J.R.R. Tolkien – Die Kinder Húrins

In den Ältesten Tagen Mittelerdes, lange vor „Der Herrn der Ringe“, wird Húrin von dunklen Mächten gefangen genommen. Seine Kinder, allen voran sein tapferer Sohn Túrin, nehmen den Kampf gegen das Böse auf, um den Vater zu befreien. Gert Heidenreich, die Stimme Tolkiens, liest „Die Kinder Húrins“ Wort für Wort. Er erzählt von Orks und Drachen, von Krieg und dunklen Machenschaften, aber auch von Freundschaft und Treue, Mut und Tapferkeit.

von Iris & Stephan Schäfer

Das Hörspiel „J.R.R. Tolkien – Die Kinder Húrins“ enthält auf insgesamt 7 CDs die Geschichte der Kinder Húrins (auf Elbisch „Narn i Hîn Húrin“), gelesen über 484 Minuten. Es handelt sich bei dieser Geschichte um kein eigenständiges Werk, sondern um ein Kapitel des „Silmarillion“ (XXI, „Von Túrin Turambar“). Im Deutschen Taschenbuch Verlag / Klett -Cotta sind insgesamt drei solcher Kapitel ausgegliedert als separates Buch erschienen: „Die Geschichte der Kinder Húrins“, „Tuor und seine Ankunft in Gondolin“ sowie „Feanors Fluch“. Diese Kapitel unterscheiden sich von denen innerhalb des „Silmarillions“ etwas in ihrer Ausarbeitung. Im Wesentlichen sind die Geschichten aber identisch.

Unweigerlich drängt sich bei der Rezension von „J.R.R. Tolkien – Die Kinder Húrins“ immer wieder der Vergleich mit dem Hörspiel „J.R.R. Tolkien – Das Silmarillion“ auf, das ebenfalls von Hörverlag veröffentlich wurde. Als Leser für „Das Silmarillion“ wurde Achim Höppner gewonnen, den man als die Stimme Gandalfs in den deutschen Versionen des Kinofilms „Der Herr der Ringe“ kennt. Ein kaum zu übertreffender Bonus. „Die Kinder Húrins“ werden von Gert Heidenreich gelesen, der seine Aufgabe aber ebenfalls hervorragend erfüllt.

Die CDs sind in einer Pappbox in Grau- und Schwarztönen untergebracht, die Front ziert das Bild eines Kriegers auf einer Klippe vor nebelverhangenen Ländern. Diese Optik ist durchaus gelungen und spiegelt die Stimmung der Geschichte gut wieder (um es vorwegzunehmen: Happy Endings kommen vor dem Ende des Dritten Zeitalters bei J.R.R. Tolkien nur selten vor). Die Box enthält die 7 CDs in durchsichtigen Plastikhüllen. Hier hätte man sich ein wenig mehr Liebe zum Detail gewünscht. In einem kleinen Begleitbuch findet man den obligatorischen Lebenslauf von J.R.R. Tolkien und einen kurzen von Gert Heidenreich. Wichtig für das Verständnis sind ferner Stammbäume der Elben, ein umfangreiches alphabetisches Namens- und Begriffsverzeichnis sowie ein Kartenausschnitt.

Während im allseits bekannten „Der Herr der Ringe“ das Dritte Zeitalter Mittelerdes mit dem Ringkrieg sein Ende findet, werden in „J.R.R. Tolkien – Die Kinder Hurins“ einige Geschehnisse des Ersten Zeitalters erzählt. Und hier muss man (leider) gleich die größte Kritik äußern: Die Geschichte der Kinder Húrins ist aus dem Zusammenhang des „Silmarillion“ gerissen. Während man beim „Silmarillion“ noch Schritt für Schritt in die Geschichte eingeführt wird, ist die Geschichte der Kinder Húrins wie ein Sprung ins kalte Wasser. Im Gegensatz zum Buch, wo man kurz inne halten kann, findet man bei einem Hörspiel kaum die Zeit, im Begriffsverzeichnis unklare Wörter nochmal nachzuschlagen und die Stammbäume und Karten zu studieren. Obwohl der Geschichte eine sehr umfangreiche Einleitung vorgestellt ist, ist das Hörspiel für diejenigen, die das Gesamtwerk nicht gut kennen, schwer verständlich.

Fazit: Zusammenfassend ist das Hörspiel „J.R.R. Tolkien – Die Kinder Húrins“ eine gelungene Umsetzung des gleichnamigen Buches. Es handelt sich aber um ein Liebhaberstück für die Kenner des „Silmarillion“, die die etwas andere Ausarbeitung der Geschichte erkennen und schätzen. Für Neueinsteiger, die weder „Der Herr der Ringe“ noch „Das Silmarillion“ gelesen haben, ist das Hörspiel ungeeignet.


J.R.R. Tolkien – Die Kinder Húrins
Hörbuch nach dem Roman von J. R. R. Tolkien
Gert Heidenreich
Hörverlag 2008
ISBN: 978-3867172394
7 CD, 484 min., deutsch
Preis: EUR 34,95

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