Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger)

Ein Sith hat keine Freunde, und Familienbande bringt nur Ärger – das hat Lord Vader gerade wieder erleben müssen, als sich sein Sohn Luke Skywalker in der Wolkenstadt über Bespin geweigert hat, sich ihm anzuschließen. In Vaders Augen ist er deswegen schwach und muss sterben. Wie aber lockt man eine Beute in die Falle? Mit einem Köder. Und weil das mit Lukes Freunden schon einmal so gut geklappt hat, entscheidet Vader, dass er sich Han Solo zurückholen muss.

von Frank Stein

Der vorliegende Sammelband ist schon etwas älter – mea culpa – und vereint die Ausgaben #12-17 der Reihe „Darth Vader (2020)“. Diese gehören zu dem Mega-Cross-Over „Krieg der Kopfgeldjäger“, das 2021 alle Marvel-Comic-Reihen („Star Wars (2020)“, „Darth Vader (2020)“, „Doctor Aphra (2020)“ und „Kopfgeldjäger“) vereinte und gewissermaßen in einer Neuauflage des Multimediaprojekts „Schatten des Imperiums“ (1996) davon erzählte, wie Boba Fett mit Han im Gepäck auf dem Weg zu Jabba mit zig Widrigkeiten zu kämpfen hat. Die 6 „Vader“-Hefte wurden ursprünglich zwischen September 2021 und Januar 2022 bei Panini im Doppelpack mit den „Krieg der Kopfgeldjäger“-Episoden veröffentlicht (gute Entscheidung, denn die Handlungen sind echt eng miteinander verzahnt). Dieser Sammelband folgte dann im Juli 2022. Das Team aus Greg Pak (Autor) und Raffaele Ienco (Illustrationen) ist hier weiterhin aktiv, für die Kolorierung sorgt eine ganze Truppe an Leuten.

Die Handlung beginnt sehr unmittelbar nach dem Vorgängerband „Ins Feuer“. Vader wird nach seiner Bestrafung durch den Imperator wieder hergestellt. Dabei fällt er die bereits erwähnte Entscheidung, dass Luke sterben muss, da er ein Schwächling ist. Außerdem will Vader verhindern, dass Luke ihn an der Seite des Imperators ersetzt. Als Köder für den untergetauchten Sohn soll dessen Freund Han Solo dienen, von dem Vader weiß, dass er bei Jabba dem Hutten zu finden ist. Dorthin wollte der Kopfgeldjäger Boba Fett den in Karbonit eingefrorenen Schmuggler ja bringen.

Leider hat Fett Solo verloren. Nun suchen Kopfgeldjäger nach ihm – und andere. Um nicht wie ein Elefant im Porzellanladen durch die Unterwelt zu stapfen, nimmt Vader übergangsweise den Hutten-Halbstarken Bokku in seine Dienste, der ihn zu Solo führen soll. Ebenfalls mit von der Partie ist der Sith-Jäger Ochi von Bestoon, der als Sprachrohr und Lakai von Vader dient – nachdem er ihn zuvor umbringen sollte, aber anscheinend ist Vader nicht nachtragend. Es kommt zu einigen Zusammenstößen mit Droiden – darunter IG-88 –, und Vader entdeckt eine Intrige, die aus dem imperialen Führungszirkel kommt und ihn einmal mehr ausschalten will. Außerdem stößt er auf Crimson Dawn, die Han Solo in ihrer Gewalt haben.

Bis zu diesem Punkt funktioniert der Comic gut und in bekannten Mustern. Intrigen und Gewalt begleiten Vader auf Schritt und Tritt. Man kennt das aus den früheren „Vader“-Comics. Allerdings muss man gut aufpassen, denn der Comic vollzieht gleich zweimal Zeitsprünge nach hinten, ohne das im Text kenntlich zu machen. So ist man teilweise ganz schön verwirrt, was gerade warum passiert. Sobald wir uns im Umfeld des Cross-Overs, also der Auktion auf Jekara bewegen, auf der Crimson Dawn Han Solo versteigert, wird es noch zusätzlich konfus, denn dann fehlt schlicht der Inhalt der anderen Comics. Greg Park fängt das ein wenig mit inneren Monologen von Vader auf, der sein Handeln und seine Motive erklärt, bis die Story an einem gewissen Punkt wieder einsteigt. Das ist zugegebenermaßen nicht schlecht gelöst, aber man blättert trotzdem hin und her und versucht zwischen Intrigen, Zeitsprüngen und fehlenden Story-Abschnitten den Überblick zu behalten.

Dafür kracht es am Ende noch einmal gewaltig. Verschwörungen werden offenbar und Vader räumt kräftig auf. Alles läuft auf einen Krieg gegen Crimson Dawn hinaus. Nicht zuletzt deswegen sollte man diesen Sammelband unbedingt nach dem Band „Krieg der Kopfgeldjäger“ lesen, auch wenn dann vieles Rückblick ist.

Visuell wird gehobene Kost geboten. Die Bilder sind schön detailreich und immer wieder trifft Raffaele Ienco Figuren und Raumschiffe richtig gut. Dazu kommt eine angenehm düstere Kolorierung, die viel mit dem blutroten Schein von Vaders Lichtschwert und der Schwärze des Dunklen Lords selbst arbeitet. Nicht Referenzklasse, aber schon sehr erfreulich anzusehen.

Fazit: „Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger)“ hat einen anstrengenden Titel – und liest sich auch ungefähr so anstrengend. Es stecken interessante Gedanken in dieser Handlung, etwa Vaders Erkenntnis, dass er bald zum alten Eisen gehören könnte, nun, da Luke auf der Bildfläche aufgetaucht ist. Auch die imperiumstypischen Intrigen machen wieder Spaß. Durch unmarkierte Rückblenden im vorderen Teil und Handlungslücken im hinteren wird das Leseerlebnis jedoch merklich getrübt, denn man hat mitunter große Mühe, zusammenzusetzen, was gerade in welcher Reihenfolge passiert und warum. Als Einzelcomic nicht zu empfehlen, im Verbund mit den vorherigen „Vader“-Comics und dem „Krieg der Kopfgeldjäger“ aber durchaus spannend.

Star Wars: Darth Vader – Skywalker im Visier (Krieg der Kopfgeldjäger)
Comic
Greg Pak, Raffaele Ienco, Dean White u.a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3039-2
136 S., Hardcover, deutsch
Preis: 17,00 EUR

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