Star Wars: Imperial Assault – Tyrannen von Lothal

„Rebels“ – das war Titel und Programm einer Animationsserie, die zwischen 2014 und 2018 vier Staffeln lang im TV lief. Sie erzählte die Abenteuer des jungen Ezra Bridger, der einige Jahre vor dem Kinofilm „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ mit der imperialen Besatzung seiner Heimatwelt Lothal zu kämpfen hat. Er schließt sich einer Gruppe Freiheitskämpfer um den Jedi Kanan Jarrus an, entdeckt sein Machttalent und wird im Laufe der Staffeln Teil der Rebellenallianz werden. Doch auch wenn die Freunde zwischenzeitlich überall in der Galaxis unterwegs sind: Lothal bleibt immer ein wichtiger Schauplatz.

von Frank Stein

„Tyrannen von Lothal“ ist die sechste Kampagnenerweiterung für das beliebte Miniaturenspiel „Star Wars: Imperial Assault“ von Fantasy Flight Games (dt. Asmodee). Mit dieser Erweiterung wird den aktuellen Geschichten im „Star Wars“-Universum Tribut gezollt, insbesondere der TV-Serie „Rebels“ und dem Kampf von Ezra Bridger, Kanan Jarrus, Hera Syndulla, Chopper, Zeb Orrelios und Sabine Wren gegen das Imperium. (Entsprechend viele Verbündete können die Spieler im Laufe ihres Abenteuers gewinnen.)

Unboxing

Die Erweiterung erscheint in der klassischen Midsize-Box von FFG (26x26x5 cm). Die Vorderseite zeigt den berüchtigten Großadmiral Thrawn, der stilecht mit einer Einheit Todestruppler (Fans kennen sie aus „Star Wars: Rogue One“) vor dem imperialen Hauptquartier auf Lothal posiert, während sein Sternenzerstörer Schimäre in der Atmosphäre hängt. Sehr viel deutlicher kann das Thema „Unterdrückung“ kaum präsentiert werden. Abgesehen davon finden sich mit Thrawn und den Todestrupplern gleich zwei Elemente auf dem Cover, die Fanherzen höher schlagen lassen und zum Kauf animieren dürften.

Im Inneren der Box erwarten uns 2 Heldenfiguren samt Heldenbogen und Klassenkarten, 4 Todestruppler und 4 Loth-Katzen-Grüppchen samt Aufstellungskarten sowie 14 Spielplanteile. Außerdem ergänzen 6 Agendakarten, 6 Nebeneinsatzkarten, 6 Ausrüstungskarten, 9 imperiale Klassenkarten, 6 Belohnungskarten, 2 Versorgungskarten, 5 Befehlskarten, 4 Zustandskarten, ein Stapel Marker, 1 Gefechtsbogen mit einem neuen Spielplan-Setting für den Skirmish-Modus und 2 Gefechts-Einsatzkarten bestehendes Spielmaterial. 6 Verbündeten- und Schurkenmarker stellen wichtige NSC dar und können zusätzlich in Einzelfigurenpacks erworben werden. Die optionalen Begleit-Sets dieser Box sind „Thrawn“, „Ezra Bridger und Kanan Jarrus“, „Sabine Wren und Zeb Orrelios“ sowie „Hondo Onaka“, also alle wichtigsten Akteure der TV-Serie. Außerdem kann man Hera Syndulla und Chopper in die Mini-Kampagne einbauen – diese liegen als Extra-Figurenpack vor, das ebenfalls einzeln erworben werden kann.

Das Spielmaterial ist gewohnt hochwertig. Die Spielplanteile zeigen atmosphärisch gelungen, wenn auch natürlich etwas braun und eintönig, die Steppen von Lothal sowie einige Ergänzungen für imperiale Einrichtungen, Urwaldsettings und schäbige Kaschemmen. Ein buntes Sammelsurium. Die Miniaturen sind ordentlicher Brettspielstandard: Sie weisen hübsche Details auf, sind aber nicht ganz makellos. So wirken die Blastergewehre der Todestruppler ein wenig verbogen.

An neuen Helden wird eine Expertin im waffenlosen Kampf sowie ein Ex-Klon-Soldat geboten. Die devaronianische Kampfmeisterin Tress Hacnua hantiert mit zwei Kampfstil-Markern, die sie durch bestimmte Fähigkeiten sammeln und dann für besonders harte Moves wieder ausgeben kann. Sie ist schnell und schlagkräftig. Der Klon-Soldat – CT-1701 (da war wohl ein „Star Trek“-Fan am Werk) – ist ein Fernkämpfer, der sich vor allem durch Schnellfeuereffekte auszeichnet. Richtig ausgereizt kann er vier Mal binnen einer Aktivierung schießen. Man nennt ihn nicht ohne Grund „Feuersturm“.

Auf der Gegenseite sorgen die Todestruppler für einen extremen Coolness-Faktor auf dem Spieltisch. Sie sind eher etwas kostspielig (3 Punkte für 1 graue Einheit mit 1 Figur oder 4 Punkte für 1 rote Elite-Einheit mit 1 Figur), dafür bringen sie starke Schadenswürfel plus gut eingebaute Reichweite mit. Auch ihre Fähigkeit ist nicht von schlechten Eltern. Dank „Taktischer Kommunikation“ darf eine Todestruppler- oder Anführer-Einheit im Wert von bis zu 6 Punkten einmal pro Runde nach einer Aktivierung eines Todestrupplers aktiviert werden. Das heißt der imperiale Spieler aktiviert zwei Mal hintereinander. Sowas kann tödlich enden.

Thrawn dagegen kann taktisch agieren, indem er einmal pro Runde einen Helden ansagt. Wird dieser dann direkt im Anschluss aktiviert, muss er den Zustand „Betäubt“ erleiden. Hondo Ohnaka schließlich ist ein Fiesling, wie er im Buche steht, denn er erhöht praktisch mit jeder Handlung, die er durchführt, die Bedrohung für den imperialen Spieler. Außerdem schießt er mit drei Würfeln wie der Teufel. Das sind starke und spannende Gegenspieler.


 In der Steppe von Lothal ist die Hölle los!

Die Mini-Kampagne

Am Spielprinzip selbst ändert sich gar nichts, weswegen hier einfach auf die Rezension zum Grundspiel verwiesen werden soll. „Tyrannen von Lothal“ bietet zwei Einsätze für Charaktere, zwei Rebellen-Nebeneinsätze und zwei neutrale Einsätze. Diese können entweder in eine Grundspiel-Kampagne integriert werden oder man spielt sie in mehr oder minder fester Reihenfolge als Mini-Kampagne.

Die Mini-Kampagne besteht aus vier der sechs Missionen. Anders als bei früheren „Imperial Assault“-Kampagnen spielen Erfolg oder Misserfolg allerdings keine wirkliche Rolle, denn die Missionen sind episodisch angelegt. Die Spieler verkörpern eine Gruppe frisch gebackener Widerständler auf Lothal, die in der ersten Mission das Spectre-Team um die bekannten „Rebels“-Protagonisten – Ezra, Kanan, Hera usw. – kennenlernt. Unter Heras Führung unternehmen sie verschiedene Sabotage- und Informationsbeschaffungsmissionen, die sie sich auch jeweils selbst aussuchen dürfen. Im Hintergrund droht dabei die Gefahr durch den Großadmiral Thrawn, mit dem man im Finale auf Lothal zusammenstößt. Der grundlegende Kampagnen-Aufbau sieht also so aus: A => B1/B2 => C1/C2 => D. Übergangstexte am Ende des Kampagnenbuchs verschmelzen die Missionen zu einem Abenteuer, das auf zwei Weisen enden kann.

Während den Missionen kämpft man natürlich an der Seite der Spectres, die es – wie erwähnt – als Extra-Figurenpack zu erwerben gibt. Um diese Packs aufzuwerten, kommt hier eine interessante Neuerung ins Spiel (die FFG viel zu spät eingefallen ist). Denn jedem Pack liegt eine zusätzliche Mission bei, die man als optionale Einsätze in die Kampagne einschieben kann. Da diese ohnehin extrem episodisch angelegt ist, lässt sie sich problemlos ergänzen, sodass der Kampagnen-Aufbau in seiner längsten Version wie folgt aussieht A => Extra1 => B1/B2 => Extra2/Extra3 => C1/C2 => Extra4 => D. Wie man sehen kann, haben die Helden oft die Wahl, sich für die eine oder andere Aufgabe zu entscheiden. Das Ergebnis führt jedoch (abgesehen von unterschiedlichen Belohnungen) immer zum gleichen, die Handlung vorantreibenden Zwischenspiel.

Wie so oft glänzen die Missionen bei „Imperial Assault“ durch bemerkenswerten Einfallsreichtum. Auch nach wirklich vielen Spieleabenden mit vorherigen Kampagnen lässt sich hier noch etwas Neues entdecken. Beispielsweise kann man ein Wettrennen auf Ryloth fahren und mit einem gestohlenen AT-AT gegen imperiale Kampfläufer antreten. Hier sind wirklich kreative Köpfe am Werk, die aus den Möglichkeiten eines (im Grunde) „Dungeon Crawlers“ rausholen, was machbar ist.

Fazit: Die Erweiterung „Tyrannen von Lothal“ für „Imperial Assault“ ist wieder wirklich toll gelungen. Zugegeben, der Mini-Kampagne fehlt es ein wenig an unerwarteten Wendungen, weil sie extrem episodisch daherkommt. Dafür sind die neuen Figuren großartig, die Missionen kommen erfreulich abwechslungsreich daher und die Idee der optionalen Kampagnen-Verlängerung ist genial, wertet sie doch die Extra-Figurenpacks noch einmal spürbar auf. Eine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Ein Wermutstropfen allerdings: Wie es gegenwärtig aussieht, wird „Tyrannen von Lothal“ das letzte Produkt für „Imperial Assault“ sein. Asmodee verkündete, den deutschen Support einzustellen, und auch bei FFG ist schon seit Längerem nichts mehr passiert beziehungsweise angekündigt worden. Hier konzentriert man sich anscheinend ganz auf „Star Wars: Legion“. Trotzdem oder vielleicht gerade deswegen kann ich jedem „Star Wars“-Fan, der ein wenig Spaß an einem Hybrid aus Brett- und Rollenspiel hat, nur empfehlen: Beschafft euch alles, was ihr von „Imperial Assault“ kriegen könnt, solange ihr es noch kriegen könnt. Das Spiel ist wirklich fantastisch. Ich hoffe derweil mal auf eine Fortsetzung irgendwann – mit dem Titel „Republic Assault“. (Und, ja, ich weiß, als Print-and-Play-Fan-Produkt gibt es sie bereits.)

Star Wars: Imperial Assault – Tyrannen von Lothal
Brettspielerweiterung für 2 bis 5 Spieler ab 14 Jahren
Todd Michlitsch, Brandon Perdue
Heidelberger Spieleverlag 2018
Sprache: Deutsch
EAN: 4015566026735
Preis: EUR 39,95

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