Deadly Class 10

Die Zeiten an der Kings Dominion sind endgültig vorbei, doch was wird nun aus den Studenten? Welche seelischen Wunden haben die dortigen Erlebnisse hinterlassen und wie gehen die Ehemaligen damit um? „Deadly Class 10“ zeigt eine Zeitreise von 12 Jahren.

von Alice

Marcus hat ein neues Leben begonnen, wohnt in einer WG und hat einen Job als Pizzabote, den er unter falschem Namen ausführt. Er hat eine Beziehung mit einer jungen Frau, die ein sorgenfreies Leben hatte und somit sehr anders ist, als jede, mit der er bisher zusammen war. Die Vergangenheit holt ihn jedoch bald ein, als ihm ein Attentäter auflauert. So beschließt Marcus, den Kontakt zu alten Bekannten wieder aufzubauen, und begibt sich auf einen Bootsausflug mit Jayla, Zenzele, Toshawi und Helmut. Betrachtet man die gemeinsamen Erlebnisse, mag dies merkwürdig erscheinen, jedoch hat sich im Laufe der Jahre vieles verändert. Gemeinsam blicken sie zurück, auf den Moment, als sie beschlossen haben, die Kings Dominion zu verlassen.

„Deadly Class 10“ unterscheidet sich deutlich von den bisherigen Bänden, indem einzelne Ereignisse erzählt werden, die sich über 12 Jahre ereignet haben. Hierbei springt der Band zeitlich hin und her, was eine interessante Form des Spannungsaufbaus ermöglicht. Zunächst bekommt man Einblicke aus einem späteren Zeitabschnitt, daraufhin erhält man die Geschichte, wie es dazu kam. Dies beantwortet viele Fragen, lässt jedoch genug offen, um Neugierde auf die Fortsetzung zu wecken. Die Erzählung birgt allerdings noch mehr als die Klärung spannender Fragen. Wie man bereits in vorherigen Bänden erlebt hat, kommen hin und wieder Themen auf, die zum Nachdenken anregen. Zunächst einfache Gespräche nehmen eine interessante Entwicklung, wodurch sie gut in Erinnerung bleiben. Mal geht es um Vergebung, mal wird über Comics und Underground-Musik philosophiert.

Neben mehreren ruhigen Phasen, begegnet man actionreichen und gewohnt brutalen Kampfszenen, insbesondere als in die Vergangenheit, zu den Zeiten auf der Kings Dominion, zurückgeblickt wird. Hierbei hat nicht nur Marcus eine spannende Geschichte erlebt, sondern auch Saya, die ein Geheimnis mit Meister Lin teilt. Dialoge, die nachdenklich stimmen, und häufig zum Splatter neigende Kampfszenen sind die beiden wesentlichen Elemente, die diese Comic-Reihe ausmachen. Manchmal überwiegen die ruhigen Szenen, in anderen Bänden hatten die Leser keine Atempause. Dieses mal ist die Verteilung ausgewogen, was eine angenehme Mischung ergibt.

Nicht nur erzählerisch, sondern auch optisch stellt dieser Band eine Besonderheit dar. Es gibt zahlreiche Szenen in einem außergewöhnlichen Stil. Einzelne Szenen werden in Grautönen dargestellt und enthalten als einzige Farbe Rot. Zunächst sind es einzelne Elemente, dann der ganze Hintergrund. Als es zu einem Erdbeben kommt, scheinen auch die Panels durch Gegend zu springen und dabei zu zerbrechen. An diesen Beispielen wird klar, dass der Kolorist Lee Loughridge seine Arbeit an dieser Reihe ohne Stilbruch erfolgreich fortsetzt, nachdem er seit Band 4 bis 9 pausiert hatte.

Fazit: „Deadly Class 10“ tanzt mit Zeitsprüngen innerhalb von 12 Jahren aus der Reihe und präsentiert erfolgreich einen bisher ungewohnten Erzählstil. Auch optisch erwarten den Leser angenehme Überraschungen.

Deadly Class 10
Comic
Rick Remender, Wes Craig, Lee Loughridge
Cross Cult 2022
ISBN: 978-3-96658-732-7
152 S., Softcover, deutsch
Preis: EUR 16,80

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