Im Zeichen der Roten Mantis (Pathfinder One-Shots 4)

Für die 2. Edition des Erfolgsrollenspiels „Pathfinder“ ersann Paizo ein neues Abenteuerformats, die „Pathfinder One-Shots“ Dabei handelt es sich um kurze Abenteuer mit vorgefertigten Charakteren. „Im Zeichen der Roten Mantis“ ist bereits das vierte Szenario aus der Reihe. Schauen wir mal, ob es überzeugt.

von André Frenzer

Wie bei den „One-Shots“ üblich, erhalten Käufer von „Im Zeichen der Roten Mantis“ zwei vollfarbige PDF-Dateien. Einerseits wäre da das mit 28 Seiten längste „One-Shot“-Abenteuer, andererseits ein PDF mit vier vorgefertigten Charakteren. Aufmachung und Optik beider PDFs sind recht ähnlich und entsprechen den „Pathfinder“-üblichen Standards – auch, wenn man beim etwas ungelenk wirkenden Titelbild hier Abstriche machen muss. Dafür sind die – auch noch einmal gesondert verfügbaren – Charakterillustrationen wieder einmal gut gelungen. Wenden wir uns jetzt dem Szenario selbst zu.

In „Im Zeichen der Roten Mantis“ schlüpfen die Spieler in die Rolle von vier vorgefertigten Charakteren (dazu später mehr), welche einen besonderen Auftrag erfüllen müssen. Im Namen der Assassinen-Gilde der Roten Mantis sollen sie eine Politikerin während einer Festivität in ihrem Haus ausschalten. Doatara Kelorbeyan, so der Name des potenziellen Opfers, hat nämlich nicht nur einige politische Feinde brutal aus dem Weg geräumt. Nein, sie hat auch den Verdacht für ihre Taten auf die Attentäter der Roten Mantis gelenkt! Die Führung der Roten Mantis ist weder über diese Tatsache, noch über den dilettantischen Stil der Morde sonderlich amüsiert und entsendet daher die Charaktere, um das Problem aus der Welt zu räumen.

Bei der Erfüllung ihres Auftrags erwarten die Charaktere so manche Schwierigkeiten. Zum einen wäre da Doatara selber, die nicht nur eine kompetente Kämpferin darstellt, sondern auch recht gut bewacht wird. Zum anderen soll der Angriff während einer Feierlichkeit in der Villa der Kelorbeyan stattfinden, sodass auch noch entweder eine gute Portion Heimlichkeit gefragt ist oder der Willen, sich unerkannt unter das feiernde Volk zu mischen. Und zu guter Letzt hausen in der Villa auch noch ein paar Doatara treu ergebene Kreaturen, die über einfache Wächter deutlich hinausgehen …

„Im Zeichen der Roten Mantis“ bietet eine Fülle an Optionen und zusätzlichen Sonderregeln. So verfügen die vier Charaktere beispielsweise über die Möglichkeit, Wachen mit einem einzelnen Probenwurf auszuschalten. Doch auch der Spielleiter erhält eine Menge Optionen an die Hand, um nicht nur auf die Handlungen der Spielercharaktere reagieren zu können, sondern auch den Ablauf des Szenarios zu variieren. So gibt es verschiedene Spielwerte für Doatara, je nachdem, welche Rolle sie in möglichen Wiederholungen des Szenarios spielen soll. Auch gibt es Hinweise, wie einige der vorgestellten Kreaturen durch thematisch passende Äquivalente ersetzt werden können. Zugegeben: Die Fülle unterschiedlicher Optionen – von der eingestreuten Falle bis zum gefährlichen Gegner – macht die erste Vorbereitung des Szenarios etwas sperrig. Dafür lassen sich einige Ideen hervorragend weiterverwenden – oder man spielt das Abenteuer mit unterschiedlichen Voraussetzungen gleich mehrmals.

Wie auch schon beim Vorgänger hat mir die ungewöhnliche Konstellation vorgefertigter Charaktere, die als Heldengruppe zur Verfügung stehen, sehr gut gefallen. Diese sind gewohnt abwechslungsreich gestaltet, und jeder bringt seine eigenen, besonderen Fähigkeiten mit in den Auftrag. Die schön illustrierten Charakterbögen runden den guten Eindruck der vier vorgefertigten Charaktere ab. Dazu ist die Gruppe untereinander schon recht gut bekannt, was die ein oder andere Möglichkeit fürs Rollenspiel innerhalb der Gruppe bietet. Auch das weiß zu gefallen.

Das Layout ist ordentlich und übersichtlich, die Illustrationen auf einem guten Niveau. Leider sind letztere wiederum nur sehr spärlich vorhanden. Dafür gibt es ein paar nette Handouts und hübsches Kartenmaterial. Das Korrektorat hat einen guten Job gemacht und kaum störende Rechtschreibfehler übriggelassen. Technisch ist damit auch dieses „Pathfinder“-PDF einwandfrei.

Fazit: Aufgrund der hohen Flexibilität ist dieser „One-Shot“ einer der gelungensten aus der aktuellen Abenteuerreihe. Nichtsdestotrotz bleibt der Plot natürlich überschaubar und eignet sich, um mal einen Abend „Pathfinder 2“ auszutesten. Wegen des sehr überschaubaren Handlungsrahmens gibt es allerdings auch hier keine uneingeschränkte Kaufempfehlung.

Im Zeichen der Roten Mantis (Pathfinder One-Shots 4)
Abenteuerband
John Compton
Ulisses Spiele 2023
39 S., PDF, deutsch
Preis: EUR 4,99

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