Nemesis 5 & 6: Die Stunde des Wolfs / Morgengrauen

„Ene dene dorz, de Deiwel losst en Forz, un losst noch ener naus, un du bischt draus.“ Wie beim Abzählreim verlässt stetig jemand die Bühne. Bis es am Ende zu einer letzten Entscheidung kommt. Unter dem Label „Silberfisch“ schließt Hörbuch Hamburg Wolfgang Hohlbeins Fortsetzungsroman „Nemesis“ in einer Doppelfolge ab.

von Simon Ofenloch

 

Geheimnisvoll ging es los: Drei Männer und drei Frauen wurden zu einer ominösen Testamentseröffnung auf die beeindruckende Burg Crailsfelden geladen. Sie waren sich scheinbar noch nie zuvor begegnet und waren nur durch eine gemeinsame Hoffnung verbunden: die Aussicht auf sehr viel Geld. Der Erblasser Klaus Sänger wollte mit seinem Reichtum zwei der Eingeladenen begünstigen. Bald erfuhren die Gäste, an welche makabre Bedingung das Testament gebunden war: Erbe des millionenschweren Vermögens sollte das Pärchen werden, das innerhalb des nächsten Jahres heiraten und Nachwuchs zeugen würde.

Noch bevor es zu weiteren Erklärungen kommen konnte, fiel das Gitter des Burgtors herab und versperrte den Ausgang. Stunde um Stunde wurde danach einer der sechs Anwärter auf die Millionenerbschaft ermordet. Wer ist der Killer? Und was das Motiv? Geht es allein um die bevorstehende Erbschaft, soll die Konkurrenz aus dem Weg geräumt werden? Oder steckt doch mehr hinter den schrecklichen Ereignissen, bisher Unbekanntes aus der düsteren Vergangenheit der Festung?

Im weitverzweigten Labyrinth von Burg Crailsfelden kündigt sich das Ende der Mordnacht an. Von den sechs Menschen, die das Gemäuer am Abend betreten haben, leben in der Morgendämmerung noch vier, noch drei, noch zwei. Die Burg konfrontiert die Überlebenden der blutigen Nacht mit grauenhaften Entdeckungen. Mit scheußlichen Fundstücken aus der Vergangenheit und eigenen gruseligen Erinnerungen. Und am Ende bleibt nur einer übrig, ein Überlebender. Nur einer der hoffnungsvollen Erben, die sich am vorigen Abend auf Burg Crailsfelden versammelt haben, erlebt das Morgenlicht des nächsten Tages. Inzwischen ist unmissverständlich klar, dass alle nur unter einem Vorwand auf die Anlage gelockt wurden. Die Festung ist eine Falle, zwischen unüberwindlichen Mauern sollte grausige Rache geübt werden. Doch im ersten Licht des neuen Tages weiß der eine Überlebende noch immer nicht, wer hinter den Morden steckt. Das wird sich ändern.

Vieles hat Wolfgang Hohlbein in seinen Fortsetzungsroman „Nemesis“ hinein getan: Neben einem geisteskranken Mörder wurde noch ein Schatz aus der Zeit des 2. Weltkrieges untergebracht, Napola-Utensilien und ein Grusel-Labor mit Ärzten, die ihren Hippokrates sehr frei interpretieren.

Trotz dieser Fülle an Handlungselementen tritt die Geschichte oft auf der Stelle. Viele Motive werden nicht ausreichend vertieft oder überhaupt weiterverfolgt. Stattdessen gehen einige durchaus spannende Handlungselemente „unterwegs“ einfach verloren, erweisen sich als letztlich belanglose Mittel zum Zweck, zum Eindruckschinden mit bloßen Schlagworten. Das große Ganze erfährt zwar eine Auflösung, doch viele kleine Fragen bleiben ungeklärt. Vorleser Johannes Steck macht das Beste draus, unverdrossen bis zum Schluss.

Fazit: „Showdown auf Burg Crailsfelden“: Das gruselige Menschen-Experiment findet ein Ende. Ein würdiges? Nun ja …


Nemesis 5 & 6: Die Stunde des Wolfs / Morgengrauen
Gekürzte Lesung nach Teilen des Fortsetzungsromans von Wolfgang Hohlbein
Johannes Steck
Silberfisch / Hörbuch Hamburg 2009
ISBN: 978-3-86742-820-0
4 CDs, ca. 268 min., deutsch
Preis: EUR 14,95

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