Seite – wofür bei den Rebellen wirklich alle Optionen gewählt werden müssen. Insofern will man man sicher schnell seine Truppen erweitern. Mittlerweile gibt es eine  schon eine riesige Auswahl an unterschiedlichsten Charakteren, Einheiten und Fahrzeugen, die die eigenen Reihen verstärken können und so der eigenen Armee Individualität verleihen. Han Solo, Leia, Chewbacca, Boba Fett und der Imperator, Flottentruppen, Todestruppen und Wookiee-Krieger, Schneegleiter und AT-STs usw. usw. – es herrscht kein Mangel. Und das sind nur Einheiten für die Rebellen und das Imperium. Wer will, kann auch noch auf die Fraktionen der Klonkriege – Republik und Separatisten – ausweichen. Oder, ganz neu, mit einer Schurkenarmee rund um Darth Maul und Crimson Dawn spielen. Somit ist die Grundbox nur der Anfang einer langen Reise, welche durch neue Releases für die Fraktionen immer spannend bleibt.

Fazit: „Star Wars Legion“ ist ein sehr schönes, taktisches Spiel und lädt ein, kreativ zu werden. Man kann seine Modelle bemalen und ist da auch nicht gezwungen, sich an die Vorgaben aus den Filmen und Serien zu halten. Man kann auch eigenes Gelände bauen, um seine Welt weiter zu individualisieren. Und wenn das nicht reicht und man eine größere Herausforderung sucht, kann man auch Turniere besuchen, die oft in Hobbyshops veranstaltet werden. Das Material ist überwiegend sehr gut, nur das PVC (Brettspielplastik) in dieser ersten Grundbox gefällt mir persönlich nicht so gut. Unterm Strich kann ich das Spiel nur jedem empfehlen, der „Star Wars“ mag und keine Scheu vor der Vorbereitung und etwas Einarbeitung hat. Selbst Spieler, die  mit „Star Wars“ nicht so viel zu tun haben, aber ein gutes Miniaturenspiel suchen, werden ihren Spaß haben, wenn sie sich auf das System einlassen.

Star Wars Legion – Grundbox
Miniaturenspiel für 2 Spieler ab 14 Jahren
Alex Davy,  Luke Eddy
Fantasy Flight Games/Asmodee 2018
EAN: 4015566025868
Sprache: Deutsch
Preis: ca. EUR 99,99

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