Gruselkabinett 182: Sarahs Grabmal

Ganz klassisch scheint es abermals in der etablierten Reihe des „Gruselkabinetts“ zu werden, denn schon alleine das Wort „Grabmal“ lässt uns an Gespenster, Vampire und andere traditionelle Schrecken denken. Was steckt aber wirklich hinter dieser Episode?

von André Frenzer

Der 1951 verstorbene Frederick George Loring war nicht nur Navy-Offizier und ein früher Experte im Bereich der kabellosen Telegrafie. Nein, er schrieb auch Kurzgeschichten und Gedichte, von denen seine – in allerlei Anthologien wiederveröffentlichte – Geschichte „Sarahs Grabmal“ zu den mit Abstand bekanntesten gehört. Worum geht es?

Bei der Sanierung der Dorfkirche des im Südwesten Englands gelegenen Hagarton muss ein altes, in den Fußboden eingelassenes Grabmal der Statik wegen umgesetzt werden. Ausgerechnet auf diesem Grab steht jedoch ein Spruch, der davor warnt, es jemals zu öffnen und die darin Ruhende zu stören – die anno 1630 ermordete Countess Sarah, der ihre Zeitgenossen vampirische Züge zuschrieben. Allein, dem Restaurator bleibt keine Wahl. Doch schon beim Entfernen der schweren marmornen Deckplatte des Grabmals packt ihn und den Pastor das pure Grauen. Und das ist erst der Anfang.

Also alles doch ganz wie gehabt, und wer anhand des Titels bereits auf eine Vampirgeschichte getippt hat, liegt absolut richtig. Schön gewählt ist allerdings der Schauplatz der Geschichte, welcher den nahezu klassischen „transsilvanischen“ Vampir in den Südwesten des beschaulichen Englands verlegt. Dazu gehört „Sarahs Grabmal“ aus dem Jahr 1900 zu den frühen Vampirgeschichten, welche einen weiblichen Vampir als Bösewicht hat. Das sind dann aber auch für den versierten Hörer die einzigen echten Abweichungen in der Geschichte. Dennoch gelingt es „Sarahs Grabmal“, eine gewisse Spannung aufrecht zu erhalten, da nicht – wie bei vielen Nacherzählungen – das Schicksal der einzelnen Personen im Vorfeld bekannt ist. Das weiß zu gefallen.

Wiederum einwandfrei ist die technische Umsetzung. Marc Gruppes Drehbuch funktioniert hervorragend, die gut aufgelegte Sprecherriege um Helmut Zierl, Ursula Wüsthof und den legendären Peter Weis präsentiert die Geschichte ansprechend. Auch Musik und Toneffekte sind absolut überzeugend und auf einem hohen Niveau. Das von Osman Askin beigesteuerte Coverbild reiht sich qualitativ nahtlos in die Reihe ein.

Fazit: Zugegeben: Neu erfunden wird der Vampirmythos in dieser Geschichte nicht. Wer bereits einige Vampirgeschichten kennt, findet hier wenig aufregend Neues. Das ändert nichts daran, dass „Sarahs Grabmal“ eine hervorragende Umsetzung einer sehr klassischen Gruselgeschichte ist.

Gruselkabinett 182: Sarahs Grabmal
Hörspiel nach einer Kurzgeschichte von F. G. Loring
Marc Gruppe
Titania Medien 2023
ISBN: 978-3-7857-8528-7
1 CD, ca. 51 min., deutsch
Preis: 8,49 EUR

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