Shadowrun: Iwans Weg

In einer Zukunft, in der das Überleben schwierig ist und Recht nur existiert, solange jemand dafür bezahlt, ist es nicht sicher, ob und wie man am Leben bleiben kann. Um sich dann eine Zukunft aufzubauen, braucht es neben Talent und Ausdauer auch etwas Glück ... und Unterstützung von außen. Doch wenn diese fehlt, was bleibt dann noch? Und ist jede Hilfe auch wirklich willkommen?

von Adaon

Der Junge Iwan hatte es in seinem Leben nicht leicht. Aufwachsend im Rhein-Ruhr-MegaPlex, in einem heruntergekommenen Stadtgebiet im Schatten der Konzerne und umgeben von Armut und ohne eine Möglichkeit, dort weg zu kommen, sieht auch seine Zukunft düster aus. Selbst wenn er nicht zufällig in einem Gangkonflikt stirbt oder ihm ähnliches passiert, droht ihm ein kurzes, hartes Leben. Doch er hat ein Talent für Technik und die Matrix, das er fördert. Zusätzlich strengt er sich in der öffentlichen Schule an und schafft es, in einem Auswahlverfahren ein Konzernstipendium zu ergattern. Das ist seine echte Chance auf eine bessere Ausbildung und später einen Job für einen Konzern, und es gibt auch jeden Monat genug Geld, damit er und sein Vater über die Runden kommen.

Als jedoch eine unbedachte, doch eigentlich harmlose Tat plötzlich als Grund verwendet wird, um ihn aus dem Stipendium zu werfen, scheint alles verloren. Iwan sieht keinen Ausweg mehr und keine Zukunft. Er beschließt seinem Leben ein Ende zu setzen. Als er jedoch seinen Plan umsetzt, erscheint die Fee Mae und rettet ihn; er kennt Sie aus den Geschichten, die seine Mutter ihm erzählte, als sie noch lebte. Sie bietet ihm Schutz und Hilfe. Endlich scheint sich sein Leben zum Besseren zu wenden. Doch wieso taucht sie ausgerechnet jetzt auf? Welche Verbindung hat sie zu seiner Familie und zu ihm? Und wieso ist  sie überhaupt auf der Erde, anstatt im Feenreich?

Recht bald wird klar, dass Mae zwar Iwan Schutz gewährt, sie selbst allerdings auch verfolgt wird. Ein Konzern möchte ihre Magie studieren, ein mörderischer Krieger aus der Feenwelt jagt sie und das Versteck, das sich Iwan und Mae mitten im Stadtgebiet schaffen, wird immer wieder von anderen entdeckt. Doch hier zeigt sich Maes mörderische Seite. Sie wird nicht zulassen, das jemand sie findet – auch wenn das bedeutet, das ihr niemand entkommt. Auch Iwan nicht ...

Dieser Roman ist sicherlich keine leichte Kost. Der Autor beschreibt deutlich die Mißhandlung von Personen, an anderen und an sich selbst, auch bei Kindern, und die Folgen daraus. Damit wirkt das Buch sehr nachdrücklich und beschäftigt den Leser auch nach der Lektüre eine ganze Weile. Die zugrunde gelegten psychologischen Erkenntnisse entprechen nach meiner Wahrnehmung dem aktuellen Stand des Wissens und werden konsequent umgesetzt. Gleichzeitig ist das Buch ein vollständiger „Shadowrun“-Roman und verlässt niemals die Metaebene der Spielwelt. Dies macht die Figuren sowohl tiefgründiger, als auch glaubwürdiger – und tragischer. Denn die (Fehl)Entscheidungen und teils brutalen Handlungen der Figuren wirken nachvollziehbar. Dies soll sie nicht entschuldigen, versucht es aber auch gar nicht – es beschreibt nur, was ist. Diese düstere, realistische Seite gibt „Iwans Weg“ deutlich mehr Tiefe.

Fazit: „Iwans Weg“ ist ein düsterer, eher auf harten Realismus als auf die lockere Actionseite des „Shadowrun“-Settings konzentrierter Roman, dessen Figuren glaubwürdig und tragisch sind. Keine leichte Kost, aber gute!

Shadowrun: Iwans Weg
Rollenspiel-Roman
David Grade
Pegasus Press 2018
ISBN: 978-3-95789-172-3
336 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 12,95

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