Der Dunkle Turm 13: Drei – Das Kartenhaus

Kartenhäuser stehen selten stabil, und wenn dann nur für kurze Zeit. Der Existenz eines jeden Kartenhauses wohnt vom ersten Bauabschnitt an der Moment inne, in dem es in sich zusammenfällt, einstürzt, auseinanderbricht. Im dreizehnten Band der Graphic-Novel-Reihe zu Stephen Kings Fantasy-Zyklus „Der Dunkle Turm“ steht ein Haus aus Tarotkarten. Es steht nicht allzu lange; wie könnte es auch? Doch lange genug und mit derartiger Bedeutungsschwere, um dem Comic als Grundlage für den Titel zu dienen.

von Simon Ofenloch

Die Grenzen verschwimmen, Übergänge tun sich auf. Gut und Böse lassen sich schwerer trennen, und zwischen der rätselhaften Mittwelt und dem New York der späten 1980er Jahre entstehen Verbindungen. Verbindungen zwischen dem letzten Revolvermann Roland Deschain von Gilead und Eddie Dean, dem Kleinkriminellen mit Beziehungen zum Großverbrechertum. Als Eddie zum ersten Mal ernsthaft mit Roland zu tun bekommt, sitzt er als Drogenkurier auf einer Flugzeugtoilette fest. Nach der Landung ist ihm die Polizei auf der Spur, doch mit Rolands Hilfe kann sich Eddie der verdächtigen Beweismittel entledigen und einer dauerhaften Festnahme entgehen. Aber Gangsterboss Balazar, Eddies teuflischer Auftraggeber mit einer seltsamen Begabung für hohe Kartenhäuser, verdächtigt den Jungen eines Kuhhandels mit der Polizei. Als Druckmittel lässt er Eddies schwer drogensüchtigen Bruder Henry zu sich bringen. Als alle in Balazars Gemächern aufeinandertreffen, der Gangsterboss mit seinen Handlangern, der gescheiterte Drogenlieferant und dessen gebrochener Bruder – sowie schließlich auch der Schusswechsel-erprobte Revolvermann aus Mittwelt, kommt es zum verlustreichen Gefecht, dessen Ausgang über Eddies weiteres Schicksal entscheidet. In New York oder in Mittwelt, an der Seite des suspekten Pistoleros Roland Deschain.  

Der dreizehnte Sammelband der Comicserie zu Stephen Kings Roman-Zyklus „Der Dunkle Turm“ orientiert sich nahe an der Buchvorlage „Drei“, dem zweiten diesbezüglichen Roman, und setzt die Adaption schlüssig zum Vorgängerband fort. Eddies Wahl zwischen den beiden Welten wird durch ein einschneidendes Ereignis beeinflusst, das in seiner grafischen Unverblümtheit schockiert. Die wichtigsten auftretenden Figuren überzeugen durch vielschichtige Charakterzeichnungen mit hellen wie dunklen Facetten. Selbst Revolverheld Roland hat immer mehr mit seinen Dämonen zu kämpfen. Auf der Fährte des Mannes in Schwarz verfolgt er unbeirrt das hohe Ziel, den Dunklen Turm vor dem Einsturz zu retten. Doch als wie ehrenwert kann dieses Unterfangen noch gelten, wenn dabei immer wieder gutgläubige Wegbegleiter hohe Opfer erleiden oder gar selbst auf der Strecke bleiben?

Das Künstlerteam hinter dem Comic zeichnet sich nun durch Beständigkeit aus. Autor Peter David besorgt wiederholt das Skript, unter Beratung durch Robin Furth, und Piotr Kowalski liefert die Zeichnungen, die Nick Filardi koloriert. Dies alles unter der Schirmherrschaft von Großmeister Stephen King. Die Arbeiten sind gelungen und überzeugend, wenngleich auch weniger originell oder individuell wie zu Beginn der ganzen Reihe. In der deutschen Übersetzung muss man ein, zwei Textfehler in Kauf nehmen.  
 
Bei Panini Comics wird der dreizehnte Sammelband der Serie in gewohnt guter Qualität im Klappbroschur-Softcover-Einband veröffentlicht. Von Spotlack-Akzenten hat man sich offenbar dauerhaft verabschiedet. Dafür gibt es aber wieder ein interessantes, aufschlussreiches Vorwort von Robin Furth und eine dem Comic vorangestellte kurze Zusammenfassung der vorherigen Ereignisse. Im Bonusbereich am Ende des Bandes finden sich darüber hinaus wieder die Cover-Motive der originalen Einzelbände, inklusive einer Variante, und einige Anschauungsbeispiele, wie aus einer getexteten Handlung schließlich die kolorierten Comicseiten entstehen. Ein mögliches Titelbild für einen Nachfolgeband „Der Dunkle Turm: Drei – Die Herrin der Schatten“ gibt auch hier wieder einen verheißungsvollen Ausblick auf den weiteren Verlauf der Comicreihe.

Wie die vorangegangenen Sammelbände wird auch dieser dreizehnte vom Splitter-Verlag als zusätzliche Hardcover-Luxusausgabe im Überformat vertrieben.

Fazit: Das Universum, welches das mehrbändige Fantasy-Epos „Der Dunkle Turm“ von Stephen King aufspannt, ist groß, die Geschichte um Roland Deschain und seine Begleiter wie Feinde lang und komplex. Entsprechend kann es noch eine Weile weitergehen mit den zugehörigen Comics. Der dreizehnte Sammelband setzt die Graphic-Novel-Reihe konsequent fort. Mit einem eingespielten Team und in unlängst bewährter Ausgestaltung, mit Abstrichen gegenüber dem anfangs höher fliegenden künstlerischen Anspruch in Zeichenstil und Kolorierung. Eine weiterhin sehr gelungene Adaption. Dieses Mal auch wieder mit einem informativen Vorwort von „Der Dunkle Turm“-Fachfrau Robin Furth.


Der Dunkle Turm 13: Drei – Das Kartenhaus
Comic
Stephen King, Robin Furth, Peter David, Piotr Kowalski, Nick Filardi
Panini Comics 2016
ISBN: 978-3-95798-718-1
128 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,99

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