Monster Inn

Seid ehrlich: Wo trifft man die coolsten Typen? Na klar, in der Kneipe! Und genau da, im „Monster Inn“, wollen wir eine Truppe schlagkräftiger Monster für unseren Dungeon rekrutieren. Doch wer nicht aufpasst, bekommt am Ende einen Menschen untergejubelt. Und den wird man so schnell nicht mehr los.

von Oli Clemens

Nehmt euch die 20 Monsterkarten mit den Kampfwerten von 1-20 und die 20 Menschenkarten mit den Kampfwerten von 1-20, vermischt diese miteinander und legt diesen Kreaturen-Stapel verdeckt in die Mitte. Verwechseln könnt ihr die Karten nicht, denn ihre Rückseiten sind gut voneinander unterscheidbar.

Die Menschenkarten erkennt ihr an einer Illustration, die Streicher aus der „Herr der Ringe“-Zeichentrickverfilmung aus dem Jahr 1978 zum Verwechseln ähnlich sieht. Außerdem entdeckt ihr dort auch einen Wertebereich im Fünferschritt und euch angrinsende Monster-Totenschädel.

Die Monsterkarten hingegen sind auf ihrer Rückseite ohne zusätzliche Informationen und zeigen immer ein Kreaturen-Gruppenbild mit Oger. Das Ganze kommt in einem beige-braun-oliven-monochrom Farbschema und ist irgendwie schaurig-schön.

Greift euch von den bereitliegenden Schätzen jeweils 3 Goldstücke und 3 Edelsteine. Mit dieser Währung werdet ihr nachher um die Karten feilschen, die ihr in euren Dungeon auslegt. Damit die anderen nicht wissen, wie flüssig ihr seid, solltet ihr eure Schätze auch immer in der Hand geheim halten. Jetzt seid ihr startklar für „Monster Inn“.

Zieht nun in jeder Runde so viele Kreaturen-Karten vom Stapel, wie Personen am Spiel teilnehmen, und legt sie zwischen euch ab, ohne aber dabei aufzudecken. Sortiert von links nach rechts zuerst die Menschenkarten nach absteigendem Wertebereich und legt die Monster daneben. Diese Auslage nennt das Spiel ‚die Taverne‘. Die Menschen bleiben immer verdeckt liegen. Sie geben ihre Geheimnisse vorerst nicht Preis. An den Werten ihrer Rückseite erkennt ihr aber, ob es sich eher um Weicheier oder kampferfahrene Haudegen handeln wird.

Die Monsterkarten dreht ihr um. Ist ja klar, ehrenhafte Monster-Söldner spielen immer mit offenen Karten. Und diese wollen wir vor allem aus der Marktreihe für uns gewinnen. Monster haben einen Kampfwert von 1-20 und eine Farbe. Zudem zeigen sie eine Anzahl an Menschen-Totenschädeln. Die sind für die Abrechnung am Schluss wichtig. Je größer der Kampfwert eines Monsters, desto mehr Schädel bringt es. Für den Rest des Texts kommt hier eine wichtige Gedankenstütze: Monster gut, Mensch schlecht!



Ab jetzt läuft „Monster Inn“ wie ein Biet-Spiel ab, bei dem ihr pro Runde aber nur eine Karte für euch beanspruchen dürft. Zuerst werden Gebote abgegeben für die Kreatur, die am weitesten links liegt. Das ist in der Regel ein Mensch. Selten kann es aber auch vorkommen, dass nur Monster in der Taverne liegen.

Wer an der Reihe ist, muss nun entscheiden, ob er im Spiel bleiben will oder lieber aussteigen möchte. Entscheidest du dich zu bieten und bist der Erste, zahlst du ein Goldstück oder einen Edelstein in die Mitte. Wer mitbietet, muss nun immer mit einem Schatz der gezahlten Art erhöhen. Gehen dir mal Gold oder Edelsteine aus, kannst du einen Schatzwechsel durchführen. Das kostet dich dann aber was extra, kann aber ein cleverer Schachzug sein, um die anderen auszutricksen.

Solltest du jedoch aussteigen wollen oder müssen, weil dir das Geld ausgeht, nimmst du dir alle Schätze aus der Mitte und die am weitesten links liegende Kreatur. Diese wandert dann in deinen persönlichen Spielbereich. Im Spiel ist das dein Dungeon. Dort beginnst du zwei Reihen. In die untere Reihe kommen Menschen, immer noch umgedreht. Ihren wahren Kampfwert erfährst du wirklich erst zu Ende bei der Auswertung. Durch den Wertebereich auf der Rückseite hast du aber eine ungefähre Ahnung, wo sich die Karte einpendeln wird.

Monster legst du in die Reihe darüber. Ihre Karten bleiben aufgedeckt. So entsteht im Verlauf des Spiels eine ungleiche Doppelreihe aus Menschen und Monstern, in der die Monster hoffentlich in der Überzahl sind – und sich auch hoffentlich in den Farbe wiederholen. Denn dann darf ich für eins dieser farbigen Monster Unterstützung anfordern. Das kostet mich einen Schatz aus meinem Vorrat, den ich auf eine Karte dieser Farbe lege. So kann dieses Monster später bei der Abrechnung zum Spielende nicht von einem Menschen geschnetzelt werden.

Haben alle in der aktuellen Runde eine Kreatur aus der Taverne bekommen, endet die Runde. Spielt so lange, bis der Nachziehstapel aufgebraucht ist. Dann wird gewertet. Schaut euch dazu eure Doppelreihen an.

Zuerst schmeißt ihr alle Menschen aus ihrer Reihe, über denen ein Monster mit Unterstützung liegt, und alle Menschen, über denen überhaupt kein Monster liegt. Die Reihen in eurem Dungeon lichten sich also. Dreht nun endlich alle Menschenkarten um. Vergleicht die Kampfwerte – also die Zahlen – der Kartenpaare aus Monster und Mensch miteinander. Menschen, deren Kampfwert kleiner als der des Monsters ist, fliegen auch raus. Sind sie stärker als das Monster, bleiben sie liegen.



Die Auslage aus Karten, die dann noch vor euch im Dungeon liegen, errechnet euren Ruhm. Das sind die Totenköpfe auf den Karten. Addiert die weißen Köpfe auf den Monsterkarten und zieht davon die roten Totenköpfe auf den verbleibenden Menschenkarten ab. Und schon kennt ihr euer Ergebnis und den Gewinner einer Partie „Monster Inn“.

Ich habe schon darauf hingewiesen, dass „Monster Inn“ in seinem Herzen ein Biet-Spiel ist. Was am Anfang aber ein bisschen Umgewöhnung braucht, ist sich im Kopf klar zu machen, dass ich auf die Karte biete, die ich unter keinen Umständen haben möchte. Das hat in der Regel bei allen Leuten, mit denen ich gespielt habe, ein bisschen gedauert, bis dieser Gedanke sich festgesetzt hat. Ist das Konzept aber erstmal verinnerlicht, entwickelt sich „Monster Inn“ zu einem spaßigen und kurzweiligen Spiel mit einer Prise Schadenfreude, wenn man den anderen einen Menschen unterjubelt. Ihr wisst ja: Monster gut, Mensch schlecht!

Die Anleitung schafft es in ihrer Kürze und den bebilderten Hilfestellungen, dass die wenigen Regeln schnell erklärt und verstanden sind. So ein halbes Stündchen sollte man anfänglich für eine Partie einplanen. Wenn alle das Spiel kennen, spielt ihr „Monster Inn“ aber wahrscheinlich bald schon schneller.

Die 40 Karten sind in einem Comic-Stil von Dennis Lohausen illustriert. Er ist eine feste Größe im Brettspielbereich und hat wirklich schon Hunderte von Spielen gestaltet. Dabei fällt auf, dass jede Monsterkarte ein eigenes Design bekommen hat. Furchteinflößend sind die Karten nicht, aber durchaus knuffig-gruselig, sodass man gerne hinschaut. Sollte man Probleme mit einer Farbfehlsichtigkeit haben, helfen Symbole unter den Zahlenwerten, die Monstertypen einander zuordnen zu können. Die Menschenkarten wiederholen sich in ihren Motiven, sind aber alle auch mit einem ironischen Augenzwinkern gestaltet. Schaut ruhig mal dem männlichen Kämpfer ins Gesicht.

Die Schätze, mit denen wir um die Karten feilschen, bestehen aus Goldmünzen und Edelsteinen aus Kunststoff. Sie kennt man auch aus anderen Spielen und sind wirklich guter Standard.

Fazit: „Monster Inn“ ist ein kurzweiliges Karten-Biet-Spiel für Familien, taugt aber auch absolut als Absacker nach einer langen Nacht mit Dungeon-Crawlern, wenn man das gemeinsame Spielerlebnis noch ausklingen lassen will. Mindestens drei Personen muss man aber sein. Zu viert oder fünft macht es am meisten Spaß. Das Material und insbesondere die Karten-Illustrationen haben einen großen Aufforderungscharakter. Da bekommt man echt Lust zu spielen. Die Spieldauer von einer halben Stunde und die überschaubaren Regeln machen das Spiel zusätzlich attraktiv für eine schnelle Runde zwischendurch.

Monster Inn
Kartenspiel für 3 bis 5 Spieler ab 8 Jahren
Roman Pelek
Pegasus Spiele 2022
EAN: 4250231734342
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 12,99

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