Mit dem vierten Band „Der gesprungene Kristall“ wird in chronologischer Reihenfolge die „Saga vom Dunkelelfen“ und seiner (im letzten Band erstmals erschienenen) Freunde fortgesetzt – im Gegensatz zum Erscheinen der Romanserie, in welcher der jetzt erschienene Band den Anfang machte und uns erst nachträglich auch die Jugendjahre des weltbekannten Drow-Waldläufers geschildert wurden.

Nicht ganz nahtlos schließt der vorliegende Band an den dritten an. Drizzt do’Urden hat sich in Eiswindtal in der Gesellschaft seines Freundes Bruenor Heldenhammer, des Königs der Zwerge, eingelebt. Eine Freundschaft verbindet ihn auch mit dessen menschlicher Ziehtochter Catti-brie und dem Halbling Regis, während die meisten der Bewohner von Zehnstädte ihm nach wie vor misstrauisch gegenüberstehen und seine Verdienste in der Abwehr von Monstern und Humanoiden nicht anerkennen, bis schließlich eine weitaus größere Bedrohung das ganze zivilisierte Eiswindtal zu vernichten droht.

Ein Dämonenfürst aus den Tiefen des Abyss, ein dilettantischer Zauberlehrling mit einem bösartigen Artefakt, die vereinten Stämme der Riesen, Orks und Goblins aus den Bergen des Grats der Welt und die irregeleiteten Barbaren von Eiswindtal sind kurz davor Zehnstädte zu vernichten. Dabei fragt man sich, weshalb es Menschen überhaupt in diese lebensfeindliche Umgebung verschlägt, und lernt dann auch im Handumdrehen die leicht mutiert aussehende Knöchelkopfforelle kennen, deren elfenbeinartiger Kopfhöcker nur in Eiswindtal gefischt werden kann und fast mit Gold aufgewogen wird. Grund genug für jede Menge goldgräberartige Gesellen, den Weg also nach Zehnstädte gefunden zu haben, um sich dort von den vereinten Boshaftigkeiten der nördlichen Vergessenen Reiche bedrohen zu lassen.

So ist der anstehende Kampf auch farbenprächtig und unterhaltsam geschildert. Robert A. Salvatore ist ja durchaus für seine blumigen Kampfbeschreibungen bekannt und berüchtigt (und auch gerade deswegen geliebt). Und dies wird im vorliegenden Comic versucht, in (weniger) Wort und (mehr) Bild umzusetzen, wobei man sagen kann, dass das im Großen und Ganzen auch gelingt. Die Darstellungen sind actionreich und schaffen es eigentlich auch immer, durch großzügigen Gebrauch der Farb-Palette die unterschiedlichen Stimmungen – es gibt ja durchaus auch ruhigere Momente – zu vermitteln. Gerade die Hintergründe sind besonders prägnant, wenn sich etwa der Dämon in einer Wand aus Feuer materialisiert, die eisige Lagerstatt des Weißen Drachen in bläuliches Licht getaucht erstrahlt oder die vom Artefakt Crenshinibon geschaffene Festung in türkis-fahlem Licht schimmert.

Dabei muss man sagen, dass zwar die Kolorierung nach wie vor von hervorragender Qualität ist, die Zeichnungen selbst aber mit dem Zeichner-Wechsel definitiv Qualität eingebüßt haben. Besonders die Darstellung von Drizzt lässt wirklich zu wünschen übrig. Während Tim Seeley in den ersten Bänden Drizzt ein jugend- und jungenhaftes Gesicht verpasste, sieht Drizzt im von Val Semeiks gezeichneten und hier besprochenen vierten Band geradezu verhärmt aus.

Fazit: Neben der im Allgemeinen zufriedenstellenden Optik ist das beste Argument für die Qualität des Bandes die hervorragende Geschichte der Vorlage. Dabei muss man loben, dass Panini Comics sich von der halbierten Erscheinungsweise der deutschen Roman-Serie gelöst hat und die einzelnen Bände jeweils komplett veröffentlicht. Auch wenn mit „Der gesprungene Kristall“ eigentlich der vierte Band vorliegt, so kann trotzdem auch noch der Neueinstieg in die Serie empfohlen werden.