Mordenkainen’s Magnificent Emporium (v.4.0)

Magische Ringe, Hammer, die Blitze schleudern können, Tarnumhänge – welchen Helden gelüstet es nicht nach derlei hilfreichen Artefakten. Das gilt besonders für „Dungeon & Dragons“-Helden. Ganze Heerscharen von Abenteurergruppen haben in den letzten bald vierzig Jahren Gräber geplündert, Kellergewölbe durchstöbert und Drachenhorte gehoben, um sich ihre magischen Belohnungen abzuholen. Doch ein magisches Artefakt sollte mehr sein, als nur ein Satz Regeln – sagt zumindest „Mordenkainen’s Magnificent Emporium“.

von Frank Stein

Auf den ersten Blick könnte man denken: ein weiterer Aufguss des „Adventurer’s Vault“? Wieder ein Buch voller Listen mit magischen und unmagischen Gegenständen, die Abenteurer auf ihren Reisen finden können? So nützlich ein einzelnes Buch dieser Art sein mag, braucht man wirklich noch ein weiteres?

Jain, lautet in meinen Augen die Antwort auf diese drei Fragen. Natürlich geht es in „Mordenkainen’s Magnificent Emporium“ um neues magisches und nichtmagisches Spielzeug für „D&D“-Helden. Es gibt neue Rüstungen, Waffen, Implements, magische Ausrüstung, verfluchte Artefakte und zusätzliche Abenteurerausstattung. So weit der klassische Einkaufskatalog.

Und doch unterscheidet sich das Buch spürbar etwa von Vorgängern wie dem „Adventurer’s Vault“. Begriffe wie „retro“ und „deluxe“ fallen einem ein, wenn man die Seiten durchblättert. „Deluxe“ deshalb, weil sich die vorgestellten Gegenstände nicht nur auf einen simplen Kasten mit Spielwerten beschränken, wie es über weite Strecken im genannten Geschwisterprodukt der Fall war. Stattdessen haben die Autoren eine Balance aus Storyelementen und Spielwerten gesucht. Im Vorwort wird sogar extra darauf hingewiesen, dass in diesem Fall der Hintergrund der Vater der Regelwerte war – nicht andersherum, wie wohl bei „D&D v.4.0“ sonst üblich.

Auf diese Weise entstehen zwar keine einzigartigen Artefakte mit epischer Hintergrundgeschichte, um die sich sofort ein Abenteuer entwickeln ließe, aber immerhin Artefaktgruppen mit genug Flufftext, um sie organisch in eine Geschichte einzubauen, statt sie einfach nur in einer Schatzkiste zu deponieren. Manche Gegenstände – beispielsweise die Fishscale Armor, die Mace of Disruption oder der Exceptional Factotum Helm – werden deutlicher in lokalen Sagen und Legenden verwurzelt, andere Beschreibungen sind sehr allgemein gehalten und formulieren praktisch nur aus, was der Titel eines Objekts eigentlich schon verraten hat (dass ein Elixir of Invisibility unsichtbar macht und daher bei Abenteurern sehr beliebt ist, kann man sich irgendwie auch so denken).

„Retro“ wird das Buch nun nicht nur aufgrund seines „Verfassers“. Es mag heute weniger bekannt sein, als noch vor zwanzig Jahren, aber Mordenkainen war einer der ersten Spielercharaktere von „D&D“-Erfinder Gary Gygax. Kennern gilt er als einer der berühmtesten und ältesten Heroen dieses Rollenspielsystems. Ihn zum Paten dieses Buchs zu machen und in vielen Zitaten zu Wort kommen zu lassen, setzt konsequent den neuen Weg fort, den die Wizards of the Coast mit der „D&D Essentials“-Reihe begonnen haben. Weg vom reinen Zahlenspiel, das „D&D“ in seiner vierten Edition anfangs war, und zurück zum Charme früherer Inkarnationen.

Erinnerungen an früher werden auch wach, wenn man etliche der aufgeführten Gegenstände sieht. Gleich auf den ersten Seiten kommen Rüstungen wie die Ring Mail oder Studded Leather in die vierte Edition von „D&D“ zurück. Artefakte wie der Wand of Wonder, das Book of Infinite Spells oder der Hammer of Thunderbolts zaubern Spielerveteranen ein Lächeln auf die Lippen und wecken nostalgische Gefühle. Mordenkainens Zitate holen die alten Recken der ursprünglichen „Greyhawk“-Kampagne wieder auf die Bühne. Und natürlich gibt es ein Kapitel über Hirelings und Henchmen.

Fazit: Die Wizards of the Coast setzen ihren Weg „back to the roots“ mit diesem Buch fort. Im Grunde ist „Mordenkainen’s Magnificent Emporium“ mit Büchern wie dem „Adventurer’s Vault“ vergleichbar. Wer allerdings beide Bücher nebeneinander legt, wird den Unterschied sofort erkennen. Dieses Buch hier bietet deutlich mehr Flufftext, einige nützliche Zusätze (wie den Teil über Hirelings) und vor allem eine gehörige Portion „D&D“-Nostalgie. Wer auf der Suche nach einem Buch voller Spielerbelohnungen ist, trifft mit diesem hier genau die richtige Wahl!


Mordenkainen’s Magnificent Emporium
Quellenbuch
Jeremy Crawford, Stephen Schubert, Matt Sernett
Wizards of the Coast 2011
ISBN: 978-0-7869-5744-6
160 S., Hardcover, englisch
Preis: $ 29,95

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