Gruselkabinett 83: Heimgesucht

Geisterhaft geht es auf dem alten englischen Landsitz Abtei Abbotsbury zu. Die gestrenge Hausherrin, Lady Maria Throgmorton, wird von einer grässlichen allnächtlichen Erscheinung geplagt. Die Zutaten für eine gruselige Geschichte sind vorbereitet: Wie setzt der Titania Medien-Verlag die Geschichte um?

von André Frenzer

 

Der Rechtsanwalt, Lehrer, Politiker und Dichter Allen Upward schuf im Laufe seine Karriere einige Gedichte, Kurzgeschichten und Bücher. Mit der Erzählung „The Haunted Woman“ wählte Marc Gruppe den ersten Auftritt der Geisterjäger Colin Hargreaves und Alwyne Sargent für die 83. Episode der Reihe „Gruselkabinett“ aus.

England im Jahre 1925: Geisterhaft geht es auf dem alten englischen Landsitz Abtei Abbotsbury zu. Nacht für Nacht erscheint Lady Maria Throgmorton in ihrem Schlafzimmer der grässlich zugerichtete Leichnam ihrer verstorbenen Schwiegertochter. Schließlich wendet sie sich postalisch an zwei junge Experten in Sachen Spuk-Phänomene: Colin Hargreaves und seine Verlobte Alwyne Sargent aus London. Nach einigem Zögern reisen die beiden getrennt an. Während Colin noch an den Geistererscheinungen zweifelt, erlebt Alwyne wahrhaft Schauerliches. Doch bevor die Beiden des Rätsels Lösung auf die Spur kommen können, überschlagen sich die Ereignisse.

Technisch ist „Heimgesucht“ – wie vom Titania Medien-Verlag fast schon gewohnt – ansprechend umgesetzt. Die ausgewählten Toneffekte wissen zu gefallen, sind stimmungsvoll und auch gruselig. Die Besetzungsliste der einzelnen Sprecher weist wieder einige sehr bekannte Stimmen auf: so werden die Parts der beiden Protagonisten von Benedikt Weber (bekannt als Moderator zahlreicher Fernsehserien oder auch als Synchronstimme von Chris Evans oder Ryan Phillippe) und Stephanie Kellner (die ihre Stimme auch Jessica Alba oder Diane Kruger leiht) übernommen. Doch auch die Nebenrollen sind mit bekannten Namen wie Christina Hoeltel oder Stefan Günther erstklassig besetzt. Dabei haben die Sprecher ihre Aufgabe auch sehr gut erledigt – insbesondere die spitzen Dialoge zwischen Colin und Alwyne sind hervorragend umgesetzt. Wie immer gilt: Dem einen oder anderen Hörer mögen die Stimmen verbraucht erscheinen, doch das ändert nichts an der guten Arbeit der Sprecher.

Die Geschichte wiederum weiß mich nicht vollends zu überzeugen. Als mit Geistergeschichten vertrauter Hörer ist man dem Ursprung des Spuks bereits nach zehn Minuten auf die Schliche gekommen. Die größte Überraschung ist es da vielleicht, dass es tatsächlich keinen Twist gibt, der das Finale in eine andere Richtung lenkt. Ebenso lässt das Ende der Geschichte den Protagonisten keinen Raum, um den Fall selbst aufzuklären: Des Rätsels Lösung erhalten sie und der Zuhörer erst ein Jahr später. Auch erscheinen die beiden Geisterjäger Colin Hargreaves und Alwyne Sargent durchaus sympathisch und insbesondere die Beziehung der beiden wird schön charakterisiert; zu blass jedoch bleiben sie und die übrigen Charaktere während der weiteren Handlung.

Fazit: Was bleibt, ist eine technisch hervorragend umgesetzte Schauermär, deren geradezu klassischer Aufbau wenig Überraschendes bereithält. Für Sammler und Leute auf der Suche nach klassischen Geistergeschichten sicherlich kein Fehlkauf; der Gelegenheitshörer findet aber sicher spannenderes Material.

Gruselkabinett 83: Heimgesucht
Hörspiel nach der Erzählung „The Haunted Woman“ von Allen Upward
Marc Gruppe
Titania Medien 2013
ISBN: 9783785749081
1 CD, ca. 60 min., deutsch
Preis: EUR 6,99

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