Roll Inclusive: Diversity und Repräsentation im Rollenspiel

Das populärwissenschaftliche Sachbuch „Roll Inclusive: Diversity und Repräsentation im Rollenspiel“ richtet sich als Rollenspiel-Sekundärliteratur an Rollenspieler*innen, die sich kritisch mit Diskriminierung und Repräsentation von marginalisierten Gruppen auseinandersetzen wollen. Wer schon immer mal wissen wollte, was „Ableismus“ und „Intersektionalität“ bedeuten (und vieles andere mehr zum Thema), ist hier goldrichtig!

von Markus Kolbeck

Das Taschenbuch wurde von Askin-Hayat Dogan (Rollenspiel-Redakteur und Diversity-Trainer), Frank Reiss (Psychotherapeut für Kinder und Jugendliche und Systemischer Supervisor) und Judith C. Vogt (Rollenspiel- und Romanautorin) herausgegeben. Es umfasst 336 Seiten, enthält keine Abbildungen und ist 2019 im Rollenspielverlag „Feder & Schwert“ erschienen. Es enthält ein Vorwort, 17 Kapitel, vier Nano-Spiele zum Thema, einen Glossar zu Fachbegriffen und einen zum Thema Rollenspiele. Ferner gibt es ein ausführliches Literaturverzeichnis, Informationen zu den Autor*innen und eine Danksagung. Den Kapiteln nachgestellt sind Kapitel-Endnoten und zwar über 460 an der Zahl. In den Endnoten sind u. a. Erklärungen zu Fachbegriffen, Rollenspielen und viele Links zum Thema untergebracht. Den Buchtext gibt es als Printversion, als E-Book und als Hörbuch (ein Link zur kostenlosen Version ist im Vordruck des Taschenbuchs angegeben). Hier wird die Taschenbuch-Version besprochen.

Inhalt

Das Sachbuch beschäftigt sich – wie eingangs erwähnt – mit Diversität und Repräsentation von durch die Gesellschaft im Allgemeinen an den Rand gedrängten, marginalisierten Gruppen wie behinderten oder homosexuellen oder anderen queeren Menschen oder People of Color (wie sich rassistisch diskriminierte Personen selbst nennen) im Rollenspiel. Es wird auf vielfältige Aspekte dieses Themas eingegangen und es werden u. a. Stereotype, Klischees, strukturelle, institutionalisierte und persönliche Diskriminierung behandelt, sowohl was Ursachen als auch was Wirkungen betrifft. Immer wieder findet Erwähnung, wie man es besser machen kann und sollte. Diskriminierung ist übrigens unabhängig vom Willen des/der Diskriminierenden, etwas Böses zu tun, sondern kann auch unabsichtlich geschehen! Ableismus ist übrigens die Diskriminierung von behinderten Personen und Intersektionalität ist das Konflikt- und Spannungsfeld um mehrfach marginalisierte Gruppen wie beispielsweise behinderte, transsexuelle Personen. Angehörige der weißen, heterosexuellen Mehrheitsgesellschaft werden auch benannt, nämlich als cis-Personen.

Kritik

Es wird im gesamten Buch mit erheblichem Fein- und Fingerspitzengefühl formuliert und immer wieder darauf hingewiesen, dass man im Rollenspiel auf die Gefühle marginalisierter Gruppen Rücksicht nehmen sollte. Das allein ist schon begrüßenswert! Ebenso gut ist, dass Handhabungen gegeben werden, wie man mehr Diversität und Repräsentation von diskriminierten Gruppen im Rollenspiel erreichen kann. Dieser Zielsetzung wird das Sachbuch auf vielfältige Weise gerecht. Wer bereit ist, sich kritisch mit diesem Thema auseinanderzusetzen, wird durch neue Impulse, Sichtweisen und Einsichten belohnt. Das Buch ist durchaus in der Lage, mehr Kultursensibilität beim*bei der Einzelnen zu erreichen. Es wird dem Thema eigentlich vollauf gerecht!

Ich glaube, es wird jedoch eine Diskriminierung nicht abgebildet und zwar die von bildungsfernen Schichten. Da das Buch populärwissenschaftlich gehalten ist und mit den erwähnten zahlreichen Endnoten eher eine anspruchsvolle Schriftsprache vertritt, wird es bildungsarme Schichten eher nicht ansprechen. Da Rollenspieler aber in der Lage sind, auch komplexe Regelwerke zu verstehen und anzuwenden, trifft diese Kritik auf die Zielgruppe des Buchs wohl nicht vollständig zu. Erwähnenswert ist auch, dass das Sachbuch mit knapp 23,- Euro etwas teuer ist für ein Taschenbuch. Wenn man aber berücksichtigt, dass es bei einem Rollenspielverlag in wahrscheinlich eher kleiner Auflage erscheint, geht das wohl noch in Ordnung.

Fazit: Das Buch ist in der Lage, die Sensibilität des Lesers für das Thema Diskriminierung von marginalisierten Gruppen im Rollenspiel zu verstärken, wenn eine gewisse Offenheit dafür vorliegt. Ich habe es mit großem Interesse gelesen und bin der Meinung, dass es den politischen Horizont erweitern kann. Es ist ein wichtiges Buch, das schon lange überfällig ist. Es ist ein Meilenstein in Sachen Toleranz (im Rollenspiel)! Man kann viel dazulernen, auch wenn man bereits eher liberal eingestellt ist. Bleibt zu hoffen, dass sich Diversität und Repräsentation besagter Gruppen in Gesellschaft und Rollenspiel verbessern. Ich kann das Buch „Roll Inclusive“ herzlich allen Spieler*innen und Spielleiter*innen empfehlen!

Roll Inclusive: Diversity und Repräsentation im Rollenspiel
Sachbuch
Askin-Hayat Dogan, Frank Reiss und Judith C. Vogt (Hrsg.)
Feder & Schwert 2019
ISBN: 978-3-86762-405-3
336 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 22,95

bei amazon.de bestellen