von Adaon

Nachtmeister war ein Großer Drache, Herr des Frankfurter Bankenvereins. Und ein Gegner Lofwyrs, des Goldenen Großen Drachen, seinerseits Besitzer eines der größten Konzerne der Welt, Saeder-Krupp. Diese Feindschaft kostete Nachtmeister 2062 das Leben.

Doch die Pläne und Besitztümer Großer Drachen wirken lange nach. Auch heute, im Jahr 2080, ist der Frankfurter Bankenverein nicht unter der Kontrolle Lofwyrs – und der ehemalige Besitz Nachtmeisters nun entweder dem Konzern zugehörig oder noch verborgen. Zwei der Gründe für diesen erfolgreichen Widerstand sind Monika Stueler-Waffenschmidt, die Präsidentin des Frankfurter Bankenvereins (und kürzlich offenbarte Drake), und Abraham Fromm, früherer Vertrauter des Großen Drachen. Doch zwischen diesen beiden bestand kein Bündnis, nur Zusammenarbeit. Und als dieses Gleichgewicht unter Druck gebrochen wird, geraten Dinge in Bewegung, die bestimmen werden, wie Lofwyr mit dem Frankfurter Bankenverein in Zukunft verfahren wird.

Doch um Dinge in Bewegung zu halten, braucht es jemanden, der sie transportiert. Auftritt des Überlandexpress, einer Gruppierung von Schmugglern innerhalb der Allianz Deutscher Länder, die mithilfe eines Netzwerks aus Fahrern, Safehouses und Werkstätten darauf spezialisiert ist, ohne viel Aufsehen zu erregen Fracht von A nach B zu bewegen – schnell, unauffällig, und ohne Fragen zu stellen.

Zwei Fahrer des Überlandexpress, Cowboy und Nitro, beide aus Mainz, sind zufällig als einzige in der Nähe, als ein dringender Auftrag hereinkommt. Hohe Bezahlung wird geboten, ein rascher Transport ist gefordert; sie greifen zu. Und merken zu spät, dass die hohe Bezahlung auch ein hohes Risiko mit sich bringt. Normalerweise sind sie schnell genug, um der Gefahr zu entkommen, aber diesmal scheint die Gefahr stets dort zu sein, wo sie gerade hin wollen. Sie werden mehr als Geschwindigkeit und Feuerkraft brauchen, um die Ware zum Ziel zu bringen. Und so nehmen die beiden Fahrer in ihrem stark modifizierten GMC Commodore einen Umweg nach dem anderen über die abgelegenen Straßen der ländlichen ADL-Gebiete, um ihren Verfolgern einen Schritt voraus zu bleiben – während diese bereits wissen, wo das Ziel der Fahrt liegen wird.

Der Roman wechselt dabei öfter die Perspektive, zeigt die verschiedenen Landschaften und Städte der ADL und wechselt auch immer wieder zu den Mächten im Hintergrund, ihren Verhandlungen und ihren Entscheidungen. Die Hauptfiguren bleiben dabei jedoch eindeutig zwei Fahrer, ein Rigger und ein Hacker, die sich mit wesentlich mehr Ärger herumschlagen müssen, als sie es gewohnt sind. Doch auch die Begegnungen, die sie unterwegs haben, mit Verbündeten und Gegnern, zeigen die Motivationen und Handlungen glaubwürdiger Charaktere mit eigenen Zielen und Vorstellungen davon, diese zu erreichen. Doch viele dieser Ziele sind nicht miteinander vereinbar..

Fazit: In "Shadowrun" geht es um die Zukunft. Die Zukunft wird in der Gegenwart bestimmt – und diese wiederum direkt durch die Vergangenheit beeinflusst. Der zentrale Gedanke des Romans "Nachtmeisters Erben" ist daher: Wie wollen wir leben? Um die Gegenwart zu erreichen, die wir wollen, müssen wir für die Zukunft planen, und aus der Vergangenheit lernen. Viele Abschnitte dieses Romans beschreiben Handlungen, die gezielt die nahe oder ferne Zukunft beeinflussen sollen – und tun dies so beiläufig und unauffällig, dass sich der oben erwähnte "Kern" des Romans praktisch unbemerkt beim Leser festsetzen kann. Und währenddessen genießen wir die Geschichte aus Kampf, Politik, Intrigen und der Welt von "Shadowrun" aus einem bislang wenig betrachteten Blickwinkel: den der Kuriere, die in einer Welt der vorgeblich dichten Grenzen und vollständigen Überwachung der Konzerne vieles möglich machen.

Shadowrun: Nachtmeisters Erben
Rollenspiel-Roman
Bernd Perplies
Pegasus Press 2020
ISBN: 978-3-95789-335-2
326 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 14,95

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