Marvel Zombies: Heroes’ Resistance – Ein Zombicide-Spiel

Es gibt viele Marvel-Fans da draußen. Es gibt auch viele Brettspiel-Fans. Nicht immer überschneiden sich diese zwei Liebhabereien. Für den comicaffinen Gelegenheitsspieler, der keine 120 Euro ausgeben will, um mit seinen Lieblingshelden ein paar Zombies zu verkloppen, hat CMON/Asmodee jetzt ein „Marvel Zombies“-Spiel im Budget-Segment herausgebracht.

von Frank Stein

Ich mache bei dieser Rezension etwas, das ich normalerweise nicht mache: Ich verweise auf eine andere Rezension. Denn ganz ehrlich: „Heroes’ Resistance“ ist in fast jeder Hinsicht der kleine, preiswerte Bruder von „X-Men Resistance“, das hier schon beim Ringboten vorgestellt wurde. In beiden Ablegern der beliebten „Zombicide“-Reihe beziehungsweise der aktuellen „Marvel Zombies“-Unter-Reihe übernehmen die 1 bis 4 Spieler bekannte Marvel-Helden, um sich dann 30- bis 120-minütigen taktischen Hack&Slay-Missionen, die mit viel Zombiegeschnetzel einhergehen, zu widmen. Wie das genau funktioniert, kann man perfekt in der Rezension zu „X-Men Resistance“ nachlesen, denn beide Regelwerke sind praktisch wortgleich.

Umso genauer möchte ich hier auf die Unterschiede in der Ausstattung eingehen und auf die Frage, für wen es sich lohnt, „Heroes’ Resistance“ statt „X-Men Resistance“ oder „Marvel Zombies“ zu kaufen.

Ganz generell kann man sagen, dass „Heroes’ Resistance“ eine Budget-Version von „X-Men Resistance“ ist. Das sieht man am Preis, der irgendwo zwischen 40 und 50 Euro liegt (statt irgendwo zwischen 110 und 130 Euro). Das sieht man an der Box, die mit 26 x 26 x 6 cm gerade mal die Größe sonstiger Erweiterungen hat. Das sieht man am Inhalt, der von so gut wie allem weniger bietet. So gibt es 4 (statt 9) doppelseitig bedruckte Kartenteile, 6 (statt 12) Nebencharaktere, 50 (statt 63 Zombies), 4 (statt 6) Zombiehelden, 30 (statt 45) Heldenmerkmal-Karten und 30 (statt 42) Spawnkarten. Einzig 6 Superheldenfiguren sind in beiden Boxen enthalten.

Und das „Sparprogramm“ geht weiter. Auf die bekannten Plastiktableaus zum Managen der eigenen Helden wurde verzichtet. Stattdessen markiert man mit farbigen Clips die jeweils aktuellen Lebenspunkte und die Power der Helden. Eine Papp-Drehscheibe zählt unterdessen die Erfahrungspunkte, die man beim Töten von Zombies und Sammeln von Spielzielen bekommt. Ein absolutes Novum in der Geschichte von „Zombicide“ ist der Umstand, dass bei den Zombies und Nebencharakteren auf Plastik-Miniaturen verzichtet wurde. Stattdessen setzt man hier auf Pappaufsteller mit Plastikfuß. Diese Entscheidung war so naheliegend wie enttäuschend – zumindest im ersten Moment.

Im zweiten habe ich festgestellt, dass mir die Aufsteller eigentlich ganz gut gefallen, denn sie haben einen großen Vorteil: Sie sind bunt. Man erkennt die Figuren so fast besser als in einfarbigem Plastik. Farbe schlägt hier tatsächlich 3D, eine Erkenntnis, mit der ich als langjähriger Miniaturen-Fan (bei Brettspielen) nicht gerechnet hatte. Tatsächlich wäre es nur konsequent gewesen, die Superhelden und Zombiehelden auch als Aufsteller beizulegen. Aber dann wären sie nicht mehr kompatibel zu „Marvel Zombies“ oder „X-Men Resistance“ gewesen, insofern ist dieser Kompromiss aus Plastik und Pappe schon verständlich.

Bei diesen 10 Miniaturen wird es sogar interessant für „Marvel Zombies“-Veteranen oder -Fans. Denn die Figuren sind allesamt neue Modelle, die teilweise auch neue Fertigkeiten haben. Spider-Man und Black Panther gab es schon bei „Marvel Zombies“, aber dort sahen sie anders aus. Vision findet sich in einer anderen Variante sonst nur in der „Hydra Ressurection“-Erweiterung. Wasp, Hulk und der Winter Soldier konnte man in ihrer Heldenform (und ebenfalls nur in Variante) sogar nur in der Kickstarter-exklusiven Stretch-Goal-Box finden. Zombie-Captain America und Zombie-Iron Man sind Varianten der zwei Zombiehelden in „Marvel Zombies“. Zombie-Doctor Strange und Zombie-Scarlett Witch gab es nur als Helden in „Marvel Zombies“. Als Zombie-Varianten waren auch sie bisher Stretch-Goal-exklusiv. Unterm Strich bekommen Marvel-Fans, die nicht beim Crowdfunding mitgemacht haben, also 5 exklusive Helden/Zombiehelden und alle bekommen 10 neue Varianten bekannter Gesichter. Je nach Begeisterung für das Franchise kann das schon die ca. 40 Euro Preis wert sein.

Die Kartenteile sind übrigens identisch. Es handelt sich um die Karten 1 bis 4 aus „Marvel Zombies“. Als Nebencharakter wurde Happy Hogan neu hinzugenommen. Außerdem sind die Zombie-Karten von Captain America und Iron Man mit neuen Effekten versehen.

Fazit: „Heroes’ Resistance“ ist in jeder Hinsicht der kleine Bruder von „X-Men Resistance“. Wer also Marvel-Fan ist und nur mal „reinschnuppern“ möchte, der ist mit der Budget-Version absolut gut bedient, zumal die „wichtigen“ Figuren, also die Superhelden und Zombiehelden, nach wie vor als Plastikminiaturen (etwa zum Bemalen) vorliegen. Spielerisch muss man keine nennenswerten Einbußen hinnehmen. Und preislich liegt man deutlich unter „X-Men Resistance“. Für Die-Hard-Fans interessant ist der Umstand, dass alle 10 Plastikminiaturen neue Modelle sind, die auch teilweise neue Karteneffekte mitbringen. Also selbst wenn man beim Crowdfunding auf Kickstarter mitgemacht hat, bekäme man hier noch ein paar Goodies, um die eigene Sammlung zu komplettieren. CMON ist schon eine clevere Truppe …

Marvel Zombies: Heroes’ Resistance – Ein Zombicide-Spiel
Brettspiel für 1 bis 4 Spieler ab 14 Jahren
Michael Shinall, Fábio Cury
CMON/Asmodee 2023
EAN:  4015566604766
Sprache: Deutsch
Preis: 49,99 EUR

bei amazon.de bestellen