Frostseelen

Ist dein Feind wirklich dein Feind? Oder musst du ihn in den Reihen deiner eigenen Freunde und Kameraden vermuten?

von Yvonne Staller

Thea ist eine Brennerin – sie beherrscht das Feuer. Nach ihrer Abschlussprüfung an der Akademie möchte sie ihr Land freiwillig im Krieg gegen die Nordländer verteidigen. Diese sind angeblich für eine Seuche verantwortlich, die bereits an der Grenze der Nord- und Südlande wütet. Theas beste und einzige Freundin Eleni begleitet sie als Heilerin in den Norden, um die ausgebrochene Seuche zu untersuchen und ein Heilmittel herzustellen. Im hohen Norden angekommen überschlagen sich die Ereignisse: Die Nordländer scheinen gar nicht so barbarisch zu sein. Doch wenn nicht sie, wer steckt dann als Drahtzieher hinter der ausgebrochenen Seuche, den so genannten Frostseelen?

„Frostseelen“ ist ein überzeugendes Fantasy-Debüt der deutschen Autorin Natalie Speer, die im wirklichen Leben Christiane Spies heißt. Die Autorin schafft es durch Liebe zum Detail den Leser in eine sehr gut ausgearbeitete Fantasy-Welt zu entführen. Allerdings ist der Anfang des Buchs, der in der Akademie spielt, in der Thea ihren Abschluss als Brennerin absolviert, etwas zäh und zieht sich in die Länge. Doch haben Thea und der Leser die Akademie hinter sich gelassen, kann man sich an dem Buch wahrlich festbeißen. Die Autorin bedient sich sehr schöner sprachlicher Bilder, deren Text strukturiert, ausdrucksstark und flüssig geschrieben ist.

Thea erscheint am Anfang in der Akademie kühl und auch sehr unfreundlich. Das liegt vielleicht daran, dass sie sechs Finger an der Hand hat und es dadurch in ihrem Leben bisher sehr schwer hatte. Im Lauf der Geschichte ändert sich aber ihr Wesen und sobald sie im Norden ist, wächst sie durch verschiedenste Ereignisse über sich hinaus und taut auf.

Eleni sowie Theas Verlobter Ian, sind beide sehr undurchsichtige Charaktere, die sich im Laufe der Geschichte auch aufs Unterschiedlichste entwickeln. Während man bei Eleni immer das Gefühl hat, dass sie was verbirgt und falsch spielt, so kann man gar keine richtige Sympathie für Ian aufbringen, der Thea irgendwie immer wie ein Kleinkind behandelt und nur seinen eigenen Vorteil aus ihr zu zieht versucht.

Zusammen mit Thea und Eleni geht der Leser auf eine spannende Reise von den warmen Südlanden in die kalten Nordlanden, wo die beiden zusammen mit ihrer kleinen Gruppe schon bald auf die Seuche, die so genannten Frostseelen, treffen. Hierbei handelt es sich um Ungeheuer, die sich auf die Südländer, aber auch seltsamerweise auf die Nordländer stürzen. Dieses Rätsel rundet perfekt der undurchsichtige Fährtenleser und Kopfgeldjäger Olaf ab. Und welche Rolle spielt Theas mysteriöser Vater?

Fazit: „Frostseelen“ ist eine spannende Geschichte über Freundschaft, Verrat, Gefahr und Abenteuer. Der flüssige Schreibstil und die gut beschriebenen sowie auch zum Teil undurchsichtigen Charaktere wissen mitzureißen und bescheren dem Leser wunderschöne Lesestunden. Laut der Autorin wird es definitiv noch weitere Bücher geben, die in dieser Welt spielen. „Frostseelen“ ist aber in sich abgeschlossen.


Frostseelen
Fantasy-Roman
Natalie Speer
Bastei-Lübbe 2015
ISBN: 978-3-404-20804-3
558 S., Paperback, deutsch
Preis: EUR 15,00

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