Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 1

Eines Nachts öffnet sich die Tür einer Reihenwohnung. Drinnen feiert Jinsuke mit seiner Mutter den zehnten Geburtstag. Wenige Sekunden später richtet ein Mann eine Pistole auf die Frau und man hört ein dumpfes Geräusch. Zu ihrem Unglück entscheidet sich die Nachbarin, Frau Suzuki, nachzusehen, was da passiert ist. Mir nichts, dir nichts ist sie großen Gefahren ausgesetzt. Eigentlich wollte sie doch nur ein ruhiges Leben!

von Daniel Pabst

„Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 1“ ist der erste von drei Bänden. Erdacht hat ihn Hirohisa Sato. Erschienen ist er bei Hayabusa – dem neuen Manga-Label des Carlsen Verlags –, und er umfasst 208 Seiten.
 
Die Protagonisten dieses Mangas geben ein ungleiches Paar ab: Der kürzlich verwaiste Jinsuke ist scheu und furchtsam, während seine Nachbarin Frau Suzuki entschlossen und furchtlos auftritt. Doch schon bald erkennt man, dass auch Frau Suzuki eine emotionale Seite hat. Und es scheint, als trage auch sie eine tragische Vergangenheit mit sich herum, die der Leserschaft im ersten Band nur tröpfchenweise angedeutet wird.

„Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben“ folgt dem bekannten Muster eines taffen Beschützers und eines „schwachen“ Schützlings, die wider Willen, beziehungsweise durch das Schicksal, zueinander finden. Dieses Narrativ geht dann so weiter: Während am Anfang die Charaktere keine Verbindung zueinander haben, entwickeln sie nach und nach Empathie und Respekt füreinander und helfen sich gegenseitig. Hayabusa äußert sich in der Ankündigung dieses Werks wie folgt: „Wir sind uns sicher: Luc Besson würde diese Serie lieben!“

Dieser Filmregisseur ist unter anderem für seine ausdrucksstarken weiblichen Charaktere bekannt, zu denen sich Frau Suzuki gut gesellen könnte. Das ist kein Zufall, sondern liegt wohl daran, dass der Mangaka Hirohisa Sato sich für diesen Manga sehr deutlich von Luc Bessons Filmklassiker „Leon – Der Profi“ hat inspirieren lassen. Eine grobe Beschreibung des Films: Ein allein lebender „Profi“-Killer wohnt neben einer problematischen Familie, in der sich ein spontaner Todesfall ereignet. Der Sprössling der Familie kommt zum einsamen, gefühlskalten Killer, und dieser schließt ihn nach einiger Zeit in sein Herz. Und dann wäre da noch eine korrupte, ehrlose Polizei, der gegenüber ein ehrenhaftes Kredo des Killers steht, was Sympathie weckt.
 
Es wirkt fast so, als ob man den Film ins moderne Japan geholt hat und einen Geschlechtertausch vollzogen hat. Der Schützling ist statt Natalie Portman der zehnjährige Jinsuke und statt Jean Réno präsentiert Frau Suzuki ihr Geschick. Der Dualismus einerseits aus Leben und Tod sowie andererseits der Figuren, welchen es gelingt, auf diesem Drahtseilakt zu balancieren, ist symbolisch stark; genau wie es unser Herz berührt, wenn zwei verlorene Seelen zueinander finden. Somit schlägt dieser Manga in eine bekannte Kerbe, welche thematisch ihren Reiz hat. Am Ende dieses ersten Bandes stellt man aber fest: Eigene Spuren hinterlässt der Manga bislang kaum.

Leseprobe

Fazit: Es fühlt sich an, als habe man die Geschichte bereits gelesen, nachdem man die sechs Kapitelüberschriften des Mangas gesehen hat. Es bleibt fraglich, inwiefern Hirohisa Sato große Spannung aufbauen kann, da das Werk mit den beiden Folgebänden bereits abgeschlossen sein wird. Natürlich muss nicht immer alles neu sein, damit man Lesespaß hat, aber wer Erzählungen aus den Kategorien „Auftragskiller“ oder „Kopfgeldjäger und Kind“ kennt, erlebt hiermit keine Überraschungen mehr.

Frau Suzuki wollte doch nur ein ruhiges Leben 1
Manga
Hirohisa Sato
Carlsen Manga 2022
ISBN: 978-3-551-62166-5
208 S., Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 10,00

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