He-Man und die Masters of the Universe 3: Schwere Zeiten

Nach der Kurzgeschichten-Anthologie geht es in Band 3 des „Masters“-Reboot wieder mit einem epischen Abenteuer weiter. In Band 1 war Skeletor der ikonische Gegner für He-Man und seine Gefährten. Nun kommen Hordak und die Wilde Horde ins Spiel, die eine ganz neue Dimension des Leids über Eternia bringen. Mittendrin: Eine geheimnisvolle Kriegerin namens Despara, die nicht nur Hordaks Heerführerin ist, sondern auch von eigenartigen Visionen heimgesucht wird.

von Kurt Wagner

Zunächst ein paar Fakten: Der vorliegende Sammelband hat 148 Seiten und erscheint im Softcover. Enthalten sind die US-Comics „He-Man and the Masters of the Universe (2013) 1-6“ sowie „Masters of the Universe 8“ aus der One-Shot-Reihe, in der einzelne Figuren vorgestellt wurden. Als Autor ist erneut Keith Giffen mit von der Partie, die Illustrationen stammen überwiegend von Pop Mhan, in zwei Kapiteln unterstützt durch Mateo Guerrero und Axel Gimenez. Den One-Shot schrieb Mike Costa, gezeichnet wurde er von Drew Johnson.

Im Prolog, der bezeichnenderweise den Titel „She-Ra“ trägt, lernen wir eine blonde Kriegerin in den Reihen der Wilden Horde kennen. Einst wurde sie aus ihrer Heimat geraubt, um unter der Pflege der Zauberin Shadow Weaver ein williges Werkzeug für den Finsterling Hordak zu werden. Kenner der Materie – oder jene, die zwei Seiten zuvor das Vorwort von Christian Endres gelesen haben –, ahnen, dass es sich bei der Kriegerin um He-Mans Schwester handelt, die in den 1980ern so populär war, dass sie sogar eine eigene Ableger-Serie bekam. Das ist kein großer Spoiler, denn tatsächlich geht es später weniger um diesen Umstand an sich, als um die Frage, wie es zu ihrer Entführung kam und wie sie mit dem Wissen umgehen wird.

Die Haupthandlung setzt dann unmittelbar nach Sammelband 1 ein. Die Sorceress von Castle Grayskull ist tot, und Eternia erweist ihr die letzte Ehre. Prinz Adam allerdings zeigt deutlich mehr Interesse an den frisch gefärbten, stilecht roten Haaren von Teela (die zuvor blonden Haare waren den Reboot-Machern dann wohl doch zu gewagt), was zu einigem heiteren Geplänkel führt. Dieses endet jäh, als plötzlich Explosionen Eternia erschüttern und sich Dimenionstore öffnen, durch die eine ganze Invasionsarmee unter dem Befehl der unheimlichen Despara strömt. In kürzester Zeit werden alle Helden in fruchtbare Kämpfe verwickelt, die sie nicht gewinnen können, ist der Feind doch nicht nur in der Überzahl, sondern nimmt auch die Zivilbevölkerung als Geisel.

Parallel zum Kriegsgeschehen, das einmal mehr den Willen der Macher dieses Reboots beweist, auch scheinbar heilige Figuren und Orte des „Masters of the Universe“-Franchises anzutasten, wird Teela besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Die Tochter des Waffenmeisters Man-at-Arms spürt eine eigentümliche Verbundenheit zu Despara. Dieses Rätsel zu lüften, wird ihr einiges abverlangen.

Man kann über den Start der neuen „Masters“-Reihe denken, was man will. Mir persönlich beispielsweise war das erste Abenteuer, das im Wesentlichen aus Kämpfen gegen unterschiedliche Schergen Skeletors bestand, etwas zu schlicht und repetitiv. Und die nachfolgende Anthologie konnte man wirklich nur Liebhabern der Materie empfehlen. Mit „Schwere Zeiten“ jedoch schütteln die Macher alle Anfangsschwächen ab. Die Invasion durch Hordaks Truppen ist gleichzeitig von epischer Größe und von persönlicher Tragik gezeichnet. Action, Humor und Charaktermomente halten sich die Waage. Mit Despara und Teela stehen sich interessante Frauen gegenüber. Und auch He-Man entwickelt sich weiter. Fans freuen sich außerdem, dass weitere Masters hier ins Spiel kommen, etwa der Vogelmensch Stratos, der Eisenfaustträger Fisto, der Maschinenmann Roboto und der Teleskophals Mekaneck, eine tragische Figur auf ganz eigene Weise.

Auch visuell weiß der Comic zu gefallen. Klar, man darf nicht durchgehend perfekte Proportionen erwarten. Und auch die Mimik entgleist schon mal. Doch im Großen und Ganzen herrscht eine angenehme Detailfreude und Dynamik vor, und in vielen Panels sind die Helden hervorragend getroffen, sowohl was ihre individuellen Rüstungen betrifft als auch die übertriebene Körperlichkeit. Die Stimmung wird damit sehr gut transportiert.

Fazit: Fans der „Masters of the Universe“ kommen an diesem Comic ohnehin nicht vorbei. Aber auch jedem, der der eigenwilligen Mischung aus Techno-Fantasy nicht abgeneigt ist, kann dieses Abenteuer empfohlen werden. Die Geschichte ist einfach rund und rundum gut erzählt. Wenn die „Masters“ so weitermachen, könnten sie meine aktuelle Lieblings-Comic-Reihe werden.


He-Man und die Masters of the Universe 3: Schwere Zeiten
Comic
Keith Giffen, Pop Mhan u.a.
Panini Comics 2014
ISBN: 978-3-95798-351,0
148 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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