Gruselkabinett 94: Tobias Guarnerius

Neben großen, weithin bekannten Namen tauchen unter den Verfassern der Vorlagen für die Hörspielreihe „Gruselkabinett“ immer auch wieder weniger geläufige Vertreter der sogenannten „Schauer-Romantik“ auf. Das Ursprungswerk zur 94. Folge der Hörspielreihe verfasste im 19. Jahrhundert der Franzose Charles Rabou. Ins Deutsche übertragen hat’s einst Ignaz Franz Castelli, vertont nun Titania Medien unter der Geschäftsführung von Marc Gruppe und Stephan Bosenius.

von Simon Ofenloch

Für den Bremer Instrumentenbauer Tobias Guarnerius gibt es eine große Lebensaufgabe: den überzeugenden Nachbau einer originalen Stradivari-Geige. Doch das Meisterstück will ihm einfach nicht gelingen. Über dieser Aufgabe vernachlässigt er schon einmal sein Tagesgeschäft. Wäre da nicht seine mahnende Mutter, wäre Guarnerius schon das eine oder andere Mal in arge finanzielle Bedrängnis geraten. Verhängnisvoller wird es, als die Mutter schließlich im Sterben liegt. Doch da hat Tobias Guarnerius zwischenzeitlich von einem teuflischen Verfahren Kenntnis erhalten, das ihm seinen Traum endlich doch noch erfüllen könnte. Das Ableben seiner Mutter kann ihm dabei sogar nützen.

Charles Rabou lebte vom Beginn bis in die 70er Jahre des 19. Jahrhunderts in Frankreich, zunächst als Journalist, bald auch als Literat. Er war einer der Gründer der angesehenen Literaturzeitschrift „Revue de Paris“, die unter anderem Schriften von Honoré de Balzac veröffentlichte. Mit Balzac verband Rabou eine derart vertrauensvolle Freundschaft, dass Rabou vom großen französischen Schriftsteller die Aufgabe übertragen bekam, nach dessen Tod einige unvollendete Werke zum Abschluss zu bringen. Daneben verfasste Rabou gänzlich eigene Werke der phantastischen Literatur. Darunter auch die eindrucksvolle Geschichte um den Stradivari-Fanatiker Tobias Guarnerius.

Eingebettet in eine Rahmenhandlung präsentiert das Hörspiel von Titania Medien die spannende, verhalten gruselige Geschichte des besessenen Geigenbauers mit einem großen Sprecher-Ensemble. Hasso Zorn gibt eins ums andere überzeugende Mal den Erzähler. Tobias Nath spricht wirkungsvoll Tobias Guarnerius, Kerstin Sanders-Dornseif ebenso gewandt dessen Mutter Brigitte. Auch Max Schautzer und Patrick Bach sind mit von der Partie, des Weiteren Peter Weis, Timmo Niesner, Peter Reinhardt, Luisa Wietzorek, Tom Deininger, Axel Malzacher, Jacques Breuer, Frank-Otto Schenk, Monica Bielenstein, Arianne Borbach und Cornelia Meinhardt. Großartige Sprecher-Leistungen in bester Musik- und Geräuschkulisse, das liefert auch die 94. Folge der hoch geschätzten Hörspielreihe „Gruselkabinett“ wieder. 

„Tobias Guarnerius“ wird so auf einer ungefähren Gesamtlänge von einer Dreiviertelstunde zum kurzweiligen Hörgenuss. Eine Freude für die Augen bereitet dazu die fabelhafte Cover-Illustration, die erneut vom versierten Zeichenkünstler Ertugrul Edirne gefertigt wurde.

Fazit:
Wieder eine literarische Entdeckung abseits der üblichen Bekanntheiten, adaptiert als gelungenes Hörspiel in der angesehenen Produktionsstätte von Titania Medien. Mit einer eher kurzen Laufzeit ist die 94. Folge der erfolgreichen Reihe „Gruselkabinett“ nichtsdestoweniger ein weiterer Hit, stark in Besetzung und Atmosphäre.


Gruselkabinett 94: Tobias Guarnerius
Hörspiel nach einer Erzählung von Charles Rabou
Marc Gruppe
Titania Medien 2014
ISBN: 978-3-7857-5026-1
1 CD, ca. 46 min., deutsch
Preis: EUR 7,21

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