Sphärenklang: Das Dornenreich

Jede große Regionalbeschreibung für Deutschlands bekanntestes Rollenspiel „Das Schwarze Auge“ erhält auch seinen passenden, eigenen Soundtrack: den „Sphärenklang“. Mit „Das Dornenreich“ wird nun der Südosten Aventuriens mit einem eigenen Klangpaket versorgt. Wie sehr schmeichelt es den Ohren?

von André Frenzer

Das Dornenreich ist dabei der blumige Titel für das Reich Aranien, welches seine Inspiration am ehesten in den irdischen Märchen von 1001er Nacht findet. Phexgefällige Händler, Qabalya-Sekten, Karawansereien, der Hof der Rosenherrscherin, Einflüsse aus dem Mittelreich und den Tulamidenlanden: Hier entsteht eine ganz eigene Stimmung.

Ralf Kurtsiefer stellt sich unter dem Label „Sphärenklang“ ein weiteres Mal der Herausforderung, aventurische Landschaften mithilfe seiner Kompositionen vor unserem inneren Auge lebendig werden zu lassen. Dabei genießt er bei „Das Dornenreich“ einige Vorteile, ist es doch recht einfach, unseren europäischen Ohren einen Hauch von Orientalik vorzugaukeln: Bestimmte Akkorde, am besten gespielt auf orientalischen Flöten, unterlegt mit Gitarrenklängen und auf dem Tambourin vorgetragenen, lebhaften Rhythmen sorgen gleich für die passende Stimmung. Kurtsiefer stellt sich allerdings der Herausforderung, diese Klischees nicht plump zu bedienen, sondern mithilfe von seinen bereits aus anderen „Sphärenklängen“ bekannten Klangkonstruktionen den Orient nach Aventurien zu bringen. So erinnern einige Klangpassagen und Stücke – wie zum Beispiel gleich das eröffnende „Am Fuß der Berge von Palmyramis“ kaum an orientalische Klänge, sondern an die Synthesizer-Passagen anderer „Sphärenklang“-Alben.

Dennoch geht der Komponist in der Folge öfter auf Nummer sicher. Wie üblich möchte ich auf eine Einzelbesprechung der immerhin 23 Tracks verzichten, würde das doch den Rahmen dieser Rezension sprengen. Es gibt allerdings einige Stücke, die es mir besonders angetan haben, sodass ich es nicht unerwähnt lassen möchte. So sind insbesondere die Stücke, welche besondere Orte im Dornenreich umschreiben – wie „Die Karawanserei Das Rote Kamel“ oder „Elburums Teehaus Blauer Pfau“ wirklich hervorragend geeignet, um den Hörer in ferne Gefilde zu entführen. Gut gefallen haben mir ebenso Stücke, welche mit treibenden Rhythmen auch Action und Dramatik versprechen, wie zum Beispiel „Aranien“.

Bei stolzen 23 Kompositionen ist klar, dass nicht jedes Stück auf höchstem Niveau spielen kann, und so gibt es auch einige eher nichtssagende Titel auf dem Album. Auch hat sich – wie auch schon bei den Vorgängern – der eine oder andere Konservenklang in die Stücke eingeschlichen, dessen Verzicht den Kompositionen in meinen Augen gutgetan hätte. Dennoch ist „Das Dornenreich“ das in meinen Augen bisher gelungenste Album der Reihe und weiß in seiner Gesamtkonzeption zu überzeugen – auch und insbesondere, weil auf Gesang und Mitsingtexte völlig verzichtet wurde, was einem Rollennspielalbum in meinen Augen gut zu Gesicht steht.

Lobend erwähnen möchte ich noch das wirklich schön aufgemachte Booklet. Das Cover gleicht dem gleichnamigen „Das Schwarze Auge“-Band, doch findet sich innenseitig nicht nur ein vertiefendes Vorwort der Redaktion, sondern auch gleich eine Beschreibung jedes einzelnen Stückes nebst Vorschlägen für den Einsatz am Spieltisch. Das weiß zu gefallen und rundet dieses gelungene Album positiv ab.

Fazit: „Sphärenklänge: Das Dornenreich“ ist eine Musik-CD mit stimmungsvoller Rollenspielmusik, welche Orientalik akustisch an den Spieltisch bringt. Empfehlenswert.

Sphärenklang: Das Dornenreich
Musik-CD
Ralf Kurtsiefer (Orkpack)
Ulisses Spiele 2019
ASIN: B07Y9BGZ5X
1 CD, ca. 50 min., deutsch
Preis: 19,95 EUR

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