Die schwarze Serie 15: Die Sennenpuppe

„Die schwarze Serie“ lautet der Titel einer Reihe von Hörspielen, in denen der Maritim-Verlag – allerdings verlegt von Winterzeit Audiobooks – klassische Gruselerzählungen vertont. Die mittlerweile 15. Ausgabe widmet sich einer alten schweizerischen Sage.

von Jens Krohnen

Jene Schweizer Sage dreht sich um die „Sennentuntschi“. Dabei handelt es sich um eine Puppe, die sich einsame Senner – also Viehhirten auf der Alm – zum Zeitvertreib aus Stroh und Stoff basteln. Mit solch einer Puppe treiben sie dann mancherlei Schabernack. Doch einstmals soll solch eine Tuntschi zum Leben erwacht sein und grausige Rache an ihren Peinigern geübt haben …

Eben diese Sage hat sich Drehbuchautor Marc Freund zum Vorbild genommen, um die 15. Episode der „Schwarzen Serie“ zu vertonen. Auch hier begleiten wir drei einsame Männer beim Almauftrieb. Noch in der ersten Nacht sprechen die drei reichlich dem Alkohol zu, bis der älteste von ihnen auf die Idee kommt, eine Sennentuntschi zu basteln. Ganz wie in der Sage erwacht das Wesen zu einem grausigen Unleben und nur einer der Männer kann ihrem Rachedurst entkommen. Doch damit sind die furchtbaren Geschehnisse noch nicht an ihrem Ende angelangt. Denn die Tuntschi sinnt auch auf Rache an den Dorfbewohnern – den Nachfahren jener Männer, die einst die erste Sennenpuppe schändeten.

„Die Sennenpuppe“ beginnt stark, denn eine Klangkollage aus angsterfüllten Schreien, hastigen Schritten, geflüsterten Warnungen und brutalen Stürzen verspricht einen wahren Psychothriller. Da ist es fast schon schade, dass das Hörspiel in den nächsten Minuten deutlich Tempo aus der Handlung nimmt, und zunächst einmal die drei Senner charakterisiert, welche auf die fatale Idee kommen werden, eine Sennenpuppe zu basteln. Tatsächlich wissen Handlung und Effekte von diesem Zeitpunkt an auch nicht mehr recht zu überzeugen. Das liegt zum einen an der unsäglichen Vertonung der Sennentuntschi selbst, die eher wie eine Hexe aus einem Kindermärchen klingt, als auch an den Unzulänglichkeiten in der Handlung. So werden nach der ersten Hälfte neue Protagonisten eingeführt, die allerdings charakterlich blass bleiben. Dazu gesellen sich Plot-Ungenauigkeiten und ein eher antiklimatisches Finale, dessen Verlauf kaum Spannung bieten kann.

Das liegt allerdings nicht an den Sprechern, die ihre Rolle mit Inbrunst ausleben. Hörspiellegende Eckart Dux darf den alternden Bürgermeister Waiblinger geben und erledigt seine Rolle gewohnt souverän. Und insbesondere Tom Raczko, der den jungen Senner Urs mimt, überzeugt auf ganzer Linie. Schlussendlich fällt kein Sprecher der Riege negativ auf – Gabrielle Pietermann hätte ich in ihrer Rolle als Sennentuntschi allerdings mehr Freiheiten gegönnt. So erzeugt die Sennentuntschi wenig Grusel. Der Soundtrack vermag abermals zu überzeugen und erzeugt oftmals die notwendige Spannung. Das Cover der CD ist ebenfalls sehr gut gelungen – das Motiv einer gewitterverhangenen Alm ist gut gewählt.

Fazit: Die 15. Episode der „Schwarzen Serie“ basiert auf einer interessanten Vorlage und weiß mit starken Sprechen aufzuwarten. Leider führen aber Ungenauigkeiten in der Handlung und ein eher langweiliges Finale dazu, dass ich „Die Sennenpuppe“ nicht vorbehaltlos weiterempfehlen kann.

Die Schwarze Serie 15: Die Sennenpuppe
Hörspiel nach einer Schweizer Sage
Marc Freund, Sebastian Pobot, Wolf Frass u.a.
Maritim und Winterzeit Audiobooks 2020
EAN: 9783960662761
1 CD, ca. 65 min., deutsch
Preis: EUR 8,95

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