Gruselkabinett 96/97: Madame Mandilips Puppen

Beseelte Puppen haben eine lange Tradition. Man denke nur an Pinocchio. Auch im Grusel- wie Horrorgenre ist dieses Motiv nicht unbekannt. „Chucky – Die Mörderpuppe“ lässt grüßen. Ebenso „Annabelle“, die Killerpuppen aus „Dolls“ oder die Geschöpfe vom „Puppet Master“. Diese ganzen Filme sind offenbar Epigonen von Abraham Merritts Puppen- und Hexengeschichte mit dem Originaltitel „Burn, Witch, Burn!“ Diese hat Titania Medien zur Vorlage einer Doppelfolge der Hörspielreihe „Gruselkabinett“ genommen, mit dem deutschen Titel „Madame Mandilips Puppen“.

von Simon Ofenloch

New York in den 1930er Jahren: Dr. Lowell, ein bekannter Facharzt für Neurologie und Geisteskrankheiten, wird in einen Fall verstrickt, in dem unheimliche Kräfte am Werk sind. Außerdem bekommt er es mit einem Unterwelt-Boss zu tun, mit einer Hexe - und mit schrecklich lebendig wirkenden kleinen Wachsfiguren.

Der 1884 in New Jersey geborene und 1943 in Florida verstorbene Abraham Merritt war Journalist und Autor. Mit Edgar Rice Burroughs und Henry Rider Haggard zählt er zu den einflussreichsten Autoren der amerikanischen Abenteuerliteratur der 1920er- und 1930er-Jahre, im großen Stil Trivialliteratur, „Pulp“ in einschlägigen Magazin-Veröffentlichungen. Bei Abraham Merritts Vorlage zu „Madame Mandilips Puppen“, im Original: „Burn, Witch, Burn!“, handelt es sich um einen Thriller mit übernatürlichen Elementen. In deutscher Übersetzung erschien der Roman in den 1970er Jahren unter dem irritierenden Titel „Flieh, Hexe, flieh!“. Angeblich soll er auch als „Die Puppen der Madame Mandilip“ bekannt gewesen sein. Bei Titania Medien hat man sich im Zuge der Hörspiel-Adaption für den Titel „Madame Mandilips Puppen“ entschieden. Eine eher freie Verfilmung der Vorlage kam bereits 1936 in die Kinos, „The Devil-Doll“. In deutscher Übersetzung wurde daraus „Die Teufelspuppe“.

Die Grundthematik bleibt stets dieselbe: teuflische Mächte und mörderische Spielfiguren. Mit dem der Vernunft und der Wissenschaft verbundenen  Mediziner Dr. Lowell nimmt Abraham Merritt seine Leserschaft auf eine Reise ins dunkle Reich des Okkulten, des Nicht-Erklärbaren, des Unheimlichen. Die Hörspielmacher von Titania Medien machen es auf ihre Art und Weise, mit den ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln, in überzeugender Qualität.   

Da ist zum einen die vorzügliche Besetzung mit absoluten Profis, mit Sprechern wie Hans-Georg Panczak, Doris Gallart, Helmut Krauss, Dietmar Wunder, Antje von der Ahe, Jan Makino, Reinhilt Schneider, Uschi Hugo, Bodo Wolf, Simon Jäger, Kaspar Eichel, Louis Friedemann Thiele, Maria Koschny, Hans Bayer, Claus Thull-Emden, Liv Auhage, Johannes Bade, Marcel Barion, Kai Naumann, und sogar Titania-Medien-Frontmann Marc Gruppe höchstselbst. Zum anderen ist da die hervorragende Klangkulisse aus atmosphärischen Musikstücken und zahlreichen passenden Geräuschen in bester Gestaltung. So entsteht eine höchst dichte und intensive Stimmung von mitreißender Lebendigkeit und packender Spannung.

Die meisterhafte Adaption erstreckt sich über zwei CDs, die zusammen wie üblich in einer Pappschuber-Box veröffentlicht werden. Ein besonderer Clou sind die Cover-Motive der beiden einzelnen CD-Hüllen, die wieder einmal das Zeichen-Genie Ertugrul Edirne gefertigt hat. Auf beiden Bildern sind „Madame Mandilips Puppen“ zu sehen, im Zusammenspiel derart, dass der Eindruck entsteht, sie erwachten wirklich zum Leben. Genial!   

Fazit: Titania Medien lässt die Puppen tanzen! Und aus einem anfänglichen Krimi wird schnell eine raffinierte Horrorgeschichte, die einem nicht mehr loslässt. Bis zum fulminanten Ende. In allem ein Highlight, das einer Doppelfolge völlig zur Ehre gereicht.


Gruselkabinett 96/97: Madame Mandilips Puppen
Hörspiel nach dem Roman von Abraham Merritt
Marc Gruppe
Titania Medien 2015
ISBN: 978-3-7857-5114-5
2 CDs, ca. 122 min., deutsch
Preis: EUR 7,19

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