von André Frenzer
„Hort des Wissens“ liefert nämlich ebenfalls eine Gruppe von fünf vorgefertigten Charakteren mit, welche auf den Einsatz des Abenteuers maßgeschnitten sind. Und auch der Handlungsrahmen ist übersichtlich genug, um innerhalb eines Spieleabends bewältigt werden zu können. „Hort des Wissens“ eignet sich sogar explizit dazu, Einsteiger mit den „Pathfinder“-Regeln vertraut zu machen, werden doch zu Beginn einige Aufgaben auf die Charaktere warten. Aber der Reihe nach.
Die Magaambya ist eine Magierakademie im Herzen von Natambu, der Windliedstadt. Sie ist ein wahrer Hort des Wissens und lädt Schüler aus aller Herren Länder ein, um hier ein tieferes Verständnis für Magie zu entwickeln. Und eben hierhin führt es die Spieler in diesem Abenteuer, denn sie schlüpfen in die Rollen von fünf jungen Schülern, die hier mehr über ihre magischen Fertigkeiten erfahren wollen. Doch vor den Erfolg hat der Herr den Schweiß gesetzt, so dass Lehrer Ot, welcher am Nachmittag die ersten Lektionen erteilen will, die Gruppe zunächst einmal in die Stadt schickt. Hier sollen sie der Gnomin Alandri helfen – egal, welche Aufgabe sie ihnen gerade zugedacht hat.
Nach einem Wettrennen mit einem anderen Schüler der Akademie durch die Stadt (und der ersten Gelegenheit, Fertigkeitswürfe kennenzulernen), einem Tauchgang mit Alandri (die sich als Perlentaucherin entpuppt und die Charaktere mit auf die Arbeit nimmt – eine weitere Gelegenheit, sich mit den grundlegenden Regeln vertraut zu machen) und der Rückkehr in die Akademie muss die Gruppe jedoch feststellen, dass Lehrer Ot verschwunden ist. Nun müssen sie eigene Ermittlungen aufnehmen, um hinter das Verschwinden des Professors zu kommen.
Der weitere Handlungsverlauf ist sehr stringent und verläuft geradlinig auf einen „Pathfinder“-typischen Endkampf zu. Dazwischen wird mal mehr oder weniger elegant der eine oder andere Kampf eingestreut. Für einen One-Shot ist das sicherlich auch in Ordnung.
Allerdings gibt es in diesem Abenteuer einige ärgerliche, handwerkliche Schwächen, welche es nahezu unspielbar machen. Da wäre zunächst einmal das absolut irrationale Verhalten der großen Antagonistin – warum hier Lehrer Ot entführt wird und wie sie mit ihren Komplizen verfährt, entbehrt jeglicher Logik. Auch das Verhalten der anderen Lehrer der Akademie ist mehr als seltsam – offensichtlich ist eine Gruppe Erstklässler den lehrenden Veteranen haushoch überlegen … Zu guter Letzt passt auch die Charakterkonstellation eher mäßig auf das Abenteuer – immerhin kennen sich die Charaktere bereits untereinander von ihrer Zeit auf der Akademie, werden von Lehrer Ot jedoch wie absolute Neulinge behandelt. Das passt nicht recht zueinander und bringt mich als Spielleiter in unnötige Erklärungsnot.
Wie auch schon bei den offiziellen „One Shots“ hat mir die ungewöhnliche Konstellation vorgefertigter Charaktere, die als Heldengruppe zur Verfügung stehen, besser gefallen als das Abenteuer selbst. Insbesondere die ungewöhnlicheren Charaktere – wie die Grippli-Schurkin Muruwa oder der Halbork-Zauberer Zane – haben mir zugesagt. Die professionelle Präsentation inklusive toller Illustration ist wie immer sehr gut gelungen.
Das Layout ist ordentlich und übersichtlich, die Illustrationen auf einem guten Niveau. Auch an einige hübsch gemachte Karten, um die zentralen Handlungsorte darzustellen, wurde gedacht. Das Korrektorat hat einen guten Job gemacht und kaum störende Rechtschreibfehler übriggelassen. Technisch gibt damit auch diese „Pathfinder“-PDF-Datei keinen Anlass zur Beschwerde.
Fazit: Ein geradliniger One-Shot mit unnötig vielen Kämpfen und einigen handwerklichen und logischen Schwächen. Da gibt es stärkere Abenteuer im Portfolio, auch wenn das Setting und die Gruppenkonstellation reizvoll sind.
Hort des Wissens
Abenteuerband
Jabari Weathers
Ulisses Spiele 2023
ISBN: n. a.
20 S., PDF-Datei, deutsch
Preis: 3,49 EUR
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