Cthulhu Spieler-Handbuch

Das „Cthulhu“-Rollenspiel geht mit der überarbeiteten Neuauflage des Regelwerks in eine neue Etappe. Das alte Grundregelwerk ist ausverkauft und das „Cthulhu“-Redaktionsteam dachte sich, dass man das Rollenspiel noch etwas verbessern kann. Und so entstand die 6. Regeledition, in die man maßvoll Neuerungen hat einfließen lassen.

von Markus Kolbeck

 

Von Spielern kam oft der Wunsch, ein separates „Spieler-Handbuch“ zur Verfügung zu haben, denn viele Spielleiter gewähren ihnen keinen Einblick in das Regelbuch, damit sie nicht verfrüht Einsichten in den Cthulhu-Mythos erlangen. Diesem Wunsch ist Pegasus Spiele nachgekommen und hat das alte Grundregelwerk in ein „Spieler-“ und ein „Spielleiter-Handbuch“ aufgeteilt, sodass die Spieler nur die Informationen zu Lesen bekommen, die auch für sie bestimmt sind. Das „Spieler-Handbuch“ hat 230 Seiten, das „Spielleiter-Handbuch“ 400 Seiten. Zusammen ist das im Vergleich zum alten Grundregelwerk ein rund doppelt so großer Umfang, da erheblich erweitert wurde, um die Hauptspielzeit der 1920er Jahre und die Regeln besser darstellen zu können.

Im Folgenden sollen die Neuerungen vorgestellt werden. Wer mehr über das Regelwerk selbst lesen will, dem sei die Rezension „H. P. Lovecrafts Cthulhu“ im Ringboten empfohlen, die sich aber auf die Vorauflage bezieht.

Die neuen Inhalte sind im Einzelnen: Die Charaktererschaffung wurde um Hilfestellungen und Tabellen erweitert, die helfen sollen, einen facettenreichen Charakter zu erschaffen. So findet man Angaben zu den Kontakten, Mentoren, Archetypen usw. Dabei wurde auf einen Artikel aus „Cthuloide Welten #3“ zurückgegriffen. Außerdem wurde eine Tabelle eingefügt, die angibt, welche BI (Bildung) in etwa welcher (akademischen) Ausbildung entspricht.

Aus dem „Investigator’s Companion“ und aus „Amerika – In Städten und Wäldern“ stammen zahlreiche neue Berufe mit Einkommen, Kontakten usw. für amerikanische Charaktere. Aber auch für deutsche Charaktere sind geeignete Berufe beschrieben, da die Texte entsprechend erweitert wurden. So ist die Möglichkeit ins Regelwerk eingebaut, eine Kampagne in Deutschland mit deutschen Charakteren spielen zu lassen.

Neues Hintergrundmaterial (zum Teil aus dem „Amerika“-Band) gibt es zum Zeitalter des Jazz, der klassischen Lovecraft-Epoche der Goldenen Zwanziger, für Amerika und Deutschland. „Cthulhu“ lässt sich natürlich neben den 1920ern auch noch in anderen Epochen spielen, vornehmlich den 1890er Jahren und der Jetztzeit, die in weiteren Publikationen Erwähnung finden.

Der Ausrüstungsteil wurde ebenfalls dem „Amerika“-Band entnommen, wobei die Preise in US-Dollar angegeben sind, aber es wird ein einfach anzuwendender Umrechnungskurs für Reichsmark angegeben. Die Waffenliste wurde deutlich erweitert; es gibt allgemeine Waffen eines bestimmten Kalibers und spezielle Waffentypen.

Neu ist auch das 20-seitige Soloabenteuer „Schatten über Arkham“, das den Leser gleich nach der Lektüre des Bandes erstmals die Regeln anwenden und erste Einsichten in den Cthulhu-Mythos gewinnen lässt. Soweit zu den inhaltlichen Neuerungen.

Es gibt auch einige neue Regeln, die dem „Keeper’s Companion“ entnommen wurden. „Auto fahren“ und „Gespann fahren“ wurden der Fertigkeitsgruppe „Fahren“ untergeordnet. So gibt es dann also „Fahren (Auto)“ und „Fahren (Gespann)“. Der Startwert für „Klettern“ berechnet sich von nun an aus ST (Stärke) und GE (Geschicklichkeit). Und der Gruppenglückswurf wird als Wurf auf den niedrigsten Glückswert eines der Gruppenmitglieder definiert.

Es gibt von nun an offiziell leichte, normale und schwierige Fertigkeitswürfe (mit doppelter, normaler und halber Erfolgschance) sowie Würfe mit Boni oder Mali.

Als optionale Regeln von der deutschen „Cthulhu“-Redaktion gibt es gezielte Angriffe (etwa der Schuss ins Bein), eine Darstellung, wie man Treffer auf Körperzonen handhaben kann, sowie die Auswirkungen von schweren Verletzungen. Optionale Fertigkeiten sind „Schiffsführung“ und „Tauchen“. Neu sind auch die detaillierten Regeln für Verfolgungsjagden mit Fahrzeugen.

Auch bei den Begrifflichkeiten gibt es einige Änderungen. Aus „Handfeuerwaffe“ wurde „Faustfeuerwaffe“, aus „Kreditwürdigkeit“ „Ansehen“, aus „Naturgeschichte“ „Naturkunde“ und aus „Navigation“ „Orientierung“. „Kraftprobe“ kann jetzt auch „Widerstandswurf“ heißen, „Schlangenmänner“ wurden in „Schlangenvolk“ umbenannt, „Wesen aus der Tiefe“ sind jetzt „Tiefe Wesen“ und gleichwertig mit dem „Zeichen der Älteren“ ist das „Ältere Zeichen“.

Es gibt noch einige korrigierte Regeln, da man sich mit dieser Auflage genau an die amerikanische Originalvorlage halten will. Es ist jetzt möglich, bei doppelläufigen Schrotflinten beide Läufe mit einem einzigen Trefferwurf abzufeuern. Die Kernschussweite ist nicht mehr GE/3, sondern GE*0,3 m. Man kann von nun an mit allen Schusswaffen gezielte Schüsse abgeben, nicht nur mit Gewehren. Wer ungezielt feuern will, behält seine volle Trefferchance bei einem Fertigkeitswert von 60% aufwärts. Die Fertigkeit „Kampfsportart“ kann man jetzt in allen Epochen erlernen. Von nun an kann man auch mit einem Fußtritt einen Gegner betäuben. Bei der Charaktererschaffung weggefallen ist, dass man für ein zusätzliches Jahr Schule einen Punkt BI mehr bekommt.

Erfreulicherweise wurden auch die Errata der Vorauflage aufgenommen und die Waffentabelle sowie der untere Teil des 1920er Jahre-Charakterblatts wurden um Formatierungsfehler bereinigt.

Fazit: Das regeltechnische Grundkonzept von „Cthulhu“ wurde nicht angetastet – „Cthulhu“ ist nach wie vor „Cthulhu“. Die an sich lobenswerte, erweiterte Charaktererschaffung geht allerdings nicht mehr ganz so schnell von der Hand wie in der Vorauflage, da man sich vermehrt Gedanken darüber machen muss, was für einen Charakter mit welchen Eigenschaften man eigentlich spielen will. Wenn Zeitnot herrscht (beispielsweise auf  Cons), kann man die zusätzlichen Regeln bei der Charaktererschaffung auch auslassen oder später nachholen.

Eindeutige Pluspunkte sind das neu hinzugekommene Kapitel über das Leben in den 1920ern und das Soloabenteuer. So wird man mit der Epoche vertrauter (was für das Rollenspiel förderlich ist) und bekommt eine erste Vorstellung davon, was es mit dem Cthulhu-Mythos auf sich hat. Das „Spieler-Handbuch“ beinhaltet einiges an Mehrwert gegenüber dem entsprechenden Teil in der Vorauflage, und das Konzept, das alte Grundregelwerk auf zwei Bände aufzuteilen, kann als gelungen bezeichnet werden.

Für Leute, die sich gerne noch weiter informieren, gibt es diverse Websites. So gibt es mehr Informationen zu „Cthulhu“ unter www.pegasus.de/cthulhu.  Mit Gleichgesinnten kann man sich auf www.cthulhu-forum.de treffen. Die Website des beliebten Magazins „Cthuloide Welten“ lautet www.cthuloide-welten.de. Und wer sich in den Cthulhu-Newsletter eintragen will, um aktuelle Informationen rund um das Rollenspiel zu erhalten, der schreibe eine Email an: Cthulhu-Newsletter-subscribe@yahoogroups.de.


Cthulhu Spieler-Handbuch
Grundregelbuch
Sandy Petersen, Lynn Willis u. a.
Pegasus Spiele 2003
ISBN: 3-930635-94-1
230 S., Hardcover, deutsch
Preis: EUR 19,95

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