Der Sammelband „Last Shots“ bündelt drei kurze Comicgeschichten mit den Titeln „Sheemies Geschichte“, „Unheiliger Boden“ und „So fiel Lord Perth“. Präsentiert werden drei Geschichten aus Stephen Kings Mittwelt, die von großen und kleinen Heldentaten im Kampf um das Schicksal des Dunklen Turmes berichten, von Gedanken- und Traumreisen, von Monsterwesen und Tierattacken, von Geistererscheinungen und Albträumen, und immer wieder von Schlachten.

Die erste Geschichte beginnt mit dem übersinnlich begabten Jungen Sheemie Ruiz im trostlosen Gefängnis Devar-Toi, wo er im Dienste des Scharlachroten Königs an der Zerstörung des Universums mitwirken soll. Was Sheemie die Hoffnung auf Rettung bewahren lässt, ist sein Glauben an das Gute und sein Vertrauen auf Roland, mit dem er einst ein Stück gereist ist. Auf seiner Flucht bekommt es Sheemie von Hambry neben den tierköpfigen Wachen, die ihm bald auf den Fersen sind, noch mit den monströsen „Großen Alten“ zu tun, den „Obersten Herren von Mittwelt“. Bezüge zum literarischen Werk von Howard Phillips Lovecraft sind da wohl kein Zufall.

In der zweiten Geschichte geht es um Erinnerungen von Roland Deschain von Gilead, die den Revolvermann im Traum heimsuchen: Nach dem Fall Gileads und vor der Schlacht am Jericho Hill geraten er und das aus seinen besten Jugendfreunden bestehende Ka-Tet in eine teuflische Falle von Ghulen (sic!), die ihnen die Lebenskräfte rauben wollen.   

Die dritte Geschichte ist eine Geschichte, die Roland Aileen Ritter erzählt, nach der verlustreichen Schlacht am Jericho Hill. Sie handelt vom sagenhaften Krieger Arthur Eld, der einst klein angefangen hat und dann im Kampf mit dem blutrünstigen Hünen Lord Perth ganz groß rausgekommen ist. Parallelen zur Bibelgeschichte von David und Goliath sind dabei überdeutlich.

Insgesamt bilden diese drei sehr unterschiedlichen Geschichten ein überzeugendes Panorama über Stephen Kings Mittwelt-Universum und die Abenteuer des Revolvermannes Roland Deschain von Gilead ab. Da wird vor und zurückgesprungen in der Zeit, tauchen immer wieder alte Bekannte auf.    

In dieser Form nimmt der elfte Sammelband eindeutig eine Sonderstellung ein, wird in zwei Vorworten, einem ersten vom US-Verlagsrepräsentanten Ralph Macchio und einem zweiten von Zeichner Richard Isanove, gar als Abschlussband der Reihe gehandelt.

Nach einigen „Gast-Zeichnern“ im Verlauf der Serie hatte nun also wieder Richard Isanove das Zeichenzepter in der Hand, allzu gerecht, hat er doch den Stil der gesamten Reihe maßgeblich geprägt und in den ersten Bänden deutlich vorgegeben. Beim Coloring hat Isanove nichtsdestotrotz Unterstützung von Dean White erhalten.   

Am Skript saß hauptsächlich Peter David, bis ihn ein Schlaganfall ereilte. Dieser tragische Vorfall soll mit ein Grund gewesen sein für den überraschenden Abschluss der gesamten Graphic-Novel-Reihe zu Stephen Kings Roman-Zyklus „Der Dunkle Turm“. Mittlerweile hat Peter David die Folgen seines Schlaganfalls allerdings wohl gut überstanden. In den USA wurde die Reihe mit neuen Veröffentlichungen wiederbelebt.  

Panini Comics bietet den elften Teil der Reihe auf üblichem griffigen und stabilen Papier im gewohnt gut verarbeiteten Klappbroschur-Softcover mit Spotlack-Akzenten an. Im Bonusbereich am Ende des Bandes finden sich wieder die Cover-Motive der originalen Einzelbände, allesamt von Richard Isanove.

Wie die vorangegangenen Sammelbände wird auch dieser vom Splitter-Verlag als zusätzliche Hardcover-Luxusausgabe im Überformat vertrieben.

Fazit: Auch der elfte Sammelband der Graphic-Novel-Reihe zu Stephen Kings „Der Dunkle Turm“ bietet eine schöne Ergänzung zum Epos, wenn auch eher in kleinen Vignetten. Nichtsdestotrotz in überzeugender, kunstvoller Gestaltung, zeichnerisch wieder in „ursprünglicher Qualität“. Ein ordentlicher „Abschluss“. Hoffentlich nur vorläufig ...