Star Wars Legion: 501. Legion – Kampftrupp-Starterset

Es ist schon eine irre Geschichte. 1997 wurde in den USA ein „Star Wars“-Imperium-Kostümklub gegründet, der sich schon bald 501. Legion oder „Vader’s Fist“ nannte. Binnen 10 Jahren explodierte der Club und wurde zu einem globalen Phänomen, das selbst George Lucas gefiel. Erste Romane bauten die 501. ein, in „Die Rache der Sith“ trat sie dann unter Anakin Skywalkers Führung auf der großen Leinwand auf. Seitdem gehört die 501. als Elite-Einheit fest zum „Star Wars“-Kanon. Nun gibt es sie als „Kampftrupp“ für „Star Wars Legion“.

von Frank Stein

Die „Kampftrupp-Startersets“, die seit Kurzem für „Star Wars Legion“ erhältlich sind, verfolgen das Ziel, Spielern in einer Box eine komplette Armee anzubieten, die thematisch aus einem Guss und mit 800 Punkten für Standardspiele geeignet ist. Außerdem soll damit auch der etwas preisgünstigere Einstieg in das Hobby ermöglicht werden, denn die Einheiten in der Box sind gesammelt billiger, als wenn man sie einzeln erwerben würde (was auch möglich ist). Allerdings ist das Starterset nicht einzeln nutzbar. Man braucht (für Regelwerk, Bewegungshilfen, Würfel etc.) auf jeden Fall entweder ein Grundspiel – sinnvollerweise in der Klonkriegs-Variante – oder ein Zubehör-Starterset, das alles bis auf die Miniaturen enthält. Wichtig auch: Das Starterset enthält natürlich nur eine Armee für einen Spieler (also bitte nicht von den Spielbeispiel-Fotos unten verwirren lassen). Das Schwesterprodukt zu diesem hier wäre das „Star Wars Legion: Separatisten-Eroberer – Kampftrupp-Starterset“, in dem Kampfdroiden und mehr zu finden sind. Natürlich kann man auch gegen jede andere Armee antreten, Rebellen, Imperiale etc., es wirkt dann bloß nicht so stilecht.

Im vorliegenden Set ist nun also die 501. Legion zu finden. De facto handelt es sich dabei um 7 „Star Wars“-Einzelsets, die gebündelt wurden: Anakin Skywalker, 3 Sets Arc-Truppler, 2 Sets Klontruppen der Phase II und einen AT-RT. In Summe sind das dann 37 Miniaturen, 10 Einheitenkarten, 11 Kommandokarten, 34 Aufwertungskarten, 1 Marker-Stanztableau und 1 Beiblatt. Neu davon ist nichts bis auf 3 Kampftrupp-Kommandokarten. Für „Star Wars Legion“-Veteranen ist der Kaufanreiz also eher gering – es sei denn, man braucht nochmal dringend einen Schwung Klontruppler zum guten Preis (zum Vergleich: einzeln schlagen die Sets etwa mit 200 Euro zu Buche, hier bekommt man sie für ungefähr 130 Euro). Für Neulinge wirkt das Ganze wesentlich attraktiver.


    So sieht das Ganze frisch aus der Box aus. Da wartet noch viel Arbeit ...

Auf den ersten Blick zumindest. Auf den zweiten macht gerade Anfängern die Box das Leben nicht leicht. Das fängt damit an, dass das Beiblatt komplett nutzlos ist. Man wird dort bloß darauf hingewiesen, wo man im Internet Aufbauanleitungen als PDF runterladen kann. Keine fünf einführenden Sätze zur 501. Legion, keine Strategietipps, wie man die Armee nutzt, keine Sonderregeln für die Armee und – wie gesagt – keine Aufbauanleitungen. Die PDFs von Asmodee nun sind auch nicht das Gelbe vom Ei. So sind auf den Gussrahmen, in denen die Einzelteile der Figuren stecken (und das sind jeweils ca. 6-8 Teile pro Figur) zwar schöne Codes angegeben (etwa A0, B1 etc.), aber bei den Klontrupplern der Phase II fehlen sie in der Aufbauanleitung, bei Anakin fehlen sie und beim AT-RT sind sie nutzlos.

Die Klontuppler sind noch vergleichsweise leicht zu bauen, bei Anakin dagegen ähneln sich die zwei Torso-Teile derart, dass man erst am Ende weiß, welche der zwei möglichen Figurenvarianten man gebaut hat (weil die Arme mit Lichtschwert vor beziehungsweise hinter dem Körper jeweils nur an einen Torso passen). Tipp: Beine erst als letztes ankleben, damit man unterm Strich wirklich die Miniatur hat, die man wollte, denn während es Torso, Kopf und Arme doppelt gibt, hat man eben nur ein Beinpaar. (Ich habe es geschafft und die falsche Miniatur geklebt – sehr ärgerlich.)

Die Bauanleitung für den AT-RT dagegen ist ein blanker Witz. Bild 1 zeigt alle Einzelteile, Bild 2 noch mehr Einzelteile, Bild 3 das fertige Modell. So kann man den AT-RT schlichtweg nicht bauen. Tipp: Ein viel, viel bessere Anleitung findet man hier: https://images-cdn.fantasyflightgames.com/filer_public/5c/a0/5ca0d10b-f53b-4d10-b53e-d28b17f411af/at-rt_assembly_diagram_cb.pdf


    Anakin und zwei ARC-Truppler heizen Klappergestellen ein. (Bemalt von Phantasos Studio.)

Die letzte Hürde erzeugt ein Packfehler. Für die ARC-Truppler bräuchte man eigentlich 3 transparente Gussrahmen mit den Flugständern für die je 3 Raketentruppler pro Einheit. Enthalten ist 1 Gussrahmen und der stammt aus einem falschen Set, nämlich den „Mandalorianischen Superkommandos“. Nun sind damit durchaus 4 Truppler baubar, 5 weitere dagegen nicht. Spielbar bleibt die Einheit damit trotzdem gerade noch, denn sie besteht verpflichtend bloß aus 4 Figuren und 4 Figuren kommen ohne Flugständer aus. Schaut man sich die Einheiten- und Aufwertungskarten an, wird es noch kurioser. Denn man kann die 3x7=21 ARC-Truppler eh gar nicht aufstellen. Es gibt 3 Einheitenkarten zu 4 Trupplern, 3 Stoßtrupps zu 1 Figur, 3 „DC-15x-ARC-Truppler“-Aufwertungskarten sowie „Echo“ und „Five“. Das sind 20 Figuren. Und davon können eh nur 3 „Springen“ (Fliegen), weil es nur 3 „Jetpack“-Aufwertungskarten gibt.

Dazu kommt, dass theoretisch 3 einzigartige Figuren Echos und 3 Fives in der Box enthalten sind, weil ja 3x das Set „ARC-Truppler“ beigepackt ist. Aber das fällt nicht auf, weil sie von der Miniatur her – Klonkrieger eben – sowieso aussehen wie ihre Kollegen. Man muss sie schon speziell bemalen, um diese namhaften Krieger zu kennzeichnen. Unterm Strich lassen sich aktuell 2 Einheiten zu 5 Figuren (4 am Boden und 1 Flieger) aufstellen und eine Einheit mit 6 Figuren (4 am Boden und 2 Flieger). Will man dabei die Figuren passend zu den Karten aufstellen (bei „Star Wars Legion“ verraten normalerweise die Waffen der Miniatur, wen man vor sich hat), muss man auf jeden Fall die 3 „DC-15x-ARC-Truppler“ in die Armeeliste aufnehmen, denn je eine der 4 „Boden“-Truppen ist der Kerl mit dem Riesengewehr.


    Ja, wer kommt denn da? Die 501.! (Bemalt von Phantasos Studio.)

Punktetechnisch haut das locker hin. Wer nur die 3 ARC-Truppler-Einheiten, Anakin, den AT-RT und die 2 Klontruppler-Einheiten aufstellt, liegt schon bei 561 Punkten. Die 3 „DC-15x“ und „Echo“ (beispielsweise) fügen 133 Punkte dazu. Dann bleiben noch gute 100 Punkte für weitere Aufrüstungen. Die sind schnell weg. Insgesamt sind Einheiten und Aufwertungen im Wert von 1162 Punkten enthalten, also ein guter Überschuss. Damit lässt sich schon was anfangen.

Es fällt aber auf, dass keine 3 Corps-Einheiten vorhanden sind, eigentlich eine Voraussetzung für eine Armee im Standardspiel. Allerdings setzen Kampftrupps die normalen Regeln für Armee-Zusammenstellungen außer Kraft und haben jeweils eigene Regeln – die natürlich nicht der Box beiliegen, sondern als PDF bei Asmodee heruntergeladen werden müssen. So genügt im Fall der 501. eine einzige Corps-Einheit, um die Anforderungen für eine legale Armee zu erfüllen.

Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn man sich die gesonderte Bau-Anleitung für den AT-RT runterlädt, mit den 4 (statt 9) Flugständern an ARC-Trupplern baut, was eben geht, und sich nicht von der fehlenden dritten Corps-Einheit verwirren lässt, dann kann man sich „aus der Box“ eine komplette, funktionierende Armee zusammenstellen, wie es auch sein sollte.


    Trotz Raketenwerfer: Das ist keine ausgeglichene Konfrontation. (Bemalt von Phantasos Studio.)

In den Testspielen hat sich die 501. Legion als durchaus kampfstark erwiesen, aber sie ist auch nicht ganz leicht zu spielen. Im Optimalfall muss man dicht zusammenbleiben, denn sowohl Anakin als auch die Klonkrieger können sich nur in Entfernung 1 bis 2 optimal unterstützen. Sehr hilfreich ist die Fähigkeit zur „Feuerunterstützung“ bei den Klonkriegern der Phase II. Hier kann eine Einheit gleichzeitig mit der anderen auf ein Ziel feuern, wobei sie natürlich ihre Aktivierung verliert, aber dafür kommen eine Menge Angriffswürfel auf einen Schlag ins Spiel. Die ARC-Truppler sind eierlegende Wollmilchsäue: „Scharfschütze“, „Taktisch“ und vielleicht noch ein beigefügtes „Zielfernrohr“ machen sie zu sehr effektiven Angreifern, „Undurchdringlich“ hilft bei der Verteidigung gegen starke Gegner.

Anakin Skywalker mag es am liebsten „close and personal“. Im Nahkampf eine Naturgewalt, wird er mit jeder seiner verwendeten Kommandokarten noch stärker, da diese dauerhafte Extra-Schlüsselwörter für ihn freischalten – allerdings zu dem Preis, dass er immer in Aktion und immer nah bei seinen Männern bleiben muss. Und mit etwas Pech kann man ihm (Dank einer Schwäche) in einer Entscheidungsrunde keinen Befehl erteilen – weil er durch einen Operbesuch mit Palpatine abgelenkt ist (zumindest suggeriert das das Kartenmotiv). Der AT-RT schließlich ist ein robustes kleines Bodenfahrzeug, das vor allem in Geländen mit vielen Hindernissen punktet. Ansonsten sind drei seiner vier Fähigkeiten nutzlos. Dank seiner Panzerung und der modularen Bewaffnung kann er Droidentrupplern trotzdem ordentlich einheizen. Gegen starke Einzelkämpfer hält auch er allerdings nicht lange durch.


    Die ARC-Truppler sind schon coole (eierlegende Wollmilch)Säue. (Bemalt von Phantasos Studio.)

Da man in der Box nur einen Commander und keine Agenten hat, muss man bei Standardpartien übrigens aufpassen, dass sich Einheiten nicht zu weit verstreuen, sonst kann man ihnen keine Befehle mehr erteilen. Es sei denn, man hat Flankentrupps vorsorglich mit Kommunikationsausrüstung (bestimmten Aufwertungskarten) ausgestattet.

Fazit: Im Gefecht macht die 501. echt Spaß, auch wenn man auf viele gegenseitige Unterstützungseffekte, Schlüsselwörter sowie die Entfernung der Einheiten zueinander achten muss. Zudem ergänzt sie toll die „Clone Wars“-Grundbox, denn es gibt keine Dopplungen in den Einheiten: In der Grundbox findet man Obi-Wan Kenobi, einen BARC-Speeder und Klontruppler der Phase I, hier Anakin, ARC-Truppler, Klontruppler der Phase II und einen AT-RT. Die Figuren bestehen aus hochwertigem Plastik und lassen sich gut bauen, allerdings ist die Bemalung durch die ARC-Truppler etwas herausfordernder. Das Drumherum in der Box ist mies. Die Bauanleitung (nur zum Download!) hat schwere Mängel, es gibt keinen Fluff, keinen Strategieguide, nix. Außerdem scheinen durch einen Packfehler Flugständer für 2 von 3 Arc-Truppler-Einheiten zu fehlen – und der Asmodee-Support hat es nicht eilig, Abhilfe zu schaffen (ich habe in 3 Wochen gar keine Reaktion bekommen). Insofern bekommt das Set von mir zwar einen Daumen hoch, aber keine uneingeschränkte Empfehlung.

Star Wars Legion: 501. Legion – Kampftrupp-Starterset
Brettspiel-Erweiterung
Alex Davy, Luke Eddy
FFG/Atomic Mass Games/Asmodee
EAN: 841333119287
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 129,99 Euro

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Links:
Aufbauanleitung: https://community.asmodee.de/wp-content/uploads/Manuell/Legion/sw-legion-501-legion-841333119287-aufbauanleitung.pdf
Regeln für 501. Legion: https://community.asmodee.de/wp-content/uploads/Manuell/Legion/SWL123_Star_Wars_Legion_Kampftrupps_Anleitung_501_Legion.pdf