DC Celebration – Die Schurken von Gotham

Ein Held lebt in nicht geringem Maße von seinen Gegenspielern, denn an ihnen muss er sich beweisen. Bei Batman hat es, nicht zuletzt Dank seiner mittlerweile über 80-jährigen Geschichte, an starken Schurken nie gemangelt. Der Joker, der Riddler, der Pinguin, Catwoman, Scarecrow und Poison Ivy sind nur ein paar Gestalten aus der illustren Riege derer, mit denen Batman seit Jahrzehnten zu kämpfen hat. Nun hat DC diesen mörderischen Verrückten eine eigene Jubiläums-Anthologie spendiert.

von Kurt Wagner

Wie alle Bände der „DC Celebration“-Reihe ist auch dieser ein etwas überformatiger Hardcoverband im Umfang von nicht nummerierten 116 Seiten. Acht Kurzgeschichten von einer ganzen Riege an Autoren und Zeichnern sind darin enthalten, eingeleitet von ein paar warmen Worten von Christian Heiß, und am Schluss befindet sich eine höchst erfreuliche Variant-Cover-Galerie mit immerhin 8 Seiten, die die durch den ganzen Band verstreuten Ganzseiten „Pin-Ups“ der Schurken wunderbar ergänzt. Von der Aufmachung her also alles top!

Die Geschichten widmen sich jeweils einem Schurken. Präsentiert werden dabei (in dieser Reihenfolge) der Pinguin (feat. Catwoman), Scarecrow, Poison Ivy, Red Hood, der Mad Hatter, Killer Moth, Ra’s al Ghul und Talia al Ghul. Kenner merken gleich: Ja, das sind namhafte Schurken. Es fehlen aber durchaus einige Schwergewichte, etwa der Riddler, Bane, Two-Face sowie natürlich der Joker und Catwoman (die beiden letzten haben allerdings zu Recht ganz eigene „DC Celebration“-Bände bekommen). Am Ende kann es halt nur ein Querschnitt durch das Böse von Gotham City sein, denn es gab innerhalb von 80 Jahren einfach zu viel davon für einen Band. (Interessanterweise lautet der Titel im englischen Original dann auch „Gotham City Villains Anniversary Giant 1“, es könnte also ein Folgeband in Planung sein.)

Gleich zu Beginn steht die Kurzgeschichte, die zweifellos die meiste Aufmerksamkeit bei Presse und Lesern erweckt haben dürfte, schließlich wurde die dem Pinguin gewidmete Story von keinem Geringeren als Hollywood-Star Danny DeVito geschrieben, der den kleinwüchsigen Schurken in Tim Burtons Fledermaus-Film „Batmans Rückkehr“ aus dem Jahr 1992 gespielt hatte. Man merkt dem Schauspieler die Liebe zur Figur noch deutlich an, entsprechend wird der Pinguin zu einer Art skurrilem Anti-Held umgedeutet, der letzten Endes die Welt rettet und das Mädchen (Catwoman) kriegt. Dass das alles – selbst im Comic-Kosmos – nicht ganz glaubwürdig wirkt, geschenkt! Zu deutlich ist das Ganze ein Wunschtraum von Autor DeVito für seine Figur, die im Film damals kein gutes Ende nahm und obendrein Michelle Pfeiffers sexy Katzenfrau auch noch dem doofen Batman überlassen musste.

Die Folgegeschichten fallen überwiegend in die Kategorie „klein, aber mit einem netten Twist“. Poison Ivys tritt als Öko-Terroristin auf, als ätherische grüne Todesfee, die auf ihre ganz eigene, poetisch-zerstörerische Weise gegen Umweltsünder vorgeht. Red Hood wollte dem Verbrechen gegen Batman neuen Stil verleihen, und muss erkennen, dass die Unterwelt von Gotham nicht zur dankbaren Art gehört. Der Mad Hatter erweist sich als echter Psychopath, der doch manchmal völlig falsch eingeschätzt wird. Zwischen Ra’s al Ghul und Batman ist jeder Kampf wie ein Schachspiel zwischen Meistern, wodurch deren Gegnerschaft zu etwas Größerem überhöht wird. Und Talia al Ghul wird in einem Moment der Müdigkeit und Schwäche gezeigt, der von einer Erinnerung an den Mann geprägt ist, der sie zu der Person machte, die sie heute ist.

Wirklich eher belanglos ist bloß der Kurzauftritt von Killer Moth, der über sein Leben philosophiert. Und auch Scarecrows Inszenierung eines opernhaften Heldenauftritts von Nightwing klingt nur pompös, ist aber irgendwie inhaltsleer.

Die Optik ist erwartungsgemäß abwechslungsreich, wobei düstere Elemente überwiegen, wie man es von „Batman“-Comics heute gewöhnt ist. Leichtigkeit und Farbenfreude sind eher die Ausnahme, eine davon die bereits eingangs erwähnte Pinguin-Geschichte. Augenfällig ist auch die Poison-Ivy-Story, die mit vielen floralen Ornamenten und Funkeln in ihrer Vernichtung eine fast träumerische Note erhält.

Fazit: Man kann sich über die Qualität dieser Anthologie streiten. Ist die Scarecrow-Geschichte nun Schurbelei oder Kunst? Ist Danny DeVitos Pinguin ein sympathischer Wunschtraum seines Autors oder ein wenig glaubwürdiger Trip mit Heile-Welt-Botschaft? Und ist Poison Ivys Umweltaktivismus nun Poesie oder hübsch verpackter Massenmord? Ein Comic-Band, der Schurken in den Fokus stellt, hat es naturgemäß nicht leicht – und er macht es auch den Lesern nicht einfach, denn die Taten von Verrückten erfordern ein Nachdenken, um für sich einzuordnen, was man nun von ihnen halten mag. Ein interessanter Band, aber – gerade für den Preis – doch etwas zu schnell gelesen und nicht so intensiv, wie die „Celebration“-Ausgaben, die sich nur einer Person gewidmet haben.

DC Celebration – Die Schurken von Gotham
Comic
Danny DeVito, Dan Mora, G. Willow Wilson, Emma Ríos u. a.
Panini Comics 2022
ISBN: 978-3-7416-3035-4
116 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 24,00

bei amazon.de bestellen