Der Hobbit

Peter Jacksons monumentale Verfilmung von J.R.R. Tolkiens „Der Hobbit“ steht praktisch in den Startlöchern – und die Merchandising-Maschinerie, die uns mit Begleitprodukten zur Filmtrilogie versorgt, brummt bereits ordentlich. Das zeigt sich bei den Buchverlagen, die das Thema Hobbits und Halblinge erneut für sich entdeckt haben, ebenso wie bei den Spieleherstellern, darunter etwa Kosmos, wo man uns auf eine Reise zum Einsamen Berg mitnimmt.

von Frank Stein

„Der Hobbit“ ist ein mehr oder minder kooperatives Abenteuer, bei dem es gilt, als Zwerge an der Seite von Bilbo Beutlin die Reise von Beutelsend über das Nebelgebirge und durch den Düsterwald bis nach Seestadt und anschließend zum Einsamen Berg zu bestehen. Das Spiel besteht aus vier Phasen, die sich jeweils in Ereignis- und Abenteuerphase gliedern. Das Spiel endet entweder, wenn die vierte Abenteuerphase, der „Kampf gegen Smaug“, bestanden wurde oder wenn der Drache Smaug, der einem drohend entgegenrückt, Seestadt erreicht. In der kompetitiven Variante gewinnt jeweils derjenige, der die meisten Kristalle gesammelt hat, in der halb kooperativen droht zumindest ein gemeinsames Verlieren, wenn Smaug in Seestadt eintrifft.

Vor Spielbeginn erhält jeder Spieler einen Charakterbogen mit den Werten Mut, Klugheit und Stärke. Diese Werte steigen im Laufe der Ereignisphasen des Spiels und gewähren automatische Erfolge oder ein Neuwürfeln von Würfeln, was beides hilfreich ist, um die Abenteuer in der Abenteuerphase zu bestehen. Außerdem bekommt jeder Spieler drei Proviantplättchen, eine vierte Ressource im Spiel, sowie fünf Zwergenkarten, auf denen Zahlen zwischen 1 und 60 abgedruckt sind.

Während der Ereignisphase bewegt sich der kleine Hobbit, dargestellt durch eine farbige Plastikfigur, einen Abenteuerpfad entlang. Auf jedem Feld kann man entweder Mut, Klugheit, Stärke oder Proviant gewinnen – und manchmal auch verlieren. Für welchen Spieler ein bestimmtes Feld gilt, wird durch die Zwergenkarten ermittelt. Wird aus dem Ereigniskartenstapel eine Karte mit dem Text „Die Reise geht weiter“ gezogen, bietet jeder Spieler verdeckt eine Zahl. Dann wird, vom niedrigsten bis zum höchsten Ergebnis, der Zug abgehandelt. Jeder Spieler erhält den Bonus oder Malus, der auf dem Feld abgedruckt ist, auf das die Hobbitfigur rückt, wenn er an der Reihe ist. Andere Ereigniskarten bieten etwa Freigeschenke für alle oder Sonderboni, die man sich mit seinen Zwergenkarten ersteigern kann. Für jede abgelegte Zwergenkarte wird immer sofort eine neue vom Zugstapel gezogen, sodass man immer fünf auf der Hand hat.

Hoffentlich redlich gerüstet, erreicht man am Ende der vier Ereignisphasen jeweils einen Abenteuerpunkt. Dort wird das jeweilige Abenteuerdeck zur Hand genommen und komplett durchgespielt. Immer abwechselnd werden Karten gezogen und die darunter verborgene Aufgabe, die beispielsweise „2 Mut / 5 Stärke“ oder „1 Mut / 2 Stärke / 3 Proviant“ erfordert, muss mit einem Wurf von fünf Symbolwürfeln bewältigt werden. Automatische Erfolge, erneutes Würfeln, Ereigniskarten und der Eine Ring, der es erlaubt, einen Würfel auf eine beliebige Seite zu drehen, helfen dabei. Gelingt die Aufgabe, bekommt man Kristalle in angegebener Menge. Versagt man, muss man ein Drachenkärtchen ziehen, das meist Smaug den Spielern entgegenbewegt und Ressourcen kostet.

Das Spiel endet, wie schon erwähnt, auf zweierlei Art: Wenn Smaug durch häufiges Versagen der Spieler den Punkt Seestadt auf dem Abenteuerpfad erreicht, ist Schluss. Treffen die Spieler zwischen Seestadt und dem Einsamen Berg auf Smaug, wird die Hobbitfigur sofort auf den Berg gelegt und der „Kampf gegen Smaug“ beginnt in Form der vierten Abenteuerphase, die besonders lang und schwierig ist. Wie oben erwähnt, gewinnt am Ende stets der Spieler mit den meisten Kristallen. In der halb kooperativen Variante können auch alle Spieler gegen Smaug, also das Spiel, verlieren.

Das Spiel richtet sich eindeutig an Gelegenheitsspieler und Familienspieler, weniger an Hardcore-Zocker, die auf ein episches Abenteuer hoffen. Die Aufmachung ist bunt und sozusagen kindgerecht. Die Regeln lassen sich leicht verinnerlichen. Schön ist, dass sowohl Taktik als auch Würfelglück beim Sieg eine Rolle spielen. Wenn man seine (Zwergen)Karten geschickt ausspielt, werden beispielsweise die Aufgaben auf den Abenteuerkarten deutlich leichter. Durch das – mehr oder weniger – gemeinsame Siegen oder Verlieren, spielt es am Ende auch keine so große Rolle mehr, wer die meisten Kristalle hat. Eine gewisse Zusammenarbeit ist eigentlich unabdingbar, ansonsten wird Smaug immer Seestadt erreichen, was sich auch dann wie ein Versagen anfühlt, wenn man nicht kooperativ gespielt hat!

Fazit: „Der Hobbit“ hängt ein wenig zwischen Story und Spielmechanismus. Spielt man kompetitiv, wird Smaug wahrscheinlich immer Seestadt erreichen, was zwar im Grunde nur das Spiel beendet und den größten Kristallsammler zum Sieger kürt, sich aber wie ein Versagen anfühlt. Spielt man dagegen kooperativ, ist das Spiel fast ein wenig zu leicht. Mit ein bisschen Teamwork, cleverem Taktieren und einer Prise Glück kann man Smaug relativ gut schlagen – ganz anders als vor ein paar Jahren Sauron im Kosmos-Spiel „Der Herr der Ringe“, der wirklich ein knackschwerer Gegner war. Mit einer bunten Aufmachung, leicht verständlichen Regeln und einer Spieldauer von etwa einer Stunde handelt es sich hier eindeutig um ein Spiel für Gelegenheitsspieler und Familienspieler, wobei der Wiederspielwert etwa in der Größenordnung klassischer Euro-Games liegt, das heißt man kann das Spiel immer mal wieder hervorholen und damit seinen Spaß haben. Zum Dauerbrenner eignet es sich hingegen nicht.


Der Hobbit
Brettspiel für 2 bis 5 Spieler ab 9 Jahren
Reiner Knizia
Kosmos 2012
EAN: 4002051691301
Sprache: Deutsch
Preis: EUR 31,99

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