Gruselkabinett 88: Die Affenpfote

Etwas skurril ist das Mitbringsel des alten Freundes aus Indien ja schon – doch können der mitgebrachten Affenpfote tatsächlich Zauberkräfte innewohnen? Der Titania Medien-Verlag legt mit der 88. Ausgabe seiner erfolgreichen Reihe „Gruselkabinett“ eine leise, aber atmosphärische Geschichte vor.

von André Frenzer

 

William Wymark Jacobs legte im Laufe seiner schriftstellerischen Karriere einige Kurzgeschichten vor. Berühmt und im Gedächtnis geblieben sind vor allem die Geschichte „The Toll House“ und eben „Die Affenpfote“, die sich nun in einer Bearbeitung von Marc Gruppe als Hörspiel in der 88. Episode des „Gruselkabinetts“ wiederfindet.

Es ist ein verregneter und stürmischer Abend im England des Jahres 1901, an dem der Hörer die Familie White kennen lernt. Diese erwarten den Besuch eines alten Freundes des Hausherren, James White: Sergeant-Major Morris ist nach 21 Jahren aus der Kolonie Indien zurückgekehrt und heute wollen die alten Freunde ihr Wiedersehen feiern. Was als vergnüglicher Abend beginnt, nimmt rasch eine morbide Wendung, hat der Major doch aus Indien ein seltsames Artefakt mitgebracht. Er überlässt seinem Freund eine mumifizierte Affenpfote, die angeblich ihrem Besitzer drei Wünsche erfüllen soll. Morris gibt zu Bedenken, dass er nur schlechte Erfahrungen mit diesen Wünschen gemacht habe, doch die Familie White schenkt seinen Ausführungen kaum glauben. Mehr im Spaß spricht James White spät in dieser Nacht seinen ersten Wunsch aus, der sogleich eine Tragödie auslösen wird …

Man ist vom Titania Medien-Verlag verwöhnt, wenn es um die technische Ausstattung der Schauergeschichten des „Gruselkabinett“ geht. Auch in der 88. Episode wird der Zuhörer nicht enttäuscht. Perfekt abgestimmte Tongeräusche und schauerliche Effekte sorgen für eine beklemmend realistische Atmosphäre. Ein besonderes Lob gebührt in diesem Fall auch der Sprecherriege, deren Herzstück Harald Dietl (dessen Stimme schon in „Star Trek“ oder „Harry Potter“ zu hören war) und Regina Lemnitz (die deutsche Synchronstimme von Whoopi Goldberg oder Kathy Bates) bilden, die das Ehepaar James und Maggie White verkörpern. Sind die „Gruselkabinett“-Episoden auch ohnehin schon oft atmosphärisch dicht, so laufen hier die Sprecher zu wahrer Höchstform auf und man nimmt ihnen ihre glückserfüllten oder tief verbitterten Gefühle unhinterfragt ab.

Die Geschichte bietet alles, was man von einer klassischen Schauermär erwarten darf und ist doch eben ein wenig anders. Stiller und leiser als die typische Geistergeschichte führt sie ihre Protagonisten langsam einem Abgrund entgegen, in den sie die beteiligten Personen unversehens hinabstürzt. Insbesondere das dramatische und irgendwie doch gar nicht stattfindende Finale bietet echte Schockeffekte. Eine Geschichte mit einem hohen Wiederhör-Faktor, auch, wenn die Handlung eigentlich keine allzu großen Überraschungen bietet.

Fazit: Mit „Die Affenpfote“ legt der Titania Medien-Verlag definitiv eine der stärkeren Ausgaben der Reihe „Gruselkabinett“ vor. Die Umsetzung als Hörspiel ist hervorragend gelungen, die technische Ausstattung gewohnt qualitativ, die Sprecher in Höchstform und die Geschichte pointiert und gruselig. Unbedingt empfehlenswert.


Gruselkabinett 88: Die Affenpfote
Hörspiel nach der Erzählung „Die Affenpfote“ von William Wymark Jacobs
Marc Gruppe
Titania Medien 2014
ISBN: 9783785749678
1 CD, ca. 47 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

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