Die Bastarde Golarions

Das vorliegende „Pathfinder-Handbuch“ widmet sich einmal mehr den unterschiedlichen Völkern Golarions. Diesmal stehen die Halb-Elfen und Halb-Orks im Mittelpunkt und dürfen sich über neue Optionen, Regeln und Hintergründe freuen.

von Tobias Dworschak

 

Das vollfarbige Werk umfasst 36 Seiten. Gestaltung, Layout und Auflockerung durch Zeichnungen entsprechen dem gewohnt hohen Niveau der „Pathfinder“-Publikationen. Für das „Handbuch“ zeichnen gleich vier Autoren verantwortlich: Judy Bauer, Neal Litherland, Ran Macklin und David N. Ross. Alle vier haben schon Beiträge zu dem ein oder anderen Band aus der umfangreichen „Pathfinder“-Bibliothek geliefert, ohne mir dabei besonders aufgefallen zu sein. Das Titelbild von Ralph Horley zeigt die ikonische Inquisitorin (Halb-Orkin) und den ikonischen Kampfmagus (Halb-Elf) im Kampf gegen einen Eulenbär.
 
Wie in den anderen Büchern der „Handbuch“-Reihe auch fällt mir zuerst die Platzverschwendung durch quasi drei Inhaltsverzeichnisse auf: einmal der Inhalt aufgezählt nach Seitenzahl, dann in textlicher Form („Für Deinen Charakter“) und schließlich die Aufzählung eines Teils des neuen Regeln. Zwei Seiten, die man besser hätte nutzen müssen. Das gleiche gilt für mich diesmal auch für die Karte im vorderen Innencover, die eine Verteilung der einzelnen halbmenschlichen Völker über Golarion zeigt. Der Mehrwert dieser Karte bleibt mir verborgen. Was soll ich als Spieler mit dieser Verteilung anfangen?

Das erste Kapitel ist dem Halb-Elfen gewidmet und erklärt in wenigen Worten, wie Halb-Elfen in der menschlichen und der elfischen Gesellschaft leben. Leider sind diese Schilderungen sehr kurz und stereotyp. Neue Ideen konnte ich hier nicht bekommen. Schade. Spannender werden die nächsten Seiten, die neue Typen von Halb-Elfen mit sich bringen, zum Beispiel Halb-Drow oder aquatische Halb-Elfen. Zwar steht jedem Typ nur eine halbe Seite zu Verfügung und als Auswirkung gibt es ein alternatives Volksmerkmal. Aber mir gefällt die Idee, hier Vielfalt zu eröffnen.

Das folgende Kapitel beschreibt die halb-elfische Stadt Erages. Die Beschreibung ist kurz, es fehlt eine Karte und so richtig lebendig wird die Kleinstadt nicht. Stattdessen liefert sie einen neuen Archetypen für den Kampfmagus sowie regionale Wesenszüge.

Dann gibt es das Gleiche noch mal für Halb-Orks. Ja, das Gleiche: das Leben in der jeweiligen Gesellschaft, weitere Unterarten und eine kleine Stadt, in der Halb-Orks leben. Mehr Wesenszüge und Volksmerkmale.

Sicher, das erlaubt auf der einen Seite, Charaktere noch individueller zu gestalten und einzigartiger zu machen. Auf der anderen Seite ist dies aber doch mehr die Aufgabe des Spielens und nicht irgendwelcher Werte. Nun, falls man noch mehr Optionen braucht, wird man hier sicher fündig.

Die zweite Hälfte des Bandes widmet sich in dem gleichnamigen Kapitel der Herkunft eines Halbbluts. Und hier fängt das Heft an, interessanter zu werden. Neben einigen einleitenden Worten zu den Schwierigkeiten, die Bastarde ganz allgemein in der Gesellschaft begegnen können und unzähligen weiteren Wesenszügen, bilden vier Charakterthemen den Kern des Kapitels. Charakterthemen sind rollenspielerische Hinweise zur Darstellung einer bestimmten Rolle, eines bestimmten Themas. Zum Beispiel die Berühmtheit. Als Kind ungewöhnlicher Eltern wird es von der Familie und der Gemeinde gefeiert. Das Thema umfasst Empfehlungen zu den passenden Klassen und Völkern und gibt Tipps zu Gegnern und Verbündeten und der Persönlichkeit. Insgesamt hilft das Thema dem geneigten Spieler dabei, die Persönlichkeit seines Charakters stimmig zu gestalten. Die vorgestellten Themen muss man dabei nicht zwingend übernehmen; als wirkliche Inspiration für eigene Geschichten und Aspekte taugen sie allemal. Abgerundet werden die Themen durch Tabellen für mögliche Hintergrundgeschichten und Seitenkästen zu passenden Talenten oder auch verbreiteten Drogen.

Zum Abschluss folgen weitere alternative Volksmerkmale für andere Bastarde wie Tieflinge oder Gestrandete. Schließlich lässt sich mit neuen Regeln, die auf denen zur Erschaffung eigener Völker aufbauen, ein weit entfernter nicht-menschlicher Ahne darstellen, indem bestimmte Vererbungsmerkmale gekauft werden können. Ich persönlich brauche das nicht.

Fazit: Wer sollte diesen Band nun lesen? Der für mich interessanteste Teil sind die Charakterthemen. Lohnt sich dafür die Anschaffung des Heftes? Ich glaube, nein. Selbst die Spieler von Halb-Elfen oder Halb-Orks finden hier keine besonders spannenden oder innovativen Konzepte. Und selbst wenn der orkische Elternteil ein Eisork war, spielt das für mich nur eine Rolle in der Darstellung und der Geschichte des Charakters. Warum muss das noch durch Regeln untermauert werden? Langsam bin ich mir auch nicht mehr sicher, ob all die Wesenszüge (30 in „Die Bastard Golarions“) und Volksmerkmale (10) wirklich noch ausgeglichen sind. Und mit nur den Charakterthemen bleibt leider nicht viel, um das Heft guten Gewissens zu empfehlen. Die Handbücher zum Beispiel zu den Halblingen und Orks haben mir wesentlich besser gefallen.


Handbuch: Die Bastarde Golarions
Quellenbuch
Judy Bauer u.a.
Ulisses Spiele 2015
ISBN: 978-3-95752-062-3
32 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 12,95

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