von Sabrina

Inhalt

1 Spielbrett
4 Spieltableaus
160 Karten
180 Plättchen
228 Marker aus Holz
1 Wertungsblock
1 Anleitung
1 Beiblatt

Zum Spiel

In der Tischmitte platziert ihr den allgemeinen Spielbereich. Auf dem Spielbrett sind die Alte Welt, die Neue Welt, eine Fortschrittsleiste, eine Jahresleiste (Rundenzähler), eine Reihenfolgeleiste und ein Platz für die Bonuskarten abgebildet. Außerdem gibt es Anlegeflächen für Stadien, Raumschiffe und Infrastrukturen.

Jede mitspielende Person besitzt zudem ein persönliches Spieltableau. Dieses bietet Platz für 9 individuelle zu erforschende Technologien, Ressourcen und eine Aktionsleiste. Jede Seite des Tableaus symbolisiert entweder die „Alte Welt“ oder die „Neue Welt“. Ihr legt euer Spieltableau so vor euch aus, dass die Orientierung der Alten und Neuen Welt mit der des Spielbretts übereinstimmt. (Liegt die Neue Welt auf dem Spielbrett links, muss sie auch auf dem Spieltableau links liegen.) Dies dient der leichteren Orientierung ist aber auch nicht zwingend. Alles was in der jeweiligen Welt produziert wird, muss eigentlich auch dort bezahlt und abgelegt werden. Eine Vermischung ist nur in seltenen Fällen möglich. Dies ist bei der späteren Planung ein essentieller Baustein. Produziert ihr Ressourcen auf der Alten Welt, legt ihr sie auf die Seite Alte Welt eures Spieltableaus. Produziert ihr Ressourcen auf der Neuen Welt, legt sie auf die Seite Neue Welt. Baut ihr mit den Ressourcen der Alten Welt ein Raumschiff, muss dieses auch ausschließlich mit den dortigen Ressourcen bezahlt werden und kann nur von dort aus seine Reise beginnen usw.

In „Evacuation“ wollt ihr, wie bereits erwähnt, mit Hilfe von Raumschiffen die Alte Welt verlassen. Für die Evakuierung habt ihr vier Jahre Zeit. Jedes Jahr besteht aus 7 identischen Phasen. So produziert ihr in Phase 1 immer Ressourcen und versorgt eure Bevölkerung mit Nahrung. Je nachdem in welchem Jahr ihr euch befindet, müsst ihr die Bevölkerung mit Ressourcen der Alten Welt und/oder der Neuen Welt ernähren.

Im Anschluss führt ihr, in Zugreihenfolge, Aktionen aus. Die ersten beiden Aktionen sind kostenlos. Alle weiteren Aktionen kosten euch Energie, die ihr produzieren müsst. 10 Aktionen stehen euch zur Verfügung. Beispielsweise könnt ihr Raumschiffe und Stadien bauen, Fabriken vorbereiten, Produktionsfelder in der Neuen Welt besiedeln oder Technologien erforschen. Je nachdem welche Aktionen ihr durchführt, geben diese euch Machtpunkte, welche in der Fortschrittsphase und für den Rundenbonus von Bedeutung sind. Mit euren Raumschiffen transportiert ihr in Phase 3 Ressourcen, Fabriken, Stadien und Bevölkerung von der Seite Alte Welt auf die Seite Neue Welt.

In Phase 4 wird die Zugreihenfolge festgelegt. Diese richtet sich nach euren Stadien und freigeschalteten Technologien mit Smiley, denn diese erzeugen eine glückliche Bevölkerung. Ja, auch Spaß muss garantiert sein.

In der bereits erwähnten Fortschrittsphase zählt ihr die Machtpunkte, die ihr durch das Auslösen von Aktionen erhalten habt, zusammen und vermerkt diese mit zwei Markern auf der Fortschrittsleiste. Die Leiste gibt euch in erster Linie Siedlungssymbole, welche für das Besiedeln der Neuen Welt benötigt werden. Überspringt ihr die sogenannten Wendepunkte, lösen diese einen zusätzlichen Effekt aus. Beispielsweise dürfen weitere Areale in der Neuen Welt besiedelt werden oder Produktionsstätten in der Alten Welt versiegen.

In jeder Runde (Jahr) liegt jeweils eine Bonuskarte mit zwei Boni aus. Habt ihr die auf der Bonuskarte abgebildeten Machtpunkte, erhaltet ihr den entsprechenden Bonus (Phase 6).

Phase 7 läutet das Jahresende ein. Kartenauslagen werden erneuert. Nehmt alle eure Aktionskarten zurück und bewegt euren Aktionsmarker zurück auf das Startfeld.

Unterschiedliche Spielziele und Modi

Im Rennmodus gewinnt die Person, die als erstes mindestens 3 Stadien besitzt und bei der die Produktion aller Ressourcen auf der Neuen Welt 8 oder mehr beträgt. Im Punktemodus gewinnt die Person, die am Ende des vierten Jahres die meisten Punkte erreicht hat.

Des Weiteren gibt es in „Evacuation“ folgende Möglichkeit bezüglich der Aktionen: Anstelle nur die aufgedruckten Aktionen auf eurem Spieltableau zu nutzen, könnt ihr Aktionskarten in einen dafür vorgesehenen Slot spielen. Das bietet weitere taktische Möglichkeiten. Diese Variante könnt ihr sowohl im Rennmodus als auch im Punktemodus spielen. Zusätzliche Module/Varianten und einen Solo-Modus ergänzen das Spiel. In der Anleitung wird empfohlen, mit dem Rennmodus zu beginnen, was wir auch brav getan haben. Warum hat sich mir nach dem Spielen jedoch nicht erschlossen. Wir haben festgestellt, dass es für uns angenehmer und belohnender ist, im Punktemodus zu spielen, da das Ende nicht urplötzlich über einen hereinbricht.

Spieleindruck

Die Spielanleitung ist übersichtlich und gut verständlich geschrieben. Auf der letzten Seite befinden sich erfreulicherweise nochmals alle Symbole mit Erklärung und eine kurze Rubrik GERNE VERGESSEN. Zusätzlich ist sinnvollerweise ein Beiblatt mit Erläuterungen zu den Siegende-Karten und den Technologieplättchen vorhanden. Übersichtskarten zum Rundenablauf und mit Punkteübersicht sind ebenfalls enthalten. Das Material ist solide gut.

Die Lernkurve bei „Evacuation“ ist recht hoch. Schnell sind Kleinigkeiten bei den Regeln vergessen, und es braucht Zeit, einen guten Überblick über alle Aktionsmöglichkeiten und deren Auswirkungen zu verinnerlichen. Die Komplexität ergibt sich daher vor allem durch die vielen Möglichkeiten und Entscheidungen, die getroffen werden müssen. Gefühlsmäßig möchte ich doch immer gern noch eine Aktion mehr machen als möglich. Gerne fehlt auch plötzlich eine Ressource auf einer meiner Welten, da ich mich beispielsweise beim Umsetzen meiner Produktionsstätten verkalkuliert habe. Oder die Wahl, auf welchem Feld der Fortschrittsleiste ich stehen geblieben bin, passt dann doch nicht zu den Feldern der Neuen Welt, auf denen ich meine Produktionsstätten gerne platziert hätte. Dieses könnte ich nun um einige weitere Beispiele ergänzen.

Klingt nach viel Arbeit? Ja, „Evacuation“ kann anstrengend sein, wenn ihr alle Züge bis ins kleinste Detail ausrechnen wollt, um das Optimale rauszuholen. Zumal der Zufallsfaktor hier auch nicht komplett außer Acht gelassen werden darf. Schnappt mir jemand zuvor ein für mich optimales Raumschiff oder Stadion weg, kann das sehr ärgerlich sein. Zur Abmilderung des Glückseffektes besteht immer die Option, durch das Bezahlen einer Ressource die Auslage einmalig auszutauschen. Gerade die genannten Herausforderungen machen für mich, und ich glaube, ich darf auch im Namen meiner Mitspielenden reden, den Reiz von „Evacuation“ aus. Jedes Spiel verläuft anders, und die unterschiedlichen Siegbedingungen und Module erlauben eine hohe Varianz. Mir hat es so viel Spaß gemacht, mich zu verbessern, dass wir „Evacuation“ gleich dreimal in vier Tagen gespielt haben. Und bei einer Länge von bis zu 150 Minuten heißt das bei mir schon was!

Zu guter Letzt: Es wurde erfreulicherweise an Menschen mit einer Farbschwäche gedacht. Felder wurden zusätzlich mit Mustern versehen, um eine Unterscheidung zu erleichtern.

Fazit: Vladimír Suchý schafft es immer wieder, mit neuen Spielmechaniken zu überraschen, so auch bei „Evacuation“. Ein schönes thematisches Spiel, welches für mich einen hohen Wiederspielreiz besitzt. Definitiv ein knallhartes Optimierungsspiel, das herausfordert und einen zwingt, immer wieder auf neue Begebenheiten zu reagieren, dabei aber trotzdem gefällig bleibt, da es genügend gute Aktionen gibt, die einen ebenfalls weiterbringen, falls der erste Gedanke doch mal nicht hinhauen möchte.

Evacuation
Brettspiel für 1 bis 4 Spielende ab 12 Jahren
Vladimír Suchý, Michal Peich
Pegasus Spiele 2024
EAN: 4250231738876
Sprache: Deutsch
Preis: 69,99 EUR

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