Gruselkabinett 76: Das Teufelsloch

Der irischstämmige Autor Bram Stoker, der von 1847 bis 1912 lebte, ist vor allem als Verfasser des Vampir-Klassikers „Dracula“ bekannt. Neben diesem hat er weitere Romane und Kurzgeschichten geschrieben, voller Mystery und Grusel. In der Hörspielreihe „Gruselkabinett“ wurden bereits mit Folge 2 „Das Amulett der Mumie“, Folge 16 „Draculas Gast“, Folge 35 „Das Schloss des weißen Lindwurms“, Folge 48 „Die Squaw“ und Folge 43 „Das Haus des Richters“ Vorlagen des Autors adaptiert. Ein Hörspiel zu „Dracula“ wurde als Dreiteiler über die Folgen 17 bis 19 realisiert. Folge 76 der Reihe „Gruselkabinett“ liefert die siebte Vertonung einer ursprünglichen Erzählung von Bram Stoker.

von Simon Ofenloch

 

Im Dörfchen Pencastle an der Küste der englischen Grafschaft Cornwall begehren die zwei Freunde Abel Behenna und Eric Sanson ein und dieselbe Frau, Sarah Trefusis. Deren Mutter drängt die junge Dame schließlich zu einer Entscheidung. Diese treffen die drei Kindheitsfreunde an dem Ort, an dem sie als Heranwachsende am liebsten gespielt haben, dem Zugang zu einer Höhle mit direkter Verbindung zum Meer. Die Dorfbewohner nennen diese Höhle „Teufelsloch“, weil sich im Boden ein tiefer Schlund auftut, in dem das Meerwasser unheimlich gurgelt. An diesem Ort lässt Sarah eine Münze darüber entscheiden, wer ihr Bräutigam werden darf. Der glückliche Sieger soll nicht nur sie zur Frau gewinnen, sondern zusätzlich die Ersparnisse des anderen Bewerbers erhalten. Mit dem Gesamtvermögen soll der Gewinner dann zunächst ein Jahr lang auf Reisen gehen, um das Geld in der Fremde zu vermehren. Nach der Rückkehr des Reisenden soll die Hochzeit stattfinden.

Abel wird von der Münze erwählt. Eric ist der Verlierer, ein schlechter obendrein. Und so verflucht er seinen ehemals besten Freund im Namen des Teufels. Und bindet Abel an die Abmachung, dass er selbst Sarah heiraten dürfe, sollte Abel nicht auf den Punkt genau nach Ablauf der Jahresfrist zurückkehren. In der entscheidenden Nacht ein Jahr später tobt ein fürchterlicher Sturm vor der Küste. Abel ist noch nicht wieder aufgetaucht. Da nähert sich ein Schiff dem Hafen von Pencastle. Und Eric begeht eine folgenschwere Tat.

In Bram Stokers Kurzgeschichte, die unter dem Originaltitel „The Coming of Abel Behenna“ erstmals 1914, somit posthum, veröffentlicht wurde und in deutscher Übersetzung auch als „Abel Behennas Rückkehr“ bekannt ist, geht es um eine hoffnungslose Liebe, Eifersucht, Hass und Wahnsinn. Tatsächlich handelt es sich – ähnlich wie bei „Dracula“ – um eine tragische Liebesgeschichte. Die übersinnliche Zutat fällt hier allerdings geringer aus.   

Gruselig ist es dennoch, und beklemmend, was wieder einmal der besondere Verdienst einer hochprofessionellen Hörspiel-Adaption ist, wie sie Titania Medien berühmt, beliebt und erfolgreich gemacht haben. Autor Marc Gruppe hat die Vorlage an einigen Stellen zugespitzt und geringfügig verändert. An Sprechern sind fähige Routiniers am Werk, wie Horst Naumann, Stefan Günther, Jacqueline Belle und Benedikt Weber. Auch ehemalige Schauspiel-Bekanntheiten wie Ingrid Steeger und Niels Clausnitzer. Sorgsam eingesetzte Musiken, Geräusche und Effekte sorgen eins ums andere Mal für eine Vertonung auf sehr hohem Niveau.

Für die stimmungsvoll gelungene Gestaltung des CD-Covers zeichnet wiederholt Ertugrul Edirne verantwortlich.

Fazit: Eine Geschichte ganz im Stil der Schauer-Romantik. Überzeugend umgesetzt, wenngleich mit einem etwas abrupten Ende, das den ein oder anderen irritieren mag.

Gruselkabinett 76: Das Teufelsloch
Hörspiel nach einer Erzählung von Bram Stoker
Marc Gruppe
Titania Medien 2013
ISBN: 978-3-7857-4815-2
1 CD, ca. 60 min., deutsch
Preis: EUR 8,99

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