DSA 109: Hjaldinger-Saga 2: Sturm

Mit „Sturm“ setzt Daniela Knor die „Hjaldinger-Saga“ fort. Die Myriaden des Imperiums wurden ausgeschickt, um Hjaldingard zu erobern. Während die Truppen unaufhaltsam vorrücken, ringen die Sippen der Hjaldinger noch um ihre Einheit. Und dann ist da noch Jurga, welche zu einem verwegenen Unterfangen aufruft ...

von Chris Sesterhenn

 

 

Trockene Fakten – die äußeren Werte:

Das Taschenbuch „Sturm“ umfasst 296 Seiten, wobei – wie bereits im ersten Band – davon fast 25 Seiten auf das Glossar mit Hinweisen zur Aussprache des Hjaldingschen, der Imperialen Zeitrechnung sowie wichtigen Begriffserklärungen entfallen. Neben dem fünfzeiligen Kurzportrait der Autorin Daniela Knor werden zwei Übersichtskarten der Region in Myranor sowie eine Übersicht der wichtigsten Personen des Romans (immerhin stolze drei Seiten) bereitgestellt. Das Titelbild zeigt sehr stimmig ein vollbesetztes Drachenschiff der Hjaldinger, welches sich durch die sturmgepeitschte See kämpft.

Um was geht es überhaupt? – zum Inhalt:

Die Autorin Daniela Knor, durchaus mit dem Schreiben von historischen Romanen für die Fantasy-Rollenspielwelt von „Das Schwarze Auge“ vertraut, setzt ihre Erzählung über die Hjaldinger und die in späteren Zeiten sagenumwobene Jurga fort.

Wie bereits im ersten Teil der Saga („Glut“) nutzt Daniela Knor auch in „Sturm“ für ihre Erzählung wieder verschiedene Handlungsstränge. Doch diesmal konzentriert sich die Handlung nicht nur auf den Hjaldinger Vardur. Vielmehr laufen die einzelnen Fäden lange nebeneinander her, berühren sich gelegentlich kurz und vereinen sich erst zum Finale wieder.

Es ist sehr auffällig, dass in den Handlungssträngen Konflikte klar im Vordergrund stehen. Kern ist die stetig anwachsende Bedrohung für die Hjaldinger durch die unaufhaltsam vorrückenden Truppen des Imperiums. Doch selbst auf der Seite des Imperiums gibt es kleinere Konflikte – so erfährt der Leser beispielsweise weitere Einzelheiten über das Wirken der Spionin Pythatheriope. Wichtige Stränge sind die Erzählungen um Vardur, Jurga und Xelias. Vardur ist bemüht, seine Sippe und alle Hjaldinger vor der aufziehenden Gefahr zu bewahren, doch gleichzeitig muss er mit seiner Zuneigung zu Jurga klarkommen. Jurga selbst folgt den Visionen ihrer Gottheit und muss dabei nicht nur Gefechte mit den Soldaten des Imperiums ausfechten. Xelias hingegen hat insbesondere um die Anerkennung und gegen die Ablehnung unter den Hjaldingern zu kämpfen. Und damit nicht genug – während in der Havar-Sippe noch die Frage um den Posten des neuen Hersirs geklärt werden muss (bereits bei den Hjaldingern ging es da eher handfest zu), streiten sich die Hjaldinger-Sippen untereinander um die Vorherrschaft. Die Zutaten für reichlich Spannung und aufregende Action liegen somit bereit.

Zuckerbrot und Peitsche – Pro und Contra:

Vorab: Mich hat die Art und Weise wie Daniela Knor auf sehr angenehme Art und Weise ein historisches Ereignis der „DSA“-Spielwelt spannend und sehr lebendig zu beschreiben vermag, bisher immer sehr begeistert. Durch die richtige Detailtiefe vermag sie einer Geschichte Leben einzuhauchen und in Kombination mit ihrem Erzählstil den Leser an die Zeilen zu fesseln. Da sie diese Fähigkeit schon mehrfach unter Beweis gestellt hat, war meine Erwartungshaltung für „Sturm“ entsprechend hoch.

Der erste Teil der „Hjaldinger-Saga“ liegt schon längere Zeit zurück. Die genauen Details der bisherigen Handlung waren mit nicht sofort parat. Aber zu meiner Freude war das auch nicht zwingend erforderlich. Der Leser (auch ohne Kenntnisse der Vorgeschichte) wird geschickt auf den aktuellen Stand gebracht und bereits nach wenigen Seiten sind mir die Charaktere wieder vertraut – als hätte es nur eines kurzen Blickes bedurft, um mit dem vertrauten Gesicht die Erinnerungen an gemeinsame Abenteuer zu wecken. Waren für „Glut“ noch Glossar, Übersichtskarten und Erläuterungen notwendig, konnte ich für „Sturm“ weitestgehend auf diese verzichten. Der flüssige Start in den zweiten Band war damit gelungen.

Die vielen Handlungsstränge und die darin vorkommenden Konflikte bieten viel Raum für Spannung und Action. Doch meistens ist mit einem neuen Kapitel auch ein Wechsel zu einem anderen Handlungsstrang verbunden. Die im Kapitel aufgebaute Spannung wird leider zu häufig durch den übermäßigen Einsatz des Cliffhanger-Konzeptes und die damit verbundene und eher lästige Neuorientierung reduziert oder gar über den Haufen geworfen. Des Weiteren erreicht die Detailtiefe der Charaktere nicht ganz das Niveau, welches die Autorin in „Glut“ vorgelegt hat.

„Sturm“ leidet etwas an dem insbesondere unter Trilogien gefürchteten „Mittelband“-Syndrom. Während Daniela Knor in „Glut“ den Auftakt zu ihrer Saga bereiten konnte, ist „Sturm“ geradezu dazu verdammt, die Lücke bis zum großen Finale (dessen Auswirkungen in der aventurischen Geschichte wohl bekannt ist) zu füllen. Doch besteht für einen Mittelband immer die Chance, durch die Vorbereitungen auf den abschließenden Roman zu glänzen. Und hier schlägt leider meine Erwartungshaltung zu. Da ich weiß, dass Daniela Knor es noch besser kann, fallen kleine Schwächen sofort auf und werden zusätzlich noch viel stärker wahrgenommen.

„Sturm“ ist ein gut zu lesender Roman mit spannenden Passagen sowie zahlreichen Einblicken in das Leben und die Kultur der Hjaldinger. Doch fällt er meiner Meinung nach schwächer als sein Vorgänger „Glut“ aus.

Für wen lohnt es sich? – meine Einschätzung:

Die „Hjaldinger-Saga“ von Daniela Knor dürfte für alle „DSA“- und insbesondere Thorwaler-Fans von Interesse sein. Wer „Glut“ bereits gelesen hat, wird trotz einiger Schwachpunkte an „Sturm“ nicht vorbeikommen. Ich hoffe auf den nächsten Band, welcher dann gerne das Niveau von „Sturm“ – und auch „Glut“ – überbieten darf.

Fazit: Mit „Sturm“ präsentiert Fantasy Productions einen weiteren historischen „DSA“-Roman von Daniela Knor. Der Roman führt die in „Glut“ begonnene „Hjaldinger-Saga“ fort, erreicht aber leider nicht ganz dessen hohes Niveau. In meiner eigenen Rangliste von „DSA“-Romanen schafft er nur einen Platz im Mittelfeld. Aber bereits seine Zugehörigkeit zur „Hjaldinger“-Trilogie sollte „DSA“- und auch „Myranor“-Fans den einen oder anderen Blick wert sein.


Sturm (DSA-Roman Nr. 109)
Rollenspiel-Roman
Daniela Knor
Fantasy Productions 2009
ISBN: 978-3-89064-245-1
296, Taschenbuch, deutsch
Preis: EUR 9,00

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