König Artus und die Ritter der Tafelrunde

„Seid mir gegrüßt, Ihr Damen und Ihr Herren! Ich bringe Euch Geschichten aus längst vergangener Zeit. Von König Artus’ Tafelrunde will ich Euch berichten. Von nebelgrünen Wäldern, schwarzer Kunst und wie sich Gut und Böse streiten um des Menschen Herz. Lasst mich von Zauberern erzählen, edlen Rittern – und dem größten König, den die Welt je sah.“

von Simon Ofenloch

So beginnt das Hörspiel über den sagenhaften Kriegerkönig und seine Mannen, das der Westdeutsche Rundfunk 2005 produziert hat.

Die Legende um König Artus ist Jahrhunderte alt. Über die Jahre hinweg wurde der Mythos immer wieder neu erzählt, durch neue Sagenkreise ergänzt oder umgeschrieben. Wer Artus wirklich war, ist bis heute ungeklärt. Aus den mannigfaltigen Quellen und Interpretationen hat der Autor und Lektor Karlheinz Koinegg seine ganz eigene Variante gestrickt. Die bekanntesten Elemente der Sage sind darin enthalten. Natürlich zieht Artus das Schwert aus dem Stein und selbstverständlich kämpft er gegen feindliche Stämme. Auch Merlin fehlt nicht, ebensowenig die Hexe Morgan Le Fay, der unselige Mordred, die schicksalsträchtige Guniver und sämtliche Recken der so genannten „Tafelrunde“.

Ein besonderes Augenmerk richtet Koinegg auf zwei Gefolgsleute des berühmten Heerführers, Sir Gawain und Sir Lancelot, den „Weißen Ritter“. Über längere Passagen verschiebt sich der Fokus der Geschichte von Artus auf persönliche Erlebnisse dieser beiden. Die Abenteuer von Lancelot führen schließlich wieder an den Hof von Camelot zurück, wo der liebeskranke Krieger am Untergang von Artus’ Herrschaft eine nicht geringe Mitschuld trägt.

Das sagenhafte Camelot erwacht im Hörspiel zum Leben. In einer opulenten Inszenierung treffen zeitgenössisch klingende Musik, beeindruckende Hintergrundgeräusche und Soundeffekte auf motivierte Sprecher, denen man den Spaß an der Produktion anhört. An prominenten Stimmen wurde nicht gespart. So hören wir Konstantin Graudus in der Rolle des König Artus, Gottfried John als Merlin, Jens Wawrczeck als Sir Mordred, Michael Habeck als Erzähler Sir Bedivere, Christian Redl als Sir Bercilac und Anna Thalbach als zauberhafte Guniver, um nur einige anzuführen.

Der einzige Vorwurf, den sich die Produktion gefallen lassen muss, ist der, dass sie an einigen Stellen arg albern geraten ist. Vermutlich verfolgte man die Absicht, ein Hörspiel für alle Generationen zu machen. Eines, das sowohl das junge Publikum ab 12 Jahren anspricht und gleichzeitig auch deren Eltern bedient. Für die Älteren wird ein augenzwinkernder Erzählstil verfolgt, für die Jüngeren gibt es Späße auf Kosten von Sir Dagonet und Sir Kay, die stellenweise über ihr Ziel hinausschießen. Etwas schade ist auch, dass einige unzeitgemäße Ausdrücke, besonders in den Dialogen, die von der Musik und den Geräuschen großartig erschaffenen Illusion der ritterlichen Vergangenheit erschüttern, wenn auch nicht zerstören.

Zur mit interessanten Bildern von den Tonaufnahmen informativ gestalteten CD-Box aus Karton gehört ein kleines Booklet, das einige wenige Informationen zur Artus-Legende, zum Autor und zu maßgeblichen Mitwirkenden des Hörspiels enthält.

Fazit: Ein monumentales Epos in opulenter Inszenierung. Exzellente Musikkompositionen, authentische Geräuschkulissen und überzeugende Sprecher machen das Hörspiel zu einem Hörgenuss. Über einige Platitüden und kleine Schnitzer in der mitunter allzu modernisierten Sprache sollte man hinweghören können.


König Artus und die Ritter der Tafelrunde
Hörspiel
Karlheinz Koinegg
Der Hörverlag 2006
ISBN: 978-3-89940-730-3
3 CDs, ca. 210 min., deutsch
Preis: EUR 14,95

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