Die CDs sind in einer kleinen Pappbox in Rot- und Schwarztönen untergebracht, die Front zeigt den Einen Ring und das Auge Saurons. Dies sollte wohl Assoziationen zu dem weitaus bekannteren Werk „Der Herr der Ringe“ schaffen, aber weder die Ringe der Macht noch Sauron spielen im „Silmarillion“ eine größere Rolle. Die Box enthält die 13 CDs in einfachen Papphüllen mit dem gleichen Motiv, auf der Rückseite jeder CD sind jeweils die gelesenen Kapitel und die Laufzeit aufgeführt. In einem kleinen Begleitbuch findet man einen kurzen Lebenslauf von J. R. R. Tolkien, einen noch kürzeren von Achim Höppner und die Stammbäume der Elben, die aus dem Originalbuch abgescannt wurden. Abgerundet wird das Begleitbuch durch ein umfangreiches alphabetisches Namens- und Begriffsverzeichnis und einen Kartenausschnitt ebenfalls aus dem Originalbuch.

Während in „Der Herr der Ringe“ das Dritte Zeitalter Mittelerdes mit dem Ringkrieg sein Ende fand, schildert „Das Silmarillion“ den Auszug der Elben aus Valionor, dem Land der Götter, nach Mittelelerde und die Geschehnisse des Ersten Zeitalters. Es wird die Geschichte Melkors, des Todfeindes der Götter und Elben, seines Raubes der Silmaril und des langen Krieges der Elben in Mittelerde erzählt, um jene zurückzugewinnen.

Wer von „Der Herr der Ringe“ fasziniert war, wird „Das Silmarillion“ lieben. In dem gewaltigen Epos wird all das erzählt, was für Frodo und seine Freunde am Ende des Dritten Zeitalters nur noch dunkle Vergangenheit ist. Und nach dieser Lektüre erscheint „Der Herr der Ringe“ in einem anderen Licht. Die Lieder der Elben, die Frodo und Sam nur bruchstückhaft vorgetragen werden, ergeben plötzlich einen Sinn. Ruinen, an denen die Gemeinschaft des Ringes vorbeizieht, werden zu Schatten längst vergangener Königreiche.

„Das Silmarilion“ ist für all jene geschrieben, die gerne den vollständigen Stammbaum von Galadriel kennen würden. Und für jene, die gerne wissen würden, wer eigentlich Círdan ist, jene Gestalt, die am Ende von „Die Rückkehr des Königs“ in den Grauen Anfurten die Schiffe bereithält, auf denen die Elben Mittelerde verlassen. Und was es mit dem Ring Barahirs auf sich hat, den Aragorn am Finger trägt und dessen Bild Saruman in „Die Rückkehr des Königs“ (extended version) in einem alten Buch findet. „Der Herr der Ringe“ und „Das Silmarillion“ werden zu einem Gesamtkunstwerk, das das Genie J. R. R. Tolkiens erst vollständig offenbart.

Doch genau hier liegt auch die einzige Schwäche des Hörbuchs: Es ist ein recht komplexes Werk mit vielen Namen und geograhischen Informationen, zum Teil in elbischer Sprache. Und im Gegensatz zum Buch, wo man kurz inne halten kann, findet man bei einer Lesung kaum die Zeit, im Begriffsverzeichnis unklare Wörter noch einmal nachzuschlagen. So empfiehlt es sich, „Das Silmarillion“ zumindest in Teilen gelesen zu haben, um beim Hörbuch nicht den Anschluss zu verlieren. Für Neueinsteiger, die weder „Der Herr der Ringe“ noch „Das Silmarillion“ kennen, ist die CD-Sammlung eher ungeeignet.

Fazit: Zusammenfassend ist das Hörbuch „J. R. R. Tolkien: Das Silmarillion“ eine gelungene Umsetzung des gleichnamigen Buches. Die wohlbekannte Stimme Gandalfs zieht den Hörer in kürzester Zeit in ihren Bann. Und auch wenn Verpackung und Layout einfach gestaltet wurden, ist die CD-Box ihren Preis auf jeden Fall wert. Ein Muss für jeden Tolkien-Fan, der für ein paar Stunden die Realität vergessen möchte!