Dungeon Tiles (DN4): Cathedral of Chaos

Obwohl Kirchen, Tempel, ja, Gotteshäuser überhaupt eigentlich ein Hort des Guten und ein sicherer Hafen für Schutzsuchende sein sollten, ist das in der bitteren Wirklichkeit der meisten Fantasy-Welten oft genug nicht der Fall. Korrumpiert und dem Bösen anheim gefallen, lauern hinter der Fassade Gefahren, die sich ein braver Gottesdiener kaum vorzustellen mag. Damit es ihm leichter fällt, gibt es die „Dungeon Tiles“-Erweiterung „Cathedral of Chaos“.

von Jakob Schwarz

 

Die harten Fakten entsprechen denen der anderen „Dungeon Tiles“-Sets. Man bekommt sechs stabile, doppelseitig in Vollfarbe bedruckte Pappbögen, die sich zu unterschiedlich großen Kartenteilen ausstanzen lassen und dann verwendbar sind, um die klassischen Encounters optisch aufzupeppen. Dazu zählen diesmal ausschließlich Innenräume mit großen Steinfliesen. Diese dienen gleich auch als Felder, die für die Bewegungsreichweite der „D&D“-Miniaturen wichtig sind. Wo es keine Fliesen gibt, deutet ein Raster aus kleinen weißen Kreuzen die Felder an.

Das Kartenkonzept dieser Ausgabe „Dungeon Tiles“ kommt sehr eigenwillig daher. Drei 8x8-Tiles stellen größere Räume dar, wobei einer davon komplett dunkel und voller Nebel ist. Ein paar kleinere 4x4-Tiles mit zerschmetterten Bodenfliesen erlauben Ausflüge in schlechter instand gehaltene Bereiche der Kathedrale. Drei Becken voll lodernder Kohle sollen offenbar die Boshaftigkeit des Gebäudes betonen. Zwei der sechs Pappbögen (also vier Seiten) bestehen komplett aus schrägen Gangelementen, mit denen man verwinkelte, asymmetrische Gänge bauen kann. Außerdem gibt es einen dreieckigen Pool mit Wasser und ein dreieckiges Kohlebecken. Der letzte Pappbogen besteht komplett aus 56 Tokens, die unter anderem Pilze, Laternen, Runen, Blitze, Nebel, Eisblöcke, geisterhafte Statuen und steinerne Hindernisse zeigen.

Optisch kommt das Ganze leider recht langweilig daher. Drückt man es positiv aus, erlaubt die neutrale Gestaltung der Bodenplatten (simples Grau mit Fliesen) eine vielfältige Nutzung. Doch wer ein „Dungeon Tiles“-Set mit dem Namen „Cathedral of Chaos“ kauft, erwartet doch ein bisschen mehr ... Chaos. Wo sind die blutigen Schriftzeichen, wo die blasphemischen Statuen? Einfach ein paar Kohlebecken und verzerrte Gangelemente reichen in meinen Augen nicht. Dann kann ich auch mit Filzstift auf eine Battle-Map malen. Die Tokens sind visuell ganz hübsch gelungen, wenn auch ebenfalls kaum chaotisch zu nennen. Elementarbarrieren und geisterhafte Statuen mögen gelegentlich beim Spielleiten von Nutzen sein, aber sie würden besser in ein „Game Masters Kit“ passen, als hierhin, wo man – wenn schon Tokens – Schleim, Ritualsymbole und Energiewirbel erwartet hätte – okay, es gibt Blitze.

Fazit: Grundsätzlich ist das, was geboten wird, nicht unnütz. Neutrale Bodenelemente und Tokens der geschilderten Art lassen sich in vielen Dungeons sinnvoll einsetzen. Nur hätte man das Set vielleicht besser „Neutrale Bodenelemente und Tokens“ genannt, statt bombastisch „Cathedral of Chaos“. Erfreulicherweise kann man sich auf der Rückseite der Verpackung ein recht gutes Bild von dem machen, was man im Inneren bekommt. Also wer nicht mehr erwartet, ist mit diesem Set gut bedient. Spielleiter, die ihre Truppe in wahrhaft vom Chaos durchdrungene Gemäuer führen wollen, bekommen hier allerdings thematisch wenig mitreißendes Material geboten.


Dungeon Tiles: Cathedral of Chaos
Spielhilfe
Peter Lee, Jason Engle
Wizards of the Coast 2011
ISBN: 978-0-7869-5990-7
6 DIN-A4 Pappbögen mit 25 Kartenteilen und 56 Tokens
Preis: $ 11,95

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