Geschichten aus der Nightside 3: Wer die Nachtigall hört

Nach dem überstandenen Engelskrieg nimmt sich John Taylor eine verdiente Auszeit und spannt ein wenig im „Strangefellows“ aus, doch Ruhe will ihm nicht vergönnt werden. Ein verzweifelter Vater sucht ihn auf; er soll seine verschollene Tochter ausfindig machen, die unter dem Namen Rossignol in die Nightside gekommen ist, um ein großer Star zu werden.

von Nicolas Hohmann

 

„Wer die Nachtigall hört“ ist der dritte Band aus Simon R. Greens Reihe „Geschichten aus der Nightside“, jenem Stadtteil von London, den man nur über geheime Wege betreten kann und in dem es immer drei Uhr nachts ist. Er kommt im üblichen, gut aufgemachten Taschenbuchformat zu knapp 200 Seiten daher.

Nachdem Protagonist John Taylor, der Privatdetektiv mit schlechtem Ruf und der Gabe alles zu finden, bei seinem letzten Fall die halbe Stromversorgung der Nightside lahmgelegt hat, sind ein paar mächtige Leute mehr als sauer auf ihn, insbesondere auch die Autoritäten, vertreten durch Walker. Taylor sucht ein wenig Ruhe in seiner Stammkneipe, dem „Strangefellows“, als ihm seine Sekretärin einen neuen Klienten aufdrückt. Die schöne Tochter jenes Klienten hat eine begnadete Stimme und ist in der Nightside verschwunden, nachdem sie hierher kam, um den Club „Calibans Höhle“ als Sprungbrett für ihre Karriere zu nutzen.

Taylor braucht nicht lange, sie zu finden, denn Rossignol singt immer noch in diesem Club – traurige Lieder, die ihre Fans in den Selbstmord treiben. Zwischen ihren Auftritten lebt sie gut abgeschirmt durch ihre Manager, die Cavendishs, im Club und lässt sich nirgends blicken. Als Taylor sich Zugang zu ihr verschafft und mit ihr redet, ist sie ganz willenlos, als ob sie unter dunklem Einfluss stünde. Anschließend bekommt er eine Abreibung, denn keiner mischt sich in die Geschäfte der Cavendishs ein.

Die Lage ist klar: Irgendwie muss er herausfinden, wie die Cavendishs Rossignols Willen gebrochen haben, und sie dann von diesem Einfluss befreien. Mit der Hilf von Dead Boy, einem toten Jungen, der einfach zu stur ist, um zu sterben, macht er sich an die Recherche, die ihn unter anderem in die Kryoanlage von Nekropolis, das Büro der „Night Times“ und zu einer früheren Starsängerin der Cavendishs, die mittels mächtiger Magie in ein Sex-Monster verwandelt wurde, führt. Beim großen Finale schließlich wird nicht nur die Maid in Not gerettet, sondern auch das Rätsel um die Identität der Cavendishs gelöst.

Der Roman ist eine weitere typische „Nightside“-Geschichte. Man erhält das, was man von den ersten beiden Bänden gewohnt ist: abgedrehte Charaktere und Widersacher, neonschwarze Locations und einen John Taylor, der sich durch alle Schwierigkeiten blufft, mies gelaunt ist, der vermöbelt wird, am Ende vor dem Abgrund steht und den Fall dennoch löst. Die „Nightside“ erinnert atmosphärisch an die „Rocky Horror Picture Show“: dunkel, schrill, unterhaltsam und nicht ganz ernst zu nehmen.

Fazit: „Wer die Nachtigall hört“ ist wieder ein kurzweiliger und unterhaltsamer Band der „Nightside“-Reihe, allerdings nichts für Fans wirklich düsterer und niederträchtiger Geschichten.


Geschichten aus Nightside 3: Wer die Nachtigall hört
Horror/Mystery-Roman
Simon R. Green
Feder & Schwert 2008
ISBN: 978-3867620260
204 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,95

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