MWDA 15: Schwert des Aufruhrs

15 Romane zählt die „MechWarrior Dark Age“-Reihe, die nicht mehr ganz so neue „BattleTech“-Serie des Heyne-Verlags, nun schon – ein kleines Jubliäum möchte man sagen. Diesem Geiste entsprechend wurde „Schwert des Aufruhrs“ vom kreativen Mastermind Loren Coleman persönlich verfasst und das Buch strotzt geradezu vor galaktischer Entwicklung: Victor Steiner-Davion, einer der ganz großen des „alten“ „BattleTech“-Universums, ist tot und seine Beisetzungsfeierlichkeiten auf Terra sorgen für politische Ränke und offenen Krieg auf der Wiege der Menschheit.

von Jakob Schwarz

 

Eigentlich soll man das Fazit ja nicht gleich zu Beginn einer Rezension schreiben, aber ich kann mich einfach nicht beherrschen: „Schwert des Aufruhrs“ ist ganz großes Kino. Dabei ist der eigentliche Handlungsrahmen für Fans zwar durchaus von Bedeutung, objektiv betrachtet aber von fast kammerspielartiger Schlichtheit: Victor Steiner-Davion, der einstige Erste Prinz der Vereinigten Sonnen, der Vorreiter im Kampf gegen die Clans, der zeitweilige Präzentor Martialum ComStars und spätere Paladin der Republik der Sphäre, ist tot, ermordet von Verrätern im Senat, die Exarch Jonah Levin die Macht entziehen und sie dem Adel zurückgeben wollen.

Dies hat zwei Folgen: Zum Einen werden Victor zu Ehren prunkvolle Beisetzungsfeierlichkeiten auf Terra angesetzt, zu denen alle wichtigen Persönlichkeiten der Inneren Sphäre geladen sind. Entsprechend geben sich die namhaften Charaktere der 14 Vorgängerromane praktisch die Klinke in die Hand: Tara Campbell, Aaron Sandoval, Erik Sandoval-Gröll, David McKinnon, „Einauge“ Jack Farrell und Jasek Kelswa-Steiner gehörten alle zum Ensemble früherer Bücher – und dabei keineswegs immer zu den Guten. Ihnen schließen sich zahlreiche neue Figuren an, am Wichtigsten unter ihnen vielleicht Prinz Harrison Davion, sein vergnügungssüchtiger Sohn Caleb Davion und dessen Cousin, der aufrechte Julian Davion (der hier als Sympathieträger in Victors Nachfolge aufgebaut wird).

Zum Anderen vertieft sich die Kluft zwischen dem neu gewählten Exarch Jonah Levin und dem vom Adel beherrschten Senat. Als die Paladine des Exarchen einen der Senatoren in den Selbstmord treiben, wendet sich dessen Sohn, Ritter Conner Rhys-Monroe, von der Republik ab und putscht gegen den Exarchen. Erst noch bedient er sich des gewaltlosen Widerstands, der populistischen Geste, um Anhänger für seine Sache, die Rückgabe der Macht in die Hände des Adels, zu gewinnen. Im Verlauf der folgenden Wochen jedoch (der Roman spielt zwischen Dezember 3134 und Juni 3135) kommt es zu bewaffneten Konflikten zwischen senatstreuen Truppen und den Streitkräften der Republik. Kriegsschauplatz ist dabei Europa, hier vor allem die Schweiz, Frankreich und Deutschland.

Hohe Politik, niedere Ränkespiele und – eingestreut – krachende Kampfhandlungen der verfeindeten Fraktionen: Diese Mischung machen Loren Colemans Roman zu einer wahren Freude für jeden „MWDA“-Leser. Es gelingt dem Autor vortrefflich, zwischen dem Parkett für die Reichen und Schönen und dem Schlachtfeld abzuwechseln. Im Mittelteil zieht sich die Geschichte zwar ein wenig und als es zu einem ausgedehnten Simulatorkampf kommt, fürchtet man schon, dies sei es mal wieder mit BattleMechs gewesen für einen Roman. Doch am Ende wird man mehr als belohnt, wenn Julian Davion und Tara Campbell, der neue und der alte Liebling der Autorenschaft dieser Reihe, gemeinsam den Putschisten die PPK-Blitze um die Ohren hauen.

Eine Warnung muss ich jedoch aussprechen: Einsteiger oder Gelegenheitsleser werden nur einen Bruchteil des Spaßes an diesem Buch haben, den treue Fans empfinden werden. Denn die zahllosen Verweise auf all die Geschehnisse, die in den anderen Romanen beschrieben wurden – in diversen politischen Gesprächen den Protagonisten wie beiläufig in den Mund gelegt –, sorgen immer wieder für Wiedererkennungseffekte, die alle bisherigen Handlungsstränge zusammenschnüren wie gutes Paketband. Überhaupt hat man das Gefühl, dass Loren Coleman hier den „Zwischenbericht“ dieser Reihe verfasst hat. Es werden nicht nur noch einmal alle existierenden Konflikte thematisiert, sondern auch etliche neue Entwicklungen angestoßen.

Wie formulierte es Coleman im Nachwort so schön: „Die Arbeit an „Das Schwert des Aufruhrs“ war beides zugleich: Genuss und Folter. Wir haben so viele Jahre darauf verwendet, die Republik zu erschaffen und einen Bestand fester Figuren vorzustellen, und dann bittet mich Jordan Weisman, einen Stall voller Nebenfiguren und zusätzlicher, weit reichender Handlungsstränge einzuführen, eigentlich also eine Stange Dynamit zu zünden und alles durcheinanderzuwerfen.“ Okay, ganz so schlimm ist es nicht – aber ein gewichtiger Meilenstein in der Entwicklung des „MechWarrior“-Universums wurde hier zweifellos geschaffen.

Fazit: „Schwert des Aufruhrs“ von Loren Coleman, der 15. Roman der „MechWarrior Dark Age“-Reihe, ist Zusammenfassung des Bestehenden und Ausblick auf Kommendes zugleich. Alte und neue Helden geben sich auf Terra ein Stelldichein und die vortreffliche Synthese von politischem und militärischem Konflikt zieht einen als Leser von Seite zu Seite. Zugegeben: Einige Figuren werden etwas stiefmütterlich behandelt, aber es ist davon auszugehen, dass sie in kommenden Geschichten eine größere Rolle spielen werden. Alles in allem kann ich nur sagen: Für Freunde von „MechWarrior“ absolut lesenswert!


Schwert des Aufruhrs (Mechwarrior Dark Age – Bd. 15)
Rollenspiel-Roman
Loren Coleman
Heyne 2007
ISBN: 978-3-453-52287-9
398 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 7,95

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