Geschichten aus der Nightside 8: Bilder aus der Anderwelt

John Taylor, der Mann mit der besonderen Gabe, Menschen und Dinge zu finden, hat nach einem wahrlichen Höllenärger wieder einen neuen Auftrag. Er soll einen verschwundenen Mann finden, der behauptet, Beweise für ein Leben nach dem Tode auf DVD gebannt zu haben. Doch ein mächtiges Wesen blockiert seine Gabe. Und so muss sich John Taylor im 8. Band der „Nightside“-Reihe auf gute alte Detektivtugenden besinnen und Fragen stellen … viele Fragen und unangenehme Fragen.

von Uwe Weingärtner

 

 

Der von Feder&Schwert publizierte Roman stellt den inzwischen achten Teil der „Nightside“-Serie von Simon R. Green dar. Der Roman präsentiert sich als Taschenbuch mit insgesamt nur 217 Seiten und nightside-typischer Taschenbuch-Aufmachung. Die Geschichte spielt in der Nightside, dem geheimen Ort innerhalb Londons, in dem Götter, Monster, Geister und Dämonen, aber auch Menschen leben und ihren eigenen, oftmals düsteren und perversen Angelegenheiten nachgehen.

Bevor es an die eigentliche Geschichte geht, erst einmal eine Frage: Kommt Ihnen die Einleitung bekannt vor? Ja? Dann liegt das vielleicht daran, dass die Rezension des siebten Teils der „Nightside“-Serie mit fast dem gleichen Wortlaut beginnt. Denn eigentlich hat sich am Grundaufbau der Geschichte nicht viel im Vergleich zu „Höllenärger“ getan.

Der „Unnatural Inquirer“, die Bildzeitung der Nightside, hat von einem Fernsehjunkie für viel Geld eine DVD gekauft, auf der unwiderlegbare Beweise für das Leben nach dem Tod zu sehen sein sollen. Pech nur, dass er gerade kurz vor der Übergabe der DVD verschwunden ist. Und es sind auch noch andere Personen beziehungsweise Wesen an der DVD interessiert. Genau der richtige Fall also für einen Mann, dessen Gabe es ist, Menschen innerhalb kürzester Zeit zu finden. Doch die Gage von 1 Million Dollar beinhaltet auch die Begleitung eines Reporterdämonenmädchens, das immer gut gestylt und im Stil eines kreischenden japanischen Tennagers John Taylors Nerven strapaziert. Und zu allem Unglück blockiert auch noch ein unbekanntes und mächtiges Wesen seine Gabe. Und so tingelt der Detektiv samt Begleitung, ganz im Stile eines Humphrey Bogart, von einem Ende der Nightside zum anderen, um potenzielle DVD-Interessenten über den möglichen Verbleib derselben auszufragen. Und so stellt sich Taylor mit jedem Interview immer mehr der Frage: „Wo ist nur diese miese DVD geblieben???“

„Bilder aus der Anderwelt“ lässt sich insgesamt schnell und flüssig lesen, es kommt jedoch absolut keine gruselige oder spannende Stimmung auf. Während „Höllenärger“ in fast jedem Kapitel mit einer „actiongeladenen“ Sequenz aufwartet, gähnt sich der Roman von einem langweiligen Gespräch zum nächsten. Einzig das einleitende Kapitel – das außer etwas unlogisch die Grundlage für den Schluss zu liefern, nichts mit der eigentlichen Geschichte zu tun hat (und dazu 33 der 217 Seiten benötigt) – und Kapitel 7 von 9 beinhalten etwas Action. Doch auch hier krankt der Roman an fehlenden, Stimmung erzeugenden Beschreibungen. Außerdem werden die Gefahren, die in den „Actionkapiteln“ zu meistern sind, so schnell und einfach von John gelöst, dass die Spannung schneller vorbei ist, als man lesen kann. Ein kleines Beispiel für die grandiose Action im Buch sei hier angeführt:

„Wenn wir wieder in diesem künstlichen Urwald sind, lauert da nicht ein stinkwütender Tyrannosaurus Rex auf uns? Wie kommen wir diesmal an ihm vorbei?“
„Mach dir keine Sorgen“, meinte ich. „Ich lasse mir was einfallen.“
Genau das tat ich dann auch.
– Ende des Kapitels –

Fazit: Den Freunden spannender und gruseliger Geschichten ist „Bilder aus der Anderwelt“ definitiv nicht zu empfehlen. Die Story ist langweilig erzählt und dazu auch noch äußerst flach. Das lässt sich aus meiner Sicht allein schon daran festmachen, dass viel Wirbel um eine DVD gemacht wird, auf der erstmals Beweise zu finden sein sollen, wie es entweder im Himmel oder in der Hölle zugeht … obwohl es in der Nightside nur so von Engeln und Dämonen wimmelt. Leider ist wohl noch niemand auf die Idee gekommen, diese zu befragen, denn dann hätte man sich das Buch gleich sparen können. Ich kann mir leider auch nicht vorstellen, dass die Leser der vorherigen „Nightside“-Geschichten mit diesem Werk glücklich werden. Sorry!


Geschichten aus Nightside 8: Bilder aus der Anderwelt
Horror/Mystery-Roman
Simon R. Green
Feder & Schwert 2010
ISBN: 978-3-86762-070-3
217 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,95

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